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Das Wahnsinnsweihnachtswunder

Das Wahnsinnsweihnachtswunder

Titel: Das Wahnsinnsweihnachtswunder
Autoren: dtv
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paar Kleinigkeiten zu erledigen. Es war gerade zwei Uhr und die Vorbereitungen waren noch immer in vollem Gange. In knapp einer Stunde sollte die Generalprobe mit dem Orchester beginnen.
    »Presto! Presto!« Mr Feyertag lief aufgeregt herum und verteilte, pfft, pfft, mit einer Wattepumpe noch hier und da einen Tupfer Weihnachtsbausch.

    |18| Unten auf dem Parkett schraubten zwei Techniker an dem großen Spielzeuggenerator herum, der gerade erst einen beleuchteten Plüschfußball und dann auch noch ein rosa Pferd mit Schnurrbart und Geländereifen ausgespuckt hatte.
    »Das gibt’s doch gar nicht!«, schimpfte ein dicker Mann mit Brille, der in seiner geblümten Schürze aussah wie ein himmlischer Spielzeuggärtner. Er pfefferte verärgert einen Schraubenschlüssel zu Boden und zerrte an seinen Haaren, die ihm seitlich abstanden wie Flügel.
    »Ich hab’s doch gesagt! Dieser Kasten bringt alles durcheinander. Man weiß ja gar nicht mehr, soll das nun für einen Jungen sein oder für ein Mädchen.«
    Sein Kollege, ein schon etwas betagter Lichterkettenelektriker, träufelte aus einem Blechkännchen einen Tropfen Öl auf seinen Finger und kostete nachdenklich.
    »Mm   … njam   … lass mal, Harvey. Das kann schon mal vorkommen. Es war ja nur ein Probelauf. Und vielleicht gibt es ja auch Kinder, die gerade an solch verrücktem Zeugs ihren Spaß haben.« Er streckte dem anderen das Ölkännchen hin.

    »Was meinst du? Ich denke, es braucht noch ein bisschen mehr Zimtgeschmack im Schmieröl.«
    Draußen im Foyer wurden noch die |21| letzten Bahnen des Geräuschteppichs ausgerollt, der dieses Jahr aus gedämpftem Spekulatiusknuspern, silberhellem Klingeling und dem Geräusch von fallenden Schneeflocken gewebt war.
    Die großen Häkeluhren mit ihren Spinnrädern aus feinstem Siliziumdraht häkelten noch immer eine Schneedecke nach der anderen und die Nusshörnchen |22| saßen im Himmel der Tannenzweige und knackten eifrig ihre Nüsse. Überall, hatte Mr Feyertag angeordnet, sollten Nussschalen im Schnee verstreut sein, damit es bei jedem Schritt wunderbar weihnachtlich knirschte.

    |22| »Achtung, Deckung!«, ertönte eine Stimme von oben, während eine mächtige Ladung Nussschalen auf mich herabprasselte.
    »Oh, äh, ’tschuldigung, Chimney!«, rief eines der Hörnchen zu mir herunter, während ich versuchte, mich aus dem Nussschalenhaufen zu befreien. »Ich hab dich gar nicht gesehen.«
    »Ein schwarzer Hund im Schnee ist ja auch nicht leicht zu erkennen«, brummte ich etwas säuerlich. »Und es wäre schön, wenn ihr die Schalen etwas besser verteilen könntet.«
    »Na klar, wird gemacht.« Das Nusshörnchen grinste verlegen, dann verschwand es |23| eilig im Dickicht der Tannenzweige. Ich seufzte tief, dann setzte ich meinen Weg durch den Weihnachtssaal fort. Es war nicht immer leicht, wenn man, wie ich, dafür verantwortlich war, dass alles glattging.

    |24| Ganz hinten, an der großen Duftorgel, wurden gerade noch Kicherkreisel in einem Schwung Vanillezucker gedreht, was nicht ganz ohne Geklimper abging. Und von den fliegenden Plätzchentellern wurden zum wiederholten Male Gebäckteile durch die Gegend geschleudert, die ich alle auffangen musste. Die Teller hatten den Dreh noch nicht wirklich raus.
    Dabei war auf ihnen das exquisiteste Zuckerwerk angerichtet, das man sich nur vorstellen kann: Perlmarzipanröllchen, Granatapfelflorentiner, Glücksorangentrüffel mit Pistazientiefschnee und natürlich die Allerbesten: Oma Ewigs Lebkuchen!
    Willy und Fanny und die anderen Kinder hatten sich inzwischen an einem Tisch niedergelassen und falteten kunstvolle Wunschzettel, die, sobald sie fertig waren, wie kleine Papierengel schnatternd durch den Raum flatterten. Kurz, es herrschte das reinste Chaos. Also alles ganz normal.

    »Bitte immer wieder die Kappen auf die Stifte, Kinder!«, flötete Mrs Chaircircles. »Und geht bitte sparsam mit dem Kleber um. Kleber sparen schützt die Umwelt.«
    »Hallo! Mrs Rauschgold, Mrs.   Chaircircles!« Mr Feyertag hüpfte eilig über eine Reihe wirbelnder Flitterspiralen und kam mit einer eleganten Drehung zum Stehen.
    »Ja, Mr Feyertag?«
    »Hat eine von Ihnen zufällig schon Maestro Hallelujew gesehen?«
    »Nein, Sir. Tut mir leid, Sir.«
    Mr Feyertag schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Oh nein! Er sollte längst hier sein! Wir haben nicht mal mehr eine Stunde bis zur Generalprobe. Und bis jetzt hat noch niemand seine Komposition für das Konzert heute Abend gesehen  
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