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Das Wahnsinnsweihnachtswunder

Das Wahnsinnsweihnachtswunder

Titel: Das Wahnsinnsweihnachtswunder
Autoren: dtv
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engagiert hatte. Während ich ihm »Treppe rauf, 10.   Stock links« zukeuchte, sah ich, wie die letzten der Notenblätter über mir herabflatterten. Ich war wirklich schnell gewesen.
    Die meisten der Blätter waren zum Glück direkt vor dem Gebäude in einem Baum gelandet. Doch erblickte ich im selben Augenblick, wie drei von ihnen ein |48| gutes Stück weiter mitten in einer Traube von Menschen niedergingen, die gerade in einen Linienbus einstiegen.

    |48| Ich überlegte blitzschnell. Die Kinder waren mir hoffentlich gefolgt und würden die Notenblätter vor dem Christmas Building schon aufsammeln. Falls sie Probleme hätten, auf den Baum zu klettern, könnten sie Mrs Chaircircles und Mrs Rauschgold um Hilfe bitten. Und so hielt ich, ohne meinen Lauf nennenswert zu unterbrechen, direkt auf den Bus zu.
    »Haaalt!«, schrie ich. »Wartet auf mich!«
    Doch gerade als ich drauf und dran war, auf das Trittbrett zu springen, schlossen sich mit einem lauten Zischen vor meiner Nase die Türen und mir blieb nichts als die Rußwolke, die mir der Auspuff dröhnend entgegenspuckte, während der Bus abfuhr.

    Wäre ich nicht Mitarbeiter eines Weihnachtsunternehmens gewesen – ich muss gestehen, ich hätte in diesem Moment wohl laut geflucht. Der Fahrer musste mich im Rückspiegel gesehen haben, doch in solchen Fällen haben Hunde in der Regel schlechte Karten.
    Also blieb mir nichts anderes übrig, als dem Bus hinterherzuhetzen.
    Es war wahrlich nicht einfach, ihm im Straßengewühl zu folgen. Die weihnachtlich beleuchteten Schaufenster flogen nur |51| so an mir vorbei, während ich im Slalom zwischen den zahllosen Passanten hindurchjagte, die mit dicken Tüten bepackt noch ihre letzten Einkäufe nach Hause trugen.
    Als der Bus an einer roten Ampel hielt, holte ich ihn endlich wieder ein. Völlig außer Atem kam ich neben ihm zum Stehen. Die Scheiben des Busses waren beschlagen und die Fahrgäste waren nur schemenhaft zu erkennen. Doch dafür war zu meinem Erstaunen umso deutlicher ein |52| fröhlicher Gesang zu vernehmen, der gedämpft aus dem Inneren des Busses drang. Ich war mir nicht ganz sicher, doch schien von dem Bus mit einem Mal auch ein merkwürdiger Glanz auszugehen. Das war doch nicht möglich! Ich kniff die Augen fest zusammen und schüttelte mich. Doch es gab gar keinen Zweifel, genau so war es.
    Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, ein singender Bus, das ist selbst am Nachmittag des 24.   Dezembers etwas sehr Ungewöhnliches. Und ich hatte den leisen Verdacht, dass der Grund dafür die drei Notenblätter sein mussten, die sich dort im Bus befanden.
    Auch wenn Sie es einem Hund wie mir kaum glauben werden, in diesem Moment konnte man sehen, wie ich lächelte. Maestro Hallelujew, dachte ich anerkennend, mein lieber Scholli, alle Achtung!

Die nächste Bushaltestelle war glücklicherweise gleich um die Ecke. Der Zufall wollte es, dass jene Haltestelle ausgerechnet Weihnachtsplatz hieß. Dass es auch noch die Linie 24 war, die hier hielt, hätte ich, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, als Leser dieser Geschichte mit Sicherheit für einen ausgemachten Weihnachtskitsch gehalten. Doch fühle ich mich als Erzähler der Wahrheit verpflichtet und so ist diese merkwürdige Tatsache nur ein weiterer |54| Beweis für die unglaublichen Zufälle, die das Leben immer wieder für uns bereithält.
    Diesmal wartete ich schon, als der Busfahrer die Türen öffnete. Es verwunderte mich kein bisschen, dass er lange, weiß gewellte Haare und einen ebenso langen weißen Bart trug. Er sah aus wie ein in Ehren ergrauter Weihnachtshippie. Er lächelte.
    »Wo soll’s denn hingehen?«, fragte er.
    »Metropolitan Christmas Building«, sagte ich. Erst im nächsten Moment fiel mir ein, dass dies hier kein Taxi war, sondern ein Linienbus. Doch der Fahrer hatte die Türen bereits geschlossen und wendete.
    »Sie haben es eilig, was?«, fragte er mich.
    »Oh ja, Sir, aber eigentlich habe ich vor allem eine Frage an die Fahrgäste.«
    »Bitte sehr«, sagte der Fahrer freundlich und reichte mir ein Mikrofon.

    |56| Das Sprechen vor so vielen Leuten macht mich immer ein bisschen nervös. Der Bus war voll besetzt und ich sprang auf die Gepäckablage, sodass mich alle besser sehen konnten. Die Fahrgäste blickten mich neugierig an und eine alte Dame neben mir nickte mir aufmunternd zu. Ich räusperte mich, während das Mikrofon in meiner Pfote zitterte.
    »Meine Damen und Herren«, begann ich, »bitte entschuldigen Sie die Störung. Mein
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