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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition)
Autoren: Viktoria Benjamin
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Verschwörungstheorienvon Seiten der Presse und der Kirche vermuteten und Grauenfels ihrer Unterstützung versichern wollten. Pfarrer Herberger brachte das Gebäude fast zum Einsturz, ließ sich dann aber dazu abstellen, Regine Martens seelsorgerischen Beistand zu leisten. Claudias Mutter stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch – wobei auch sie keineswegs bereit war, die weltlichen Hintergründe der Marienerscheinung zu akzeptieren. Stattdessen klammerte sie sich an die letzten Sätze von Rubens Artikel.
Bleibt die Frage, was Bernie B. sah, als er seinen Eltern bei der letzten Erscheinung entwischte und sich der unsichtbaren »Dame« geradezu in die Arme stürzte. Vielleicht lüftete der Himmel seine Geheimnisse ja doch ein wenig für diese vor Leben und Einfallsreichtum nur so sprühende Stadt und ihre aktiven Bewohner. Oder, um mit einer in Grauenfels engagierten Ordensschwester zu sprechen: »Glauben Sie wirklich, die Madonna lässt sich foppen? So leicht geschieht nie etwas gegen ihren Wunsch …«
    »Sie war da, ganz sicher!«, beharrte Frau Martens.
    »Sie war natürlich nicht da, ich wusste es doch gleich!«, polterte Herberger und verfärbte sich mal wieder tomatenrot. »Eine Verschwörung – Linke, Schwule, Hippies … Und was um Himmels willen ist das …?« Der Pfarrer wies auf Friederike, die sich gerade aus ihrem Terrarium heraushangelte. Es war erheblich zu klein für sie, und sie pflegte es nach Belieben zu verlassen. »Mein Gott, ich habe auch schon Halluzinationen …«
    Gina und Berit waren ganz froh, diesem Wirrwarr für kurze Zeit entkommen zu können. Mit nur wenig Verspätung betratensie Doktor Hoffmanns Praxisräume. Pfarrer Jaeger war bereits da und kochte Kaffee. Anschließend förderte er aus einem versteckten Schrank eine Cognacflasche hervor.
    »Kann sein, dass wir die heute brauchen«, meinte er mit angestrengtem Lächeln. »Der gute Herr Barhaupt ganz sicher, er ist das reinste Nervenbündel. Hat bei mir angerufen, weil er zum Amt nicht durchkam. Die Reporter belagern ihn seit halb neun, und die Dame von der Bild -Zeitung hätte angeblich in seiner Küche einen Weinkrampf gekriegt. Sie fürchtet rauszufliegen, weil erst einer von der Lupe kommen musste, um das aufzudecken. Dabei war sie die ganze Zeit vor Ort.«
    Gina und Berit lachten ziemlich mitleidslos.
    »Wahrscheinlich wird sie nur nach Borunji versetzt!«, mutmaßte Berit. »Warum sollten wir denn jetzt kommen? Wo steckt überhaupt der Doktor?«
    »Hat noch eine Patientin. Schwächeanfall an der Quelle. Die Frau meint, ihren verstorbenen Großvater gesehen zu haben, der ihr gesagt hätte, wo die Aktien liegen, die sie seit drei Jahren suchen. Jetzt glaubt sie, sie wäre reich.« Jaeger schlug die Augen gen Himmel.
    »Vielleicht stimmt’s ja, wäre nicht das erste Wunder.« Gina lachte. »Hast du schon irgendwelche Probleme wegen des Artikels?«
    Jaeger zuckte die Achseln. »Anruf von der Bischöfin. Sie lädt mich zu einem hochnotpeinlichen Gespräch morgen Nachmittag. Wahrscheinlich wird sie mich gründlich abwatschen. Aber passieren dürfte nichts. Ich glaube, sie hat sich in den letzten Monaten köstlich amüsiert – schlimmstenfalls schickt man mich als Missionar nach Borunji …«
    Die drei sahen erwartungsvoll auf, als sich die Tür öffnete, aber statt Doktor Hoffmann schneite nur Igor Barhaupt herein.
    »Ich bin entkommen«, erklärte er geschafft und erfasste die Cognacflasche mit dem ersten Blick. »Darf ich?«
    Jaeger nickte.
    »Die Bild -Zeitung tobt. Sie wollen diesen ›Betrug an gutgläubigen Pilgern‹ bis ins letzte Tüpfelchen aufklären. Und überlegen, ob sie rechtliche Schritte einleiten können und was nicht alles. Das Büro hier wird natürlich gleich geschlossen …«
    »Umso besser. Dann kommt Marco wenigstens nicht auf die Idee, denen ein Exklusivinterview anzubieten. Machen Sie sich keine Sorgen, das verpufft genauso schnell, wie es aufflammt …«, beruhigte ihn Gina.
    »Wenn die Sache rauskommt, aufgrund derer ich euch hergerufen habe, werden sie den Laden gleich wieder eröffnen.« Das war Doktor Hoffmann. Der Arzt kam aus dem Behandlungszimmer und legte im Eintreten den weißen Kittel ab. Er warf einen begehrlichen Blick auf die Cognacflasche, goss sich dann aber nur einen Kaffee ein. »Wir haben eine Heilung.«
    »Na und? Wenn ich mich recht erinnere, haben wir in der Woche durchschnittlich vierzig Heilungen«, meinte Berit.
    »Eine richtige Heilung. Eine spontane Regression, wie man das
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