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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04
Autoren: Stephen R. Donaldson
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du mir nicht verraten«, hatte sie in ernstem Ton gefragt, »was du dir vorgenommen hattest?«
    »Ich hab's nicht gewagt«, war seine wahrheitsgemäße Antwort gewesen. »Ich habe mich zu sehr davor gefürchtet. Ich konnte es nicht einmal mir selbst eingestehen.«
    Sie hatte ihre Haltung verändert, war ein wenig mehr auf Abstand von ihm gegangen. »Ich dachte, du wärst verrückt geworden.«
    Er hatte geseufzt, es sich gestattet, seiner Einsamkeit wenigstens soviel Ausdruck zu geben. »Vielleicht bin ich's. Manchmal ist's schwierig, den Unterschied festzustellen.«
    Linden hatte die Stirn gerunzelt und weggeschaut, hinaus aufs Meer der Sonnengeburt. Einen Moment später stand die Erste auf und richtete das Wort an Covenant. »Thomas Covenant«, hatte sie gesagt, »ich weiß nicht, ob der wahre Weg der Suche fürwahr bei dir liegt. Weder habe ich mit eigenen Augen das Sonnenübel gesehen, noch selbst die Bösartigkeit jenes Mächtigen erlebt, den du den Verächter nennst, noch bislang in meinem eigenen Herzen die Natur dessen gefühlt, was es zu beginnen gilt. Doch Pechnase rät mir, dir zu vertrauen. Ankertau Seeträumer hat ein Gesicht der Heilung geschaut, als er bereits zu wissen vermeinte, in der ganzen Welt wäre kein Heil mehr zu finden. Und was mich anbetrifft ...« Sie schluckte mühsam. »Gerne wollte ich einem Mann folgen, der auf solche Weise Verdammten Frieden bescheren kann.« Sie überwand ihre Gefühlsaufwallung mit Förmlichkeit. »Riesenfreund«, hatte sie hinzugefügt, »wir Sucher werden dich ins Land der Elohim bringen. Wir glauben, daß dort Wissen über den Einholzbaum zu erlangen sein mag. Wenn's uns möglich ist, werden wir dich zu selbigem Baum begleiten, in der Hoffnung, daß er auf die Gefährdung des Erdkreises eine Antwort bietet. Im Namen der Verschollenen unseres Volks gedenken wir so zu verfahren, die von dir aus ihrer Verdammnis erlöst worden sind.« Sie hatte mit der Hand die Tränen fortgewischt und sich dann entfernt, ihn erleichtert zurückgelassen, als wäre diese Erleichterung das Ergebnis seiner Träume. Aber er war aufgestanden, weil es noch immer Dinge gab, die er erledigen mußte; Anforderungen waren zu erfüllen, Verantwortlichkeiten abzuwägen. Er hatte mit den Steinhausenern gesprochen, war mit ihnen zur Höhe Herzeleids hinaufgestiegen – Linden, die drei zuständigen Haruchai und Hohl hatten sich angeschlossen – und hatten sich auf die Klippe gesetzt, dem Morgen, der See und den unbekannten Teilen der Erde zugewandt.
    Nachdem er sein Caamora durchgestanden hatte, wäre er eigentlich am liebsten allein gewesen. Doch der Zeitpunkt, an dem er das Land verlassen mußte, war nah. Er sah ihn im selben salzigen Wind herankommen, der ihm Haar und Bart zauste, und ihm war klar, daß er keine Wahl hatte. Mit jedem Tag vergoß man Menschenblut, um das Sonnenübel zu stärken. Der Notstand des Landes war eine Bürde, die er unmöglich allein tragen konnte.
    Für einige Zeit herrschte zwischen ihm und seinen Gefährten Schweigen. Endlich brachte er ausreichende Willenskraft auf, um sich zu äußern. »Sunder ... Hollian.« Das Paar saß in wacher Aufmerksamkeit da, als wäre er zu einer verehrungswürdigen Persönlichkeit geworden. »Ich möchte nicht, daß ihr mich begleitet.« Als er das sagte, kam er sich vor wie ein Ungeheuer.
    Die Sonnenseherin riß die Augen auf, als hätte er sie ohne Warnung oder Grund geohrfeigt. »Ur-Lord?!« fuhr Sunder schmerzlich überrascht auf.
    Covenant zog die Schultern ein, bemühte sich um eine Entschuldigung. »Verzeihung. Es war nicht so gemeint, wie's sich angehört hat. Es ist schwierig, das richtig auszudrücken.« Er nahm sich zusammen. »Ich möchte etwas anderes von euch getan haben.« Er blickte aufs Meer aus, sprach weiter, als fürchte er die Reaktion seiner Freunde. »Ich wünsche, daß ihr ins Oberland zurückkehrt. Die Dörfer aufsucht ... jedes Steinhausen und jedes Holzheim, das sich finden läßt. Erzählt den Menschen die Wahrheit über die Sonnengefolgschaft. Überzeugt sie. Sorgt dafür, daß sie sich vor den Gefolgsleuten nicht mehr ducken. Damit das Sonnenübel nicht alles zerstört, bevor ich wiederkomme.«
    »Thomas Covenant.« Sunder ballte seine Hände zu Fäusten, als müsse er insgeheime Entrüstung niederringen. »Hast du Steinhausen Mithil vergessen? Und Holzheim Steinmacht? Des Landes Menschen vergießen das Blut Fremder, weil sie dringlich Blut benötigen. Wir werden niemanden überzeugen können. Im ersten
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