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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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rollte das Papier auf und steckte es der Figur in den Mund. »So, Doggie. Jetzt liegt Onkel Dannys Telefonnummer hier drin. Und du kannst mich jederzeit erreichen.«
    In dem Moment betrat Gouverneur Jansen den Raum. Thomas Sunderland folgte ihm. Beide sahen grau aus.
    Jansen stand einen Moment ganz still und starrte leer vor sich hin. Als er sich dann aufrichtete, senkten alle den Blick und hörten ihn sagen, was Doggie niemals vergessen würde: »Liebe Freunde. Ihr habt getan, was ihr konntet. Gott segne euch!«
    Dann versagte ihm die Stimme.

2
    Sechzehn Jahre später
    Doggie empfing schon den dritten Schwung Journalisten im Wahlkampfbus. Obwohl sie müde und gereizt war, bemühte sie sich zu lächeln, schließlich waren viele von ihnen inzwischen gute Bekannte. Die Hälfte ihrer Wahlkampfreise durch die USA hatten sie jetzt hinter sich, und alles war bestens gelaufen. Zwanzig Bundesstaaten lagen dem Spitzenkandidaten der Demokraten, Senator Bruce Jansen, und seiner schönen Frau Mimi Todd Jansen bereits zu Füßen, und alle konnten eigentlich bester Laune sein. Nur hatte Doggie in den letzten achtundvierzig Stunden nicht besonders viel Schlaf bekommen und war entsprechend erschöpft.
    Cary Simmon, ein Journalist von der ›Washington Post‹, bemerkte das und zog sie kurz zur Seite. »Lass das doch andere machen, Doggie! Leg dich hin und schlaf etwas, du wirkst echt gereizt. Ach ja, und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
    Doggie lächelte und nickte. Er hatte recht.
    Sie rief einen der Letztangekommenen des Wahlkampfteams zu sich, einen Mann namens Donald Beglaubter, und bat ihn, zu übernehmen. Dann zog sie sich ins hintere Ende des Busses zurück und legte sich hin. Es stand wirklich nicht dafür, ihre schlechte Laune zu verbreiten.
    Gleich morgens hatte ihr Vater angerufen, um ihr zum dreißigsten Geburtstag zu gratulieren. Der dreißigste! Genau das Alter, in dem sich herausstellte, ob die Entscheidungen, dieman bisher getroffen hatte, in Sackgassen geführt hatten. Der Punkt im Leben, an dem sich die Frage aufdrängte, ob man da stand, wo man stehen wollte. Mit ihren Freundinnen konnte sie kaum darüber sprechen – die Hälfte von ihnen war längst dabei, das dritte Kinderzimmer einzurichten. Vielleicht würde es Doggie besser gehen, wenn die anderen sie ein klein wenig beneideten, aber niemand beneidete Doggie. Warum sich für nichts und wieder nichts abrackern, wenn man mit einem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen war? Warum das, wofür Frauen nun mal auf der Welt waren, weiter aufschieben? Ja, Doggie wusste, was sie dachten, und darum hatte sie auch kein Bedürfnis, ihre Freundinnen zu sehen.
    Und dann das Telefonat mit ihrem Vater. Einen Moment lang war er richtig nett zu ihr gewesen, doch dann fing er wieder mit seinen Sticheleien an. Warum musste ausgerechnet sein einziges Kind für einen demokratischen Präsidentschaftskandidaten arbeiten? Als sie ihn bat, damit aufzuhören, wurde er richtig ausfällig. Sie hatte sich provozieren lassen und sich auch darüber geärgert. Er amüsierte sich immer königlich, wenn sie so in die Luft ging.
    »Du tust ja gerade so, als ob Jansen ein Engel wäre!«, lachte er sie aus. »Wieso unterstützt du diesen Idioten, Doggie? Hast du womöglich ein Auge auf ihn geworfen? Und wartest nur auf eine Gelegenheit, die Kommunistenschlampe Mimi Todd auszustechen?«
    Doggie hatte gekocht vor Wut. Hatte ihren Vater noch lange, nachdem sie aufgelegt hatten, beschimpft. Die anderen im Bus konnten sich ihr Teil denken, auch Thomas Sunderland und Wesley Barefoot ganz am anderen Ende. Bud Curtis’ Temperament und seine politische Einstellung waren bekannt. Die seiner Tochter auch.
    Sie ärgerte sich, aber passiert war passiert.
    Jetzt legte sie sich erst mal ganz hinten im Bus hin und ruhte sich aus.Von dem Stab, der Bruce Jansen auf der schicksalhaften Reise nach Peking sechzehn Jahre zuvor begleitet hatte, waren nur noch zwei Mitarbeiter übrig. Gute Leute – sie hatten Jansen in seinen erfolgreichen Jahren als Gouverneur, später als Sprecher bei strittigen Kernproblemen im Repräsentantenhaus, dann als Senator und nun auch im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt, einem der aufsehenerregendsten, die das Land je gesehen hatte.
    Die Leute liebten Jansen, und das machte dem republikanischen Kandidaten, dem Bruder des scheidenden Präsidenten, das Leben schwer. Die alte Regierung schnitt in sämtlichen Meinungsumfragen mehr als dürftig ab. Vertraute des
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