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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht
Autoren: Ake Edwardson
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liegen, hatte Lareda gesagt. Die Antwort war im Tausch der Köpfe enthalten. Oder der Körper.
    Er saß vor der Kirche. Neben ihm standen zwei Statuen. Er fragte den Guide. Es war Alicia, und sie antwortete, dass es immer so war in Torremolinos. Die Mauren schlugen die Köpfe ab. Einfach runter mit den Köpfen. Ihr Gott war ein anderer. Wenn der Kopf ab ist, verschwindet der Mensch. Die Gesichter werden ausradiert. Jetzt zeigte eine der Statuen auf ihn. Angela saß neben ihm. Sie zeigt auf mich, sagte sie. Die Statuen standen in einer Reihe vor der Kirche. Keine Köpfe, keine Arme. Er hörte die Musik, die Gitarren, dann das Schlagzeug.
    Winter wurde von einem Pulsen in seinen Ohren wach. Angela bewegte sich, erwachte aber nicht. Er stand auf und trank Wasser. Es war Viertel nach drei. Auf seinem Notebook leuchtete die kleine rote Lampe. Sie hatte gute Nacht gesagt, und er hatte bis spät in die Nacht gearbeitet.
    Bei Valkers oder Martells hatten sie keine Computer gefunden. Das musste nicht bedeuten, dass es nie welche dort gegeben hatte. Aber die Administratoren hatten sie nicht im Netz gefunden, dafür Millionen Kontaktchatter. Zehntausende Sexkontakte.
    Winter ging ins Schlafzimmer und nahm seinen Morgenmantel vom Stuhl. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück und setzte sich in den Sessel am Fenster.
    Was sollte er mit Per Elfvegren machen? Der hatte etwas... etwas, das ihn nicht loslassen wollte.
    Winter hatte Molina gebeten, eine Körpervisitation zuzulassen, aber es gab keine Chance, noch nicht.
    Setz ihn noch ein wenig unter Druck, hatte Molina empfohlen. Dann können wir über ein Gesuch reden. Ihn unter Druck setzen. Mit was? Halders. Lass ihn noch mehr auf ihn los. Es geht nicht. Ich wage es nicht. Sie hatten mit ihnen gesprochen, einzeln. »Nennen Sie mir die Details«, hatte Halders zu der Frau gesagt.
    »Die... Details?«
    »Alles. Vom ersten Schritt an über die Schwelle.«
    Per Elfvegren sprach jetzt von einem Anwalt. Es ist an der Zeit, dachte Winter.
    Dann überlegte Elfvegren es sich anders. Ich hab nichts zu verbergen.
    Sie waren bei Elfvegrens zu Hause gewesen. Nichts dort, kein Computer. Halders hatte die Zeitschriften. Valkers Anzeigentext hatten sie schon gelesen. Per Elfvegrens Antwort war verschollen.
    Warum hatten sie bei Valkers nichts gefunden? Nichts. Dort gab es nichts. Es hätte etwas geben müssen. Warum hatten sie alles weggeräumt? Nicht weggeräumt. Vernichtet. Keine Zeitschriften. Keine Notizen. Hat der Mörder alles mitgenommen? Vielleicht. Vielleicht nicht. War er damals überhaupt in einer Verfassung gewesen, dass er suchen konnte?
    Wer sonst?
    Elfvegren schien nicht zu begreifen, dass der Täter noch mal zuschlagen könnte. Er wahrte seine Maske, wahrte seine Maske. Sie könnte abfallen.
    Wir können dich retten, hatte Halders beim Verhör gedacht, und dann hatte er es Elfvegren ins Gesicht gesagt. Sie oder andere.

53
    Zwischen der anderen Post lag ein flaches Päckchen auf dem Flurboden.
    »Why don'tyou try this tonight«, schrieb Steve Macdonald in dem beigelegten Brief zu der CD. Winter las: Tom Waits. Swordfishtrombones. »His real breakthrough in a way«, schrieb Macdonald, »and there's more to come: it has got some jazz in it, too! And: good luck with the baby.«
    Der Kollege in Croydon hatte die selbst gestellte Aufgabe, Winter in klassischem Rock und anderer Musik, die mehr als eine Armeslänge von Coltrane entfernt war, zu bilden, nicht aufgegeben.
    »Steve hat wieder eine CD geschickt«, sagte Winter zu Angela, die mit hochgelegten Füßen in der Badewanne lag. Er ging ein paar Schritte in den warmen Dunst hinein. »Schwerer Tag?«
    »Für die Patienten ist es immer noch schlimmer.« Sie bewegte sich, Wasser plätscherte. »Das ist meine berühmte Imitation eines Walrosses, das sich in der Badewanne umdreht.«
    »Imitation?«
    »Shut the fuck up. Was hat Steve diesmal geschickt?« »Tom Waits.«
    »Der ist gut.« Sie richtete sich auf und reckte sich nach der Shampooflasche. »Wäre nett, ihn zu treffen. Und seine Familie.«
    »Tom Waits?« Winter lächelte.
    Angela streckte ihm die Zunge heraus.
    »Wir fahren nach London, sobald... wir können«, sagte Winter. »Alle drei.«
    »Ich seh dich schon vor Steve und in ganz Südengland herumstolzieren«, sagte sie und spähte durch den Schaum. »Der stolze Familienvater.«
    »Mit allem Recht«, sagte er und hörte das Telefon draußen klingeln.
    »Hoffentlich stör ich nicht«, sagte Benny Vennerhag.
    »Wenn du mich hier
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