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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels
Autoren: Robert Asprin
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sich so gut wie unsichtbar zu machen, zum Schatten zu werden, während er durch die Dunkelheit in der Oberstadt schlich. Cheyne hätte ihn ausgelacht, ihn gehänselt. Sie wäre kühn in Straßenmitte dahinmarschiert. Im Gegensatz zu seiner Herrin vermied Dayrne jedoch unnötige Auseinandersetzungen.
    Er biß sich auf die Lippe und verfluchte sie stumm, weil sie ihn nicht mitgenommen hatte. Wo, zum Teufel, bist du, Chenaya? fragte er sich verbittert. Dann, als er an Lalos Gemälde dachte: Wer, zum Teufel, bist du?
    Sorge und Verwirrung machten ihm arg zu schaffen. »Raste«, murmelte er und runzelte die Stirn. Er würde ein längeres Gespräch mit diesem eigenartigen Priester führen müssen.
    Daphne machte ihre Übungen mit der Trainingsmaschine, und nur der Mond und eine einzige Fackel leuchteten ihr dabei. Sie sprang und duckte sich, als vier wirbelnde, hölzerne Arme nach ihrem Kopf und ihren Knien schwangen. Schweiß glänzte auf ihrem Körper, rann in Bächen ihren Hals und zwischen den Brüsten hinab, ebenso über die Arme und die Faust, die das gewaltige Schwert hielt. Anfangs war ihr das Schwert zu schwer gewesen. Jetzt längst nicht mehr.
    Eine Zeitlang war ihr Kopf völlig frei, ohne Gedanken, ohne Sorgen. Das geschmeidige Spiel ihrer Muskeln, die Elastizität ihrer Sehnen, der Schlag ihres Pulses, die Erregung ihres Fleisches - das war das einzige, was für sie existierte. Sie atmete die kühle Nachtluft, spürte das Knirschen des Sandes unter ihren Sandalen, lauschte dem rhythmischen Zischen der wirbelnden Maschine. Nichts sonst war ihr wichtig.
    Aber als die Holzarme langsamer wurden, trat sie aus ihrer Reichweite und holte tief und verärgert Atem. Dann stützte sie sich auf ihr Schwert, schaute sich um und wurde sich der Stille und ihres Alleinseins bewußt. Einsamkeit hätte sie es nicht genannt.
    Ein paar Lampen brannten hinter den Fenstern des Landhauses. In der entgegengesetzten Richtung waren etwas mehr und entferntere Lichter zu sehen, wo die neue Kaserne an der Ostmauer von Landende gebaut worden war. Jenseits dieser Mauer glühte der Himmel rot von den zeremoniellen Feuern, die Rashan und seine Priester am Ufer des Fuchsfohlenflusses bei Chenayas Tempel gezündet hatten.
    Sie war allein wie üblich, eine Außenstehende. Aber es machte ihr nichts aus. Wichtig für sie waren Training und harte Arbeit. Wenn Dayrne wüßte, daß sie so spät noch hier war, wäre er verärgert, aber auch das machte ihr nichts aus. Er war nur ihr Ausbilder, weiter nichts. Das hatte er oft genug betont. Doch ihre Hand öffnete und schloß sich um den Schwertgriff, als sie an ihn dachte.
    Er war ihr egal, völlig egal. Plötzlich schwang sie ihre Waffe hoch und hackte ein großes Stück aus einem Arm der Maschine. Der Atem entfuhr ihr zischend, als sie zuschlug.
    Dann blieb sie einen Moment lang stehen und zitterte. Es war nicht Dayrne, sagte sie sich. Es hatte nichts mit ihm zu tun.
    Es war ihr verdammter Gemahl.
    Kadakithis hatte sie wieder in den Palast gerufen. Erneut hatte er sie um die Scheidung angefleht. Angefleht! Ein Prinz von Ranke! Es spielte keine Rolle, daß Scheidungen in der Kaiserlichen Familie verboten waren. Verdammt, es hatte nicht viel gefehlt, und er wäre auf den Knien gekrochen, um sie umzustimmen!
    Was hatte sie je in diesem Mann gesehen, daß sie sich mit der Heirat einverstanden erklärt hatte? Ganz sicher war es nicht sein dürrer Körper gewesen oder sein Gesicht mit dem spitzen Kinn, mit dem sich Segeltuch nähen ließ, und mit der Nase, mit der man bestimmt eine Rüstung durchbohren könnte. Zweifellos war es auch nicht die grauenvolle Poesie gewesen, die er einst geschrieben hatte, und auch nicht sein mittelmäßiges Harfenspiel.
    Und bei den Göttern, seine Treue war es auch nicht gewesen. Der Bastard hatte sich mit neuen Konkubinen eingedeckt, kaum daß ihr Hochzeitsbett abgekühlt war. Und als die Raggah sie entführt und in die Sklaverei verkauft hatten, war Kadakithis etwa zu ihrer Hilfe geeilt? Nein, er hatte sich statt dessen mit seinem geliebten Fisch vergnügt und es Chenaya überlassen, sie zu retten.1 (1)
    Sie hackte zwei weitere Klötze aus der Trainingsmaschine und fluchte bei jedem Hieb. »Verdammt, Chenaya! (Krach!) Warum hast du mich nicht (Krach!) mitgenommen, verdammt?«
    Es machte nichts, daß Dayrne Chenaya liebte, wirklich nicht. Ihr fehlte das blonde kleine Luder. Trotz der vielen neuen Gesichter in Landende, all dieser Rekruten für Lowans neue Schule, fehlte
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