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Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)

Titel: Das Wispern der Angst: Thriller (German Edition)
Autoren: Tanja Frei
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Trennung hatte sich Jenna kaum verändert. Ihr Haar fiel ihr immer noch wie eine schwarze Flut über den Rücken, dazu die bestechend blauen Augen und ein blasser, aber sehr reiner Teint. Kim war ihr Wunschkind gewesen, obwohl sie beide sehr jung gewesen waren. Doch dann hatten sie sich auf dem gemeinsamen Weg irgendwo verloren. Wo, wusste keiner der beiden genau. Nun begannen sich die ersten kleinen Fältchen um ihre Augenwinkel einzunisten, und Alex musste daran denken, dass auch er in die besten Jahre kam …
    Jenna schaute auf. Ihr Blick verriet ihm, dass sie seine Gedanken lesen konnte.
    »Viel zu tun?«, wechselte er also hastig das Thema und zeigte auf ihren Bildschirm. »Du schaust müde aus.«
    »Danke, nett von dir«, sagte sie trocken. »Und ja, zur Zeit ist hier viel los. Ich habe einen Kunden, der mich in den Wahnsinn treibt.«
    Er wickelte seinen Schal erneut um die Hände und wieder ab. Jenna musste lächeln. Es war eine durch und durch vertraute Geste. So lange sie Alex kannte, er hatte immer irgendetwas auf- oder abgewickelt. Zuletzt ihre Beziehung …
    Nun stand ihr Mann auf und blickte auf sie hinunter.
    »Wenn es um Kim geht, lass uns nicht streiten, Jenna. Bitte. Sie hat es nicht leicht mit uns. Ich lade sie für Mittwoch ein, wenn dir das recht ist. Meine Konferenz endet gegen sieben, danach hole ich sie ab. Was hast du denn vor? Ein Date?«
    Doch es interessierte ihn nicht wirklich. Ohne eine Antwort abzuwarten, griff er nach seinem Mantel, warf ihn sich über seine Schulter und ging zur Tür. »Pass auf dich auf«, sagte er noch, dann war er verschwunden. Gleich darauf hörte Jenna die Eingangstür zufallen.
    Sie stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und legte den Kopf in die Hände. Alex hatte recht – Kim hatte es nicht leicht. Auch und gerade nicht mit ihr. Im Geiste erstellte sie eine Liste: Sie würde einen Termin mit der Schule ausmachen, noch einmal mit Kim reden, danach Alex Bescheid geben. Dann erst dachte sie über die letzte Frage ihres Mannes nach. Ein Date?
    Jenna zog erneut eine Augenbraue hoch. Ein Date war, gelinde gesagt, lächerlich. Jennas Liebesleben köchelte auf Sparflamme. Nein, eher auf Restwärme. Sie war eine getrennt lebende Mutter mit einem rebellischen Teenager, deren Leben sich zwischen Teilzeitjob, Haushalt, etwas Sport und gelegentlichen Spieleabenden mit ein paar Freunden abspielte: Kartenspielen, der übliche Tratsch, ein paar Cocktails. Keine Männer, keine Abenteuer. Und das war gut so. Danke, mehr Aufregung als die um Kim brauche ich wirklich nicht, dachte Jenna.
    In diesem Moment klingelte ihr Telefon. Es war ihr derzeitiger »Lieblingskunde«, der wieder einmal eine neue Fassung der Präsentation andachte. Mit einem »Ich könnte mir vorstellen, dass …« sollte sie bis morgen früh eine weitere Version erarbeiten.
    Jenna legte seufzend auf und machte sich an die Arbeit. Sie liebte ihren Job, aber sie begann diesen Kunden zu hassen. Sie war Grafikerin mit Herz und Seele, doch glücklich, wirklich glücklich war sie dann, wenn sie zeichnen durfte, mit Stiften oder Kreide. Buchumschläge, Illustrationen, Comics – das war ihr wahres Leben, darin verlor sie sich vollkommen. Allerdings verdiente man damit nur Anerkennung, aber kein Geld. Schon gar nicht genug, um sich und eine Tochter in München zu ernähren, hier zu logieren und sich ab und zu einzukleiden.
    Immer, wenn es einen kreativen Auftrag gab, dann schrie die Cartoonistin in ihr laut »Hurra!«, wie die tanzenden Strich männchen auf der Schreibtischunterlage, die bereits wegen Überfüllung geschlossen werden sollte. Ihr derzeitiger Kunde konnte allerdings mit ihrer künstlerischen Ader nichts anfangen.
    Er brauchte eine Anzeigenstrecke für Titanschrauben.
    Jenna machte sich an die Arbeit und schickte die Cartoonistin zähneknirschend in einen Kurzurlaub, in den sie am liebsten mitgefahren wäre.
    Frankreich, Versailles, November 1626
    »Lagardère, Ihr seid völlig verrückt!« Marie de Bourbon saß an ihrem reich intarsierten Schreibtisch im Westflügel des Versailler Palastes, eine Schreibfeder in der Hand, und funkelte ihren jungen Sekretär an. »Was denkt Ihr Euch nur?«
    Antoine Lagardère blickte schuldbewusst zu Boden, versuchte es dann aber erneut. »Eure Majestät, ich liebe sie nun einmal …«
    »Lieben, papperlapapp«, winkte die Prinzessin zornig ab. »Was wisst Ihr schon von Liebe? Aber auch das wäre ja nicht das Schlimmste, bei Gott, das wäre es nicht … Aber
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