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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich
Autoren: Rebecca Gablé
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… furchtbar.«»Ja. Ich bin sicher, das war es. Geh nur und sieh, ob du deiner Mutter helfen kannst. Wir kümmern uns schon selbst um die Pferde.«
    Hyld eilte zur Halle zurück. Ælfric löste den Sattelgurt, schlang ihn über den hölzernen Sattel und führte seinen Wallach auf das Stalltor zu. Guthric machte ihm Platz.
    Ælfric hielt einen Moment an, ließ den Zügel los, holte aus und schlug ihn so hart ins Gesicht, daß Guthric gegen die Stallwand geschleudert wurde. Er zog erschrocken die Luft ein, und noch ehe er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, schlug sein Vater ihn mit dem Handrücken in die andere Gesichtshälfte.
    Guthric legte sicherheitshalber die linke Hand um den Torpfosten und schüttelte kurz den Kopf. »Gott … War’s das?«
    »Wenn ich das nächste Mal sage, du sollst mit mir reiten, wirst du nicht verschwinden.«
    »Nein, Vater.«
    »Und um dich von deiner eitlen Lust am Lesen zu heilen, wirst du Edgars Aufgaben übernehmen, bis er wieder gesund ist oder wir einen neuen Stallknecht gefunden haben.«
    Guthric sah einen Augenblick ungläubig zu ihm auf. Dann wandte er den Kopf ab, damit sein Vater das rebellische Aufblitzen in seinen Augen nicht sah. »Wie du willst, Vater.«
    Ælfric drückte ihm wortlos die Zügel in die Hand, machte auf dem Absatz kehrt und überquerte mit großen Schritten den Innenhof.
    Cædmon zog den Sattel von Beorns Rücken und hängte ihn auf den zugehörigen Holzpflock, nahm dem Pferd die Trense aus dem Maul, spülte sie in einem Eimer Wasser ab, alles ohne einen Ton zu sagen. Guthric stand mit verschränkten Armen an einen Pfosten gelehnt und beobachtete, wie sein Bruder auch das Pferd des Vaters versorgte.
    »Du könntest wenigstens einen von beiden abreiben«, knurrte Cædmon wütend.
    Guthric zog verwundert eine Braue hoch, nahm eine Handvoll reines Stroh und fuhr dem Wallach damit über die Flanke. »Man könnte beinah meinen, du beneidest mich um meine neue Aufgabe, die, so hörte ich heute morgen, eigentlich schon Dunstan versprochen war. Aber der kostbare Dunstan wird natürlich wieder einmal verschont.« »Nun, wie es aussieht, war’s ja noch nicht zu spät für Edgar, auch wenn Dunstan vergessen hat, Mutter sofort Bescheid zu geben«, sagte Cædmon über die Schulter.
    »Ich würde sagen, das bleibt noch abzuwarten. Und ich würde darüber hinaus sagen, das ist überhaupt nicht der Punkt. Oder? Hier wird wieder einmal mit zweierlei Maß gemessen. Wie üblich.«
    Cædmon hielt einen Augenblick mit seiner Arbeit inne. »Du hast recht. Wie üblich.« Seine Stimme klang eigentümlich leblos.
    Auch Guthric ließ die Hand mit dem Stroh sinken. »Was hast du, Cædmon? War es so schrecklich in Metcombe? Was glaubst du, wieso ich mich gedrückt habe.«
    Cædmon neigte den Kopf leicht zur Seite. »Ja. Ich würde sagen, es war schrecklich.«
    »Aber das ist es nicht allein?« hakte Guthric nach.
    Cædmon antwortete nicht sofort. Schließlich fragte er unvermittelt: »Wenn du an die Hölle denkst, Guthric, was stellst du dir vor?«
    Guthric mußte nicht lange überlegen. »Ein eisiges, lebloses Ödland aus schwarzem Fels. Riesig. Endlos. Dann plötzlich ein Abgrund, und darin ein Meer aus Feuer und Schwefel. Warum fragst du?«
    Cædmon atmete tief durch und fuhr fort, mit langen, gleichmäßigen Strichen sein Pferd trockenzureiben. »Ich glaube, die Hölle ist in Metcombe. Kälte, Schlamm, Asche, Hunger, ein Ort der Hoffnungslosigkeit. Und ein Ort der Wahrheit.«
    Guthric warf das Stroh zu Boden und trat auf ihn zu. »Cædmon …«
    Cædmon hob den Kopf und sah ihn an. Zwei Tränen liefen über sein Gesicht, und er tat nichts, um sie wegzuwischen. »Das Bein wird nicht heilen. Ich hab es im Gesicht der alten Frau gesehen. Und Vater wußte es auch. Sie haben mir etwas vorgemacht, Guthric.«
    Guthric nickte langsam. »Ja.«
    Cædmon war fassungslos. »Du hast es gewußt? Und mir kein Wort gesagt?«
    »Ich habe überhaupt nichts gewußt«, wehrte der Jüngere ab. »Aber es ist beinah drei Wochen her und wird und wird nicht besser. Und wenn Mutter dich ansieht … wenn sie glaubt, niemand beobachtet sie, dann verrät ihr Gesicht sie.«
    Cædmon wandte sich abrupt ab und entfernte sich hinkend ein paar Schritte. Dann legte er einen Arm um den hölzernen Stützpfeiler und lehnte die Stirn dagegen. »Gott … Warum ich?« Er spürte Guthrics Hand auf der Schulter und schüttelte sie wütend ab. »Warum nicht Dunstan? Warum nicht du?«
    »Ich weiß es nicht, Cædmon. Um
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