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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)
Autoren: Shani Boianjiu
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ein Mann und er hat zwei Bänke und sie sagen ihm, ›Betonier die Bänke ein‹, und er …«, sagte ich. Ich wollte einfach irgendwas sagen, aber Dans grüne Augen strahlten und seine dicken Augenbrauen hüpften auf und ab.
    Danach saßen wir eine Weile da auf dem Boden, schauten auf die roten Decken und die Höhlen, und ich erzählte ihm alle meine Geheimnisse. Ich glaube, an dem Abend liebte ich ihn ein bisschen, aber ich weiß nicht, ob es wahre Liebe war, weil ich ihn nur liebte, weil er mich liebte, oder etwas, was ich gesagt hatte. Das erkannte ich daran, wie er vor und zurück wippte, und weil er versprach, irgendwann was in das Notizbuch zu schreiben, das ich ihm gezeigt hatte, irgendwas verdammt Kluges.
    Nach dem Abend habe ich nie wieder mit ihm gesprochen. Zwei Monate später verriet er Avishag eins von meinen Geheimnissen. Zwei Jahre darauf ging er zur Armee, und als er zurückkam, ging er nicht zu der Fabrik im Dorf, die Teile für Maschinen baut, die in Maschinen eingebaut werden, mit denen man Flugzeuge baut, und auch nicht zur Berufsschule, damit er später mehr verdienen würde, wenn er in der Fabrik im Dorf gearbeitet hätte, die Teile für Maschinen baut, die in Maschinen eingebaut werden, mit denen man Flugzeuge baut, sondern er blieb einfach zu Hause und zeichnete Militärstiefel. Das weiß ich, weil meine Schwester letzte Woche bei ihm zu Hause mit seiner kleinsten Schwester gespielt hat, und als sie zurückkam, hat sie gesagt, da wären überall Zeichnungen von Stiefeln und Stiefeln und Stiefeln. Die ganze Küchenwand schwarz davon, und schwer.
    »Dan sagt, du fehlst ihm«, sagte meine Schwester. »Er hat gesagt, du hängst nicht mehr mit ihm ab«, meinte sie noch und machte Kussgeräusche, und dann stellte sie Bully the Snow Man lauter, damit ich sie nicht anschreien konnte.
    Kein Haus ist leer
    Wenn man in das Notizbuch von jemandem schrieb, dann ging man auch zu seiner Party, wenn man eingeladen wurde.
    Beim Handymast angekommen, bin ich mir so gut wie sicher, dass es Dan gewesen sein muss, der in das Notizbuch geschrieben hat. Er hat was zwischen meine Definitionen von Panzerfaust-Kindern und israelischer Luftwaffe geschrieben. Ich glaube, ich denke immer noch an ihn. Ich glaube, er denkt immer noch an mich.
    Ich weiß, klingt eher unwahrscheinlich, aber ich weiß einfach, dass er wie Superman in die Klasse reingerauscht ist und ins Notizbuch geschrieben hat, als ich auf dem Klo war, und dann ist er direkt zum Schultor raus. Ich würde Avishag gern fragen, ob er in die Klasse gekommen ist, als ich weg war, und ich verstehe nicht, warum sie es mir nicht einfach sagt, aber ich weiß auch, dass sie ihre Gründe hat, Leute mit Brüdern haben Gründe, und außerdem bin ich ja nur fast sicher, und fast sicher ist besser als das Risiko, etwas zu erfahren, was man eigentlich nicht wissen will.
    Nicht zu fassen, dass wir nicht schon früher versucht haben, am Handymast Empfang zu kriegen. Wir sind nah genug an ihm dran, dass er uns auf diesem Felsenhügel Schatten spendet, und wir schreien, weil uns die Leute mit dem schwachen Empfang hier oben kaum verstehen.
    In unserem Dorf gibt es viele Raritäten: Privatsphäre, öffentliche Verkehrsmittel, Milch mit 5 Prozent Fett. Die größte Rarität ist ein leeres Haus. Ab und zu finanziert die Fabrik den Eltern von irgendwem ein Wochenende in der Nachbarstadt mit Massagen und Hotelpool. Aber in meiner Familie hat’s das nie gegeben, und bei den meisten, die wir kennen, auch nicht. Meistens gehen die Eltern auf einen Kaffee zu anderen Leuten und versprechen, bis nach elf wegzubleiben, und nervige Geschwister versprechen, woanders zu schlafen. So kommt ein leeres Haus zustande, und dann kann man Bier trinken und rauchen und rummachen, ohne sich zu schämen.
    Aber heute scheint es für unsere Klasse kein leeres Haus zu geben, wo wir Party machen können, kein einziges.
    Wir haben schon zwölf Leute angerufen und unter unseren Achseln haben sich feuchte Flecken gebildet, aber wir können nicht nach Hause, weil meine Schwester zu Hause ist und Avishags kleine Schwester zu Hause ist und sie nicht hören dürfen, wie wir das hier planen, genauso wie wir in zwei Jahren nicht mitkriegen dürfen, wenn sie Partys planen. Außerdem, jetzt, wo Dan zurück ist, gehe ich nie rüber zu Avishag. Sie lässt mich nicht.
    Bei mir zu Hause würde meine Schwester alles hören, und sie ist die Schlimmste. Man kriegt alles mit, was am Telefon gesprochen wird. Wenn meine
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