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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Autoren: Jorna Sternekieker
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einem obszönen Anruf beginnen?"
"Dann schau lieber mal unter deinem Bett nach", flüstere ich bedrohlich und meine Freundin kreischt kichernd auf.
"Ich hasse dich, du bist einfach abscheulich. Du weißt genau, dass ich jetzt tatsächlich das ganze Haus auf den Kopf stellen muss."
Ich nicke nachsichtig lächelnd, Peggys Naivität ist geradezu grenzenlos.
"Schön, schön, da wir das nun geklärt haben, kann ich ja auflegen", versuche ich die unangenehme Störung zu beenden.
"Stopp! Wag es ja nicht!", schnaubt meine Freundin wütend und ich halte inne.
"Dann mach's kurz, ich habe es eilig."
"Ja ja, schon gut. Immer busy unterwegs, so kennen wir unsere Charly. Ich wollte dich auch nur an unseren Mädelsabend erinnern. Nicht, dass du ihn wieder "VERGISST".
Die letzten Worte triefen vor Ironie und ich verstehe die Anspielung sofort.
"Wie oft soll ich euch noch erklären, dass es in meinem Job eben nicht immer möglich ist, sich an feste Verabredungen zu halten?"
"Nun ja, einfach so lange, bis wir es dir glauben. Also um sieben bei Alfredos. Sei pünktlich, sonst werden wir …"
"Da pfeift das verrückte Schwein in der Pfanne! Ich habe es gar nicht nötig euch etwas vorzuspielen!"
Peggy seufzt: "Charlotte, wie oft denn noch? Der Hund wird verrückt oder dein Schwein pfeift. Wann lernst du es endlich die Sprichwörter auseinanderzu…"
Peggys Stimme verstummt, als ich auf "Anruf beenden" drücke, ich lasse mir ungern Vorschriften machen.
Genervt steige ich aus meinem Wagen und verfluche diesen Unglückstag aufs Neue. Bereits zum dritten Mal in dieser Woche, verpasse ich den frühen Smalltalk mit Herrn Brunner, was der wohl inzwischen denken mag? Seit ich herausgefunden habe, dass unser Vorgesetzter zur seltenen Gattung der Frühaufsteher gehört, treffe ich ihn gewöhnlich jeden Morgen, rein zufällig natürlich. Anfangs fiel mir die Umstellung noch etwas schwer, im Grunde meines Herzens bin ich ein gemütlicher Langschläfer. Aber alles hat seinen Preis und welche meiner Kolleginnen kann schon den überaus lustigen Witz machen und behaupten, unsere Agentur morgens aufzuschließen? Das ist seit Jahren ein Running Gag zwischen Herrn Brunner und mir, über den der Fünfzigjährige auch heute noch höflich lacht.

Während ich den Parkplatz überquere, beäuge ich kritisch die leeren Lücken in der vordersten Reihe. Reservierungen sind toll, in einem angesagten Restaurant zum Beispiel oder auch im Kino sind sie durchaus angebracht, aber auf einem Firmenparkplatz? Wo bleibt denn da der Anreiz für die Mitarbeiter? Woran sollen denn die Kollegen erkennen, dass du seit sechs Uhr auf dem Gelände bist, wenn dein Auto unscheinbar in der Mitte des Platzes steht?
Hinter mir ertönt lautes Motorengeheul und lässt mich zusammenzucken. Reflexartig springe ich auf die Seite und entgehe nur knapp einem Verkehrsunfall. Starr vor Angst stehe ich mit einem Fuß im Schlamm und verfolge mit den Augen den wahnsinnigen Audifahrer. Dieser stört sich nicht im Geringsten an seinem Mordversuch, mit einer Seelenruhe parkt er das Auto direkt neben Herrn Brunners Wagen und steigt aus.
Vielmehr stöckelt er, besser gesagt SIE, aus ihrem Wagen und ich erkenne mit Entsetzen Frau Neumann. Eine Gänsehaut der Wut überläuft meinen Kopf und ich kann nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken. Die wasserstoffblondierte Vorstandsassistentin und ich sind gute, alte, bekannte … Feinde. Und auch wenn ich nicht beweisen kann, dass sie mich hinter ihrer monströsen Sonnenbrille erkannt hat, bin ich mir doch sicher, ihr rasanter Fahrstil galt mir und meinem Ableben.
Frau Neumann bremst für Tiere und religiöse Randgruppen, aber nicht für mich. Keine Gelegenheit lässt sie aus, um mich zu demütigen, am liebsten allerdings vor Publikum. So zum Beispiel in der letzten Mittagspause, als sie zuckersüß und unnötig laut bemerkte, dass sie aus Herrn Brunners Gesicht genau ablesen könne, an welchen Morgen wir uns begegnen würden. Danach schaue er nämlich jedes Mal so mitleidsvoll drein, wie der Pfarrer auf einer Beerdigung. Sie lachte als Einzige über ihren Witz und ich verließ ohne zu essen die Cafeteria.
Eigentlich mache ich mir nichts aus derartigen Seitenhieben, die sind nichts weiter als getarnter Neid. Je härter der Hieb, desto größer die Eifersucht und ich arbeite hart für die Missgunst meiner Mitmenschen, jawohl!
Die tiefgreifende Rivalität zwischen Frau Neumann und mir besteht ohnehin seit Jahren und entstand zu einer Zeit in der ich selbst
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