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Das zweite Leben

Das zweite Leben

Titel: Das zweite Leben
Autoren: James White
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entfernt dort drüben«, sagte sie. »Möglicherweise eine optische Täuschung oder eine Stelle verdorrter Vegetation, aber normalerweise hinterläßt nur ein Raumschiff Abdrücke wie die, die ich von Bord aus zu sehen glaubte, als wir landeten.«
    Peter sah die Mulde vom nächsten kleinen Hügel aus, den sie erklommen. Ihr Durchmesser betrug etwa hundert Meter. Das Gras war um eine Spur heller als das umgebende, denn das alte war bei Landung und Start verbrannt worden, und neues war an seiner Stelle aus dem Boden geschossen. Peter kannte solche Anblicke von vielen anderen Welten her, auf denen andere Suchschiffe vor ihnen gelandet waren.
    Aber niemals sie selbst!
    Und wenn doch? Nur dieses eine Mal?
    »Es wäre, nach dem fortgeschrittenen neuen Bewuchs zu urteilen, unsere erste Landung auf einem Planeten überhaupt gewesen«, überlegte er laut. »Der Robot kann die genauen Daten liefern, wenn er das Gras untersucht. Dann weiß ich, ob ich alt geworden bin.«
    Jan nahm ihre Hand weg und fuhr ihn an: »Sei nicht kindisch! Die Wahrscheinlichkeit, daß ein anderes Suchschiff vor uns gelandet ist, ist zehnmal geringer als die, daß du dich geirrt hast. Ich sollte den Roboter wirklich losschicken, damit er eine ID-Untersuchung durchführt. Dann haben wir Gewißheit, ob wir die Mulde verursacht haben!«
    Wieso zitterte Peter plötzlich? Sein Herz schlug so wild, daß das Blut in seinen Schläfen hämmerte.
    »Ja«, sagte er. »Ich will es wissen. Schick ihn hin.«
    »Nein. Du schickst ihn.«
    »Dazu bin ich augenblicklich nicht in der Lage«, gab er widerwillig zu. »Ich könnte keine entsprechenden Instruktionen formulieren.«
    Jan stieß eine Verwünschung aus. Sah sie nicht, in welcher Verfassung er war? Endlich gab sie dem Roboter die Anweisungen. Die Sucher standen auf der Kuppe des Hügels und beobachteten, wie er sich an die Arbeit machte.
    »Es tut mir leid«, sagte Jan plötzlich. »Du nimmst es viel zu schwer, Lieber. Jeder von uns macht einmal einen Fehler, und dieser ist nicht der Rede wert.«
    »Versprich mir eines«, sagte Peter hart. Er packte ihren Arm und drückte ihn fest. »Solltest du in Zukunft jemals wieder das Gefühl haben, daß ich etwas falsch mache, oder wenn du mich kritisieren willst, dann nimm bitte keine Rücksichten. Sag, was du denkst, Jan.«
    Die Frau starrte ihren Mann an, als ob sie ihn zum erstenmal sähe. Erst jetzt schien ihr bewußt zu werden, wie sehr er sich quälte, und sie schämte sich. Sie wollte etwas sagen, doch Peter winkte ab. Der Roboter hatte seine Untersuchungen beendet und erstattete Bericht:
    TIEFE UND ART DER MULDE KENNZEICHNEND FÜR LANDUNG UND ANSCHLIESSENDEN START EINES RAUMSCHIFFS VON DER MASSE DER INTERSTELLAREN SUCHSCHIFFE. MIT ANTIGRAVANTRIEB DES KONVENTIONELLEN TYPS, war die monotone, gefühllose Stimme in den Helmfunkempfängern der Sucher zu hören. RESIDUALSTRAHLUNG UND TIEFE DER EINDRÜCKE VON LANDESTÜTZEN ERHÄRTEN DIESE ANALYSE. UMFANG UND FORM DER VERTIEFUNGEN MACHEN DEUTLICH, DASS DAS GELANDETE SCHIFF NICHT IDENTISCH MIT DEN FRÜHEREN UND GEGENWÄRTIG BENUTZTEN SUCHSCHIFFEN DER ERDE IST. NÄHERE IDENTIFIKATION DESHALB NICHT MÖGLICH.
    Jan drehte sich zu Peter um und sagte lächelnd: »Ich bin froh, daß du dich doch nicht geirrt …« Sie wurde bleich, als ihr die Bedeutung der Auskünfte des Roboters klar wurde.
    »Ja«, sagte Peter. »Jemand anders ist so wie wir auf der Suche. Jemand, der ebenfalls den Sternenantrieb entwickelt hat und die gleiche Art Schiffe baut wie wir, weil es wohl nur diese eine Möglichkeit für überlichtschnellen Flug gibt.« Peter schwieg einige Sekunden und sah zum Himmel auf. »Und eines Tages werden wir den anderen vielleicht begegnen. Wir müssen weiter den Signalen längst verschwundener Zivilisationen folgen und Zeugnisse unserer Anwesenheit hinterlassen, Sender auf jeder besuchten Welt und Informationen über uns, die Erde und ihre Position in der Galaxis. Wir werden sie auf den Welten, die wir bereits besucht haben, aufstellen, so daß die Unbekannten sie finden. Und eines Tages, wenn wir Glück haben, werden sie von ihnen entdeckt und ausgewertet werden, weil sie ebenso wie wir einsam sind und nicht bereit, die Hände in den Schoß zu legen.«
    Jan und Peter sahen sich an. Dann fielen sie sich plötzlich in einem Freudentaumel in die Arme, trotz der klobigen Schutzanzüge. Sie lachten und weinten. Jan sah so jung aus wie lange nicht mehr. Ihr Leben hatte wieder einen Sinn bekommen. Unternehmungslust und
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