Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das zweite Imperium der Menschheit

Das zweite Imperium der Menschheit

Titel: Das zweite Imperium der Menschheit
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
Punkten des Aggregats erloschen kleine Lichter, formten sich
wieder in durchsichtiger Körperhaftigkeit, huschten über die Flanke
eines Metallteils, kreisten entlang einer aufgelösten Spirale und verschwanden
tief im Innern des Unbegreiflichen. Iron schüttelte den Kopf. Neben seiner
Hüfte führte ein dicker Kabelstrang aus dem Raum, durch die Bordwand,
und zu einem Projektor, den man durch ein Bullauge erkennen konnte. Knisterndes
Geräusch zirpte in den Röhren.
    »Ich kann das alles nicht begreifen!« Seine Stimme war ein undeutliches
Murmeln. Dann drehte er der Maschine den Rücken, brannte sich eine Narkorette
an und ging in seine Kabine zurück. Zwei Stunden waren sie jetzt im Hyperraum.
Jederzeit konnte das Schiff in den normalen Raum zurückschwingen. Iron
würde einen kleinen Operationsplan aufstellen müssen.
    Zeitliche Werte mussten aufeinander abgestimmt werden. Keiner vermochte es derart
genau zu tun, wie der alte Techniker. Irgendwo in der Flugrichtung vor ihnen
– hundert oder drei Millionen oder eine beliebige andere Zahl von Lichtjahren
– prallten die beiden Flotten aufeinander. Das Schiff raste weiter. Jedes
Atom, das die Projektorfelder verließ, trug zu der Steigerung der Geschwindigkeit
bei. Aber die CHEPHREN war anscheinend nicht schnell genug.
    Würde sie rechtzeitig eintreffen?
     
    Die acht Augen Honahs konzentrierten sich auf das Bild. Toqui, der dreißigste
Honah, Flottenkommandant der Fremden, dritter Admiral der Flotte, Bewohner des
Planeten Darshak, Oberster Vertrauter des Herrschers, führte den Angriff.
Unzählige Narben bedeckten seinen Körper, der über den seidenweichen
Schuppen der natürlichen Haut einen stählernen Raumpanzer trug. Das
irisierende Metall war, erhellt von den Skalenflächen der Instrumente,
der hellste Gegenstand auf der Kommandobrücke des Schiffes SATKON. Das
Schiff raste, mit voller Kraft im Normalraum schwebend, auf die sich rasch vergrößernden
Schlachtschiffe zu.
    Toqui war ein alter, erfahrener Kämpfer.
    Schon seine Ahnen hatten endlose Flüge unternommen, die seiner Rasse zur
Herrschaft über eine Galaxis verhelfen hatten. Tausende Planeten waren
kolonisiert worden. Die Darshak breiteten sich aus, bis sie den Rand der Milchstraße
erreicht hatten. Dann kam jene Entdeckung, die sie praktisch hierhergeführt
hatte: Ein Student, ein einfacher Astrogator, hatte die Entdeckung gemacht.
Aber er war dafür geadelt worden – jetzt allerdings war er tot. Gefallen
in den ersten Kämpfen.
    Die Entdeckung war zwei Jahrhunderte vor dem Tag gemacht worden, an dem Darshak
den Hyperraumantrieb zum zweiten Male entdeckt hatte. Der Student wühlte
in vergessenen Schriften. Zwei Monate später war er berühmt. Er hatte
festgestellt, dass Darshak vor einigen Tausenden von Jahren einen Planeten gefunden
hatte, der damals kolonisiert worden war. Aber das Schiff hatte nur eine Botschaft
abgesetzt, war gelandet, und dann hatte sich keiner der dreihundert mehr gemeldet.
Man wusste aus den Aufzeichnungen, dass dieser Planet – er wurde Gaya genannt
– ungeheuer reich an Mineralien war, ein gesundes Klima besaß und
von zweibeinigen Wesen bewohnt wurde, die man leicht verdrängen konnte.
    Daraufhin wurde eine Flotte ausgerüstet. Sie sollte herausfinden, was noch
von den dreihundert Pionieren übrig geblieben war, und wenn sich die Vermutungen
bestätigten, so konnte Gaya in den Reichsverband aufgenommen werden. Heute
war man nicht mehr darauf angewiesen, einzelne Planeten zu erkämpfen, aber
der Besitz einer Außenkolonie war sehr verlockend.
    Toqui Honah lächelte geschmeichelt. Der Planet Darshak war immer führend
gewesen. Die meisten seines Volkes waren jetzt Schiffsführer, wenn sie
nicht noch höhere Stellen bekleideten. Unter der Leitung eines Darshak,
einem Honah aus der Sippe Toquis, brachen zwanzig Schiffe auf. Sie überwältigten
die ungeheure Entfernung zwischen den Milchstraßensystemen in kurzer Zeit.
Dann wurden die Koordinaten ausgerechnet. Mit einem Fehler von nicht ganz einem
Prozent landete man auf Terra. Von den Dreihundert war nichts mehr zu sehen.
    Im Gegenteil – sie waren verschwunden. Ihre Existenz war nur noch in irdischen
Sagen und Mythen vorhanden – wie ein zitternder, gefangen genommener Geschichtswissenschaftler
ihnen bestätigte. Er redete von Kämpfen, im Lauf derer einzelne Helden
der zweibeinigen Wesen die Dreihundert ausgerottet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher