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Das Wahnsinnsweihnachtswunder

Das Wahnsinnsweihnachtswunder

Titel: Das Wahnsinnsweihnachtswunder
Autoren: dtv
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zwei unserer Deodorateure auf ihrem Duftmoped vorbei und versprühten Schwarzwälder Tannenduft. Während der eine Gas gab und steuerte, verteilte der andere die |38| aufsteigenden Duftwolken mit einem großen Bambusfächer.

    |38| »Ooh, que olor! Das ist ja nicht zum Aushalten!«, rief die Weihnachtsliederdiva und hielt sich theatralisch die Nase zu. »Schnell, die Fenster auf! Bei so einer Luft wird meine Stimme ruiniert.«
    Mr Feyertag rannte eilig zu einem der riesigen Fenster und öffnete es. Ein kühler Luftzug wehte herein. »Oh, Señora, ich bitte vielmals um Vergebung. Die Vorbereitungen sind leider noch nicht ganz abgeschlossen und   …«
    »Hm! Schon gut.« Corazon de la Metta machte eine kurze Handbewegung, die Mr Feyertag unmissverständlich zu verstehen gab, dass er sich seine Erklärungen sparen könne. »Also noch mal von vorne, bitte.«
    Der Maestro presste die Lippen zusammen. Doch dann gab er erneut das Zeichen. Die Streicher ertönten und nun, endlich, begann die Diva zu singen. Ihre |39| Stimme klang so außerordentlich herrlich, so jubilierend weihnachtlich, als würde ein himmlisches Glöckchen erklingen.

    Tack, tack, tack, tack!
    »Halt! Stopp! Unmöglich!« Fjodor Illitsch Hallelujew hämmerte mit seinem Stöckchen auf das Pult, dass es fast zu zerbrechen drohte. »Das   …! Das geht auf gar keinen Fall!«
    Aller Augen richteten sich erschrocken auf ihn. »Da   … da   … das da!« Er zeigte mit einem Gesichtsausdruck abgrundtiefer Empörung auf Corazon de la Mettas Frisur.
    »Iiich?«
    |41| Die Diva wusste offensichtlich nicht, wie ihr geschah.
    »Oh ja!«, stieß der Maestro hervor. »Sie! Diese Glocke da oben   … Es klingelt, wenn Sie singen.«
    Corazon de la Metta schielte unbeholfen nach oben. An der Spitze ihrer so glanzvoll aufgetürmten Haarlandschaft hing tatsächlich, gleichsam als Krönung des ganzen Kunstwerks, ein kleines silbernes Glöckchen.
    »In meiner Komposition gibt es keine |42| Glöckchen! Capito?!« Maestro Hallelujew war außer sich. Doch die Diva hatte sich schon wieder gefasst.
    »Aber auf meiner Frisur! Hm!« In ihrer Stimme lag eine kalte Entschlossenheit, die signalisierte, dass sie nicht einen Millimeter ihrer Haarpracht preisgeben würde.
    »Die Glocke muss weg!«, japste Hallelujew, »schnipp!«
    »Niemals!«, schmetterte Corazon de la Metta zurück und sie begann, demonstrativ das Notenblatt in ihrer Hand in Stücke zu reißen.
    »Oh, meine lieben Freunde, ich bitte Sie! Nur keinen Streit! Bald ist doch Weihnachten   …«, versuchte Mr Feyertag die beiden zu beruhigen, aber es war schon zu spät.

    |43| »Aah! Die Mühe können Sie sich sparen!«, kreischte Fjodor Illitsch Hallelujew. »Dieses Konzert wird niemals aufgeführt werden!« Er riss einen Teil der Notenblätter wieder an sich und stürzte damit zum offenen Fenster. Und bevor es Mr Feyertag gelang, das Fenster zu schließen, hatte er die unersetzlichen Blätter schon hinaus in den grauen Dezemberhimmel geschleudert.

Aus meiner Sicht, als Mitarbeiter von SensationalChristmasWonderworks Sons & Daughters unltd., war es schwer, das Verhalten von Maestro Hallelujew und Corazon de la Metta anders als geschäftsschädigend zu betrachten. Aber für solche Überlegungen blieb jetzt keine Zeit.
    Kaum hatte ich erkannt, dass der Maestro die unersetzlichen Notenblätter für das Weihnachtskonzert aus dem Fenster werfen würde, gab ich Willy, Fanny und |45| den anderen Kindern ein Zeichen und stürzte im selben Augenblick aus dem Saal. Während ich, immer vier Stufen auf einmal nehmend, die Treppen hinunterjagte, konnte ich die Notenblätter durch die Fenster des Treppenhauses in der Luft wirbeln sehen.
    Es war Winter und der Weihnachtsabend stand unmittelbar bevor. Und so hätte man diesen Anblick durchaus bezaubernd finden können: wie die Blätter dort draußen, weiß wie die Engelsfedern, schaukelnd herabsanken. Doch war ich nicht wirklich in der Stimmung für solche Betrachtungen.
    Als ich unten wie der Blitz durch die Eingangshalle raste, sprangen die Leute, die mir entgegenkamen, kreischend vor Schreck zur Seite. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass hinter mir auch noch ein Stapel hohler Geschenkpakete, der zu Dekorationszwecken aufgetürmt worden war, in hohem Bogen durch die Luft flog. Irgendwie |46| musste ich wohl dagegengekommen
sein.

    Mit vollem Karacho schoss ich durch die Drehtür und wäre fast mit einem Weihnachtsmann zusammengestoßen, den ich selbst für unsere Show am Abend
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