Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
wie Covenant es abgesehen hatte. In seinem Grausen hatte er es vorausgesehen. Freude ist in den Ohren, die hören. Gewiß, aber manche alten Geschichten konnten nicht durch den bloßen Mut der Zuhörer wiedergutgemacht werden, durch die Bereitwilligkeit eines offenen Herzens. Ein Sterben wie dies, das grausam Tod auf Tod häufte – Jahrhundert um Jahrhundert –, verlangte nach einer anderen Antwort. In ihrer Verzweiflung griffen die lebenden Riesen nach dem Ausweg, den Covenant ihnen bereitet hatte.
    Pechnase machte den Anfang. Mit einem wilden Laut des Jammers sprang er zum Feuer und stieß beide Arme bis zu den Schultern ins brennende Holz. Lohe schlug ihm ins Gesicht, bog seinen Kopf in stummem Geheul vom anomalen Winkel seines deformierten Brustkorbs rückwärts. Linden entfuhr ein Schrei. Aber die Haruchai verstanden, was geschah, und regten sich nicht. Die Erste tat es Pechnase gleich. Sie kniete sich aufs Felsgestein, umklammerte mit den Händen einen glühenden Scheit, hielt ihn fest. Seeträumer blieb nicht am Rande des Feuers. Indem er vorwärtsstürzte, als habe die Erd-Sicht ihn um alle Selbstkontrolle gebracht, warf er sich mit dem ganzen Körper in die Glut, stand hochaufgerichtet in ihrem Lodern, von Flammen umflackert, als seien sie eine Manifestation seiner Pein. Caamora – das rituelle Feuer des Grams. Nur durch so heftigen körperlichen Schmerz konnten die Riesen Erleichterung und Erlösung von der Kränkung ihrer Seelen finden. Covenant hatte darauf gewartet, es im voraus gesehen und gefürchtet. Caamora . Feuer. Schaumfolger war selbstlos ins Magma der Glutasche gestiegen und war als der Reine wieder hervorgekommen.
    Die Aussicht auf eine vergleichbare Maßnahme entsetzte Covenant. Aber er wußte keine andere Hilfe gegen das Gift in seinen Adern, die Macht, die zu meistern er außerstande war, hatte keine andere Antwort auf die seit langem angestaute Schuld der Vergangenheit. Über ihm in Herzeleid wiederholten die Toten das ihnen widerfahrene Verhängnis, dazu verdammt, in alle Ewigkeit dabei zu bleiben, falls er nicht irgendwie für sie Gnade erwirkte. Schaumfolger hatte sein Leben freudig hingegeben, damit Covenant und das Land leben durften. Covenant setzte sich in Bewegung, näherte sich dem Feuer. Brinn und Hergrom versperrten ihm den Weg. Doch dann erkannten sie die Verwüstung und die Hoffnung in seinen Augen. Sie traten beiseite.
    »Covenant!« Linden hastete zu ihm. Aber Cail fing sie ab, hielt sie zurück.
    Hitze brauste Covenant ins Gesicht wie die Stimme seines Schicksals; aber er zögerte nicht. Er konnte nicht stehenbleiben. Sein innerer Drang trieb ihn wie unter einem Bann, als schwämme er auf dem Klagen der See, nach vorn. Ins Feuer.
    Augenblicklich verwandelte er sich in einen Inbegriff der wilden Magie und des Grams, brannte in grellweißer Flamme, gegen die keine andere feurige Glut bestehen konnte. Er leuchtete wie der Edelstein des Krill , als er durch Brennholz und Asche an Seeträumers Seite trat. Der Riese bemerkte ihn nicht, war zu sehr aufgegangen in seiner Marter, um ihn zu beachten. Covenant entsann sich an Schaumfolgers Qual und gab Seeträumer einen Stoß. Wilde Magie schleuderte den Riesen aus dem Feuer, so daß er der Länge nach auf den kalten Stein fiel. Langsam schaute sich Covenant nach seinen Gefährten um. Durch die Flammen boten sie einen verzerrten Anblick; sie starrten ihn an wie ein Gespenst. Lindens entsetzter Blick tat ihm weh. Weil er keine andersartige Antwort für sie wußte, wandte er sich seiner Absicht zu. Er unterwarf die wilde Magie seinem Willen, formte sie danach, so daß sie zu seinem eigenen Ritual geriet, einer Artikulation der Leidenschaft und Wut, gerichtet gegen alle Qual, allen Verlust. Selbst entflammt, öffnete er sich den Flammen, die ihn umgaben. Sie loderten höher empor, um ihn zu verschlingen. Er meisterte das Feuer mit silberweißer Energie, beeinflußte es nach seinem Wunsch. Flammen und wilde Magie schossen gemeinsam in die Höhe, so daß ihr vereintes Lodern mit fürchterlicher Gewalt in die Nacht auflohte. Covenant breitete, der Stadt zugewandt, die Arme aus, reckte sich, als wolle er ganz Herzeleid in eine sehnsüchtige Umarmung schließen. Kommt! schrie er in der Sprache der wilden Magie, weißer Macht ohne Laute. Hier ist euer Caamora! Kommt und werdet geheilt!
    Und sie kamen. Seine Machtfülle und sein Wille unterbrachen das Schauspiel, den Bann, der die Toten in ihrer unseligen Verdammung gefangenhielt. Sobald sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher