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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04
Autoren: Stephen R. Donaldson
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überkamen ihn, die er während langer Tage der Furcht und Unsicherheit unterdrückt hatte, und er begann zu sprechen, als hätte er ein Kredo zu verkünden.
    Er erzählte, was er über die Entwurzelten erfahren hatte, und versuchte, das Unheil ihrer Hinmetzelung zu heilen, indem er ihre Geschichte weitergab. Freude ist in den Ohren, die hören. Schaumfolger! Hast du die Deinen sterben lassen, weil du wußtest, ich würde dich benötigen?! Die Nacht verdichtete sich rund um ihn, während er sprach, und allein die Sterne verhinderten, daß sie eine solche Schwärze annahm wie Herzeleid. Das Licht des Feuers vermochte weder die Finsternis der Stadt noch die Finsternis in Covenants Herz zu mildern. Nichts als das Auf und Ab der See – ihr Schwellen und Sinken, Klagen und Trauern – drang zu ihm vor, der er den Toten zur Entschädigung ihre Geschichte anbot.
    In nahezu förmlichem Ton schilderte er in vollem Umfang ohne Auslassungen, wie die Riesen während ihrer Odyssee schließlich die Wasserkante erreichten. Er berichtete, wie Damelon die Entwurzelten im Lande willkommen hieß und ihnen prophezeite, ihre Heimatlosigkeit werde enden, sobald ihnen drei Söhne geboren werden würden, Brüder derselben Geburt. Und er sprach von der Treue und Freundschaft, die sich zwischen den Riesen und dem Großrat der Lords entfaltet hatten, wie daraus Trost und Unterstützung für beide Seiten entstand; von der außerordentlichen Dankbarkeit und Geschicklichkeit der Riesen, mit denen sie für die Lords Schwelgenstein errichteten; über die Sorge, die Kevin dazu bewog, die Sicherheit der Riesen zu gewährleisten, bevor er seine wahnwitzige Verabredung mit Lord Foul einhielt und das Ritual der Schändung vollzog; von der Treue, aufgrund der die Riesen nach der Schändung ins Land zurückkehrten und den Ersten Kreis des Wissens mitbrachten, den ersten von Kevins Sieben Kreisen des Wissens, so daß die neuen Lords die Erdkraft wieder meistern lernen konnten. All diese Dinge beschrieb Covenant mit allen Details so, wie er selbst sie zu hören bekommen hatte.
    Dann jedoch wandte sein Bericht sich Salzherz Schaumfolger zu, wie er in einem Boot gegen die Strömung den Seelentrostfluß hinaufschwamm, nach Schwelgenstein, um den Lords die Mitteilung von der Geburt dreier Söhne zu überbringen. Das war damals eine Zeit der Hoffnung für die Entwurzelten gewesen, eine Zeit allgemeiner Freude, in der sie neue Schiffe bauten. Nachdem er bei der Suche nach dem Stab des Gesetzes geholfen hatte, war Schaumfolger zur Wasserkante zurückgekehrt; und die Riesen hatten sich auf die langersehnte Heimfahrt vorbereitet. Zunächst war alles gut verlaufen. Aber vierzig Jahre später vernahm man von der Wasserkante nichts mehr als Schweigen. Die Lords sahen sich den Heeren des Verächters und der Macht des Weltübel-Steins gegenüber. Ihre Lage war sehr ernst, und sie wußten nicht, was aus den Riesen geworden war. Deshalb schickten sie die Lords Hyrim und Shetra, begleitet von Korik und einer Anzahl anderer Bluthüter, nach Coercri , um an Beistand zu geben und zu erbitten, was im Bereich des Möglichen lag. Die wenigen Bluthüter, die diese Mission überlebten, hatten den Lords eben jene Geschichte erzählt, die Schaumfolger später an Covenant weitergab. Und Covenant erzählte sie nun seinerseits weiter, als wäre sie der untröstliche Klagegesang der See. Seine Augen waren voll von Feuerschein, der ihn für die Gefährten blind machte. Er vernahm nichts als die Brecher, die sich gegen die Anlegestelle wälzten, und die eigene Stimme. Tief in seinem Innern wartete er auf die Krise, sich darüber im klaren, daß sie kommen mußte, ohne zu wissen, in welcher Form.
    Ein Verhängnis hatte die drei Brüder ereilt; ein Schicksal, das für die Riesen schlimmer war als der Tod oder der Verlust ihrer Heimat. Die drei waren unter die Gewalt Lord Fouls geraten, zu Gefangenen der Macht des Weltübel-Steins geworden; die Wütriche hatten sie gemeistert. Sie verwandelten sich in die mächtigsten Diener des Verächters. Und einer von ihnen suchte Herzeleid heim.
    Schaumfolgers Worte gingen Covenant wie Echos durch den Kopf. Er wiederholte sie, ohne absehen zu können, was sie auslösen mochten. »Stolz«, hatte der Riese gesagt, »Stolz auf die Zuversicht, die unsere einzige Antwort auf das Aussterben war, das uns drohte. Wir hätten unseren Niedergang nicht ertragen können, wäre uns nicht unser Stolz erhalten geblieben. Und so war mein Volk erfüllt von Entsetzen,
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