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Das Yakuza-Mal

Das Yakuza-Mal

Titel: Das Yakuza-Mal
Autoren: Jerry Ahern , Sharon
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uns ins Fundbüro oder ins Archiv. Was suchst du eigentlich?«
    »Meine Zigaretten.«
    »In meiner Tasche sind sie ganz bestimmt nicht, du Idiot.«
    »Ach so ...« Mulvaney suchte weiter. Als er das Päckchen gefunden hatte, schüttelte er eine Zigarette heraus und steckte sie in den Mund.
    »Möchtest du eine?«
    »Ich hab's aufgegeben - na gut, gib mir eine.«
    Mulvaney reichte ihm das Päckchen. Lew Fields nahm sich eine Zigarette und gab ihm dann das Päckchen wieder zurück. »Hast du Feuer, Lew?«
    »Ich hab dir doch gesagt, daß ich aufgehört habe. Wo ist dein Feuerzeug? Vor ein paar Minuten hab ich es noch gesehen.«
    »Moment.« Mulvaney suchte weiter. »Na also, da haben wir's ja.«
    »Dein Feuerzeug?«
    »Nein, aber den dritten Schnellader. Ich dachte, ich hätte ihn zu Hause vergessen. Er war in meiner Manteltasche.« Mulvaney zog ihn heraus. Der Schnellader war voller Tabakkrümel und Fusseln.

    Er blies die Patronen frei und steckte ihn dann in die Tasche seines Sportsakkos zu den anderen beiden Schnelladern. Schließlich fand er auch das Feuerzeug: »Hier bitte.« Er mußte das Zündrädchen mehrmals betätigen.
    »Was ist eigentlich mit Harvey los?«
    Fields stieß graue Rauchwolken aus und hustete. Es war so kalt, daß der Rauch ähnlich aussah wie sein Atem.
    »Harvey?«
    »Ja, Harvey: Sein Haus muß mindestens 175
    000 Dollar gekostet haben. Wenn nicht mehr.«
    »Vielleicht hat seine Frau Geld.«
    »Quatsch. Ich bin mit Carol aufgewachsen. Ihr alter Herr war Taxifahrer. Harvey nimmt Schmiere.«
    »Nur weil ein Bulle ein schönes Haus hat, heißt das noch lange nicht...«
    »Ein schönes Haus. Einen Cadillac. Sportreifen.
    Weißt du eigentlich, was ein Satz Reifen für so einen Schlitten kostet?«
    »Okay, dann läßt Harvey sich eben von jemandem schmieren. Ist doch großartig für Harvey.«
    »Mir sind auch Bestechungsgelder angeboten worden.«
    Fields schaute ihn unter der Decke an.
    »Vielleicht könnte jemand auf die Idee kommen, daß du auch Nebeneinkünfte hast, wenn er deinen alten Porsche sieht. Also, schrei lieber nicht so laut herum.«
    »Alt ist er, da hast du recht, Lew.«
    »Für seine zehn Jahre steht er noch ganz gut da, bei dem Salz und dem anderen Zeug, das sie auf die Straßen schmeißen.«

    Mulvaney nickte. An seinem rechten Knie war eine kalte Stelle. Er zog sich die Decke enger um die Beine. Das Geld für den Porsche hatte er sich in Vietnam zusammengespart, als er dort den Dschungelrambo gespielt hatte. Bei den heutigen Preisen könnte er sich in tausend Jahren keinen Porsche leisten. Aber das »Badewannen«-Design des Wagens hatte sich in all den Jahren nur wenig verändert. Und weil Mulvaney sein Fahrzeug mit größter Sorgfalt pflegte, konnte es jetzt beinahe schon als Oldtimer gelten.
    Mulvaney waren vor einem Jahr 30 000 Dollar für den Wagen geboten worden, und der Rechtsanwalt seiner Frau hatte ihn zwingen wollen, den Wagen zu verkaufen, damit der Erlös bei der Scheidung aufgeteilt werden konnte. Der Wagen ...
    Er erkannte plötzlich, daß der Porsche wirklich eine Art Symbol für ihn war, als erzähle er die Geschichte seines Lebens - eines Krieges. Es war ein Krieg, den Collegeabschluß zu machen, ohne zum Militär zu müssen. Dann kam der Krieg in Vietnam, den außer den kämpfenden Männern keiner gewinnen wollte. Und aus dem Mädchen seiner Träume war genau die Art von Frau geworden, die einem sonst nur in Alpträumen begegnet. Dann ein weiterer Krieg vor dem Scheidungsgericht. Und den Wagen ständig in Schuß zu halten. Alles war ein permanenter Kampf
    - ein Krieg Edgar Patrick Mulvaneys gegen die Naturgewalten und gegen die Stadt Chicago.
    Im Frühjahr füllten sie die Schlaglöcher mit einem Zeug, das im nächsten Winter wieder herausbröckelte, und man krachte in die Schlaglöcher, zerschlug sich den Frontspoiler und ruinierte die Reifen. Im nächsten Frühjahr besserten sie die Schlaglöcher dann wieder aus, das Zeug blieb in Klumpen an den Spritzlappen hängen, und man mußte es wieder mühsam entfernen. Im Winter warfen sie überall Salz auf die Straßen, und wenn man den Wagen waschen ließ, froren die Schlösser ein. Dann kniete man vor der Wagentür und blies warme Luft in das Schloß, daß jeder beim Vorbeifahren dachte, man wolle seinem Liebling einen blasen. Und meistens half das alles ohnehin nichts. Dann mußte man auch noch heißes Wasser auftreiben oder den Autoschlüssel mit dem Feuerzeug anwärmen.
    Im Dienst, und zu oft auch außerhalb der
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