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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Autoren: Jorna Sternekieker
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allerdings nicht vorgestellt. Unsicher versuche ich in seinen Augen abzulesen, ob die unterschwellige Ironie nur das Werk meiner Einbildung ist, kann jedoch keinerlei Gefühlsregung erkennen. In so einem Fall hilft nur eines: professionell lächeln. Diesen Tipp kenne ich spätestens seit dem Trickfilm "Madagaskar" , nur das dazugehörige Winken habe ich nach einigen Selbstversuchen eingestellt.
"Guten Morgen Herr Brunner, man tut was man kann. Ich, ähm, war gerade auf dem Weg zu Emma Reiss, sie hat versehentlich ihre Zeitung im Fahrstuhl liegen lassen.”
Stolz blicke ich in die Runde. Von meinem eigenen Geistesblitz getroffen, strahle ich wie ein Lebkuchenschwein. Herr Brunner nickt knapp und auch die anderen Herrschaften sehen wenig beeindruckt aus. Das ist enttäuschend. Immerhin haben sie soeben mitbekommen, dass ich erstens bis zum Hals in Arbeit schwimme, zweitens immer einen lustigen Spruch auf den Lippen habe und drittens auch noch so hilfsbereit bin, meiner Kollegin eine vergessene Zeitung nachzutragen. Trotz meinem derzeitigen beruflichen Stress! Was muss man denn noch für ein wenig Anerkennung leisten, ein Mittel gegen Krebs erfinden? Und das am besten nebenbei in der Mittagspause!
Ein lautes Räuspern von Herrn Brunner holt mich in die Wirklichkeit zurück.
"Tja, ich muss dann mal weiter. Wie Sie schon sagten, viel Arbeit."
Ich schiebe ein Siegerlächeln hinterher und stolziere mit erhobenem Kopf in Richtung Fahrstuhl. Herr Brunner spricht in meinem Rücken weiter und ich kann mir denken, was er sagt: "Das war Frau Wiese, eine unserer fleißigsten Mitarbeiterinnen. Hundertprozentiger Einsatz ist bei uns unerlässlich, der Erfolg eines Unternehmens baut schließlich auf das Engagement der Angestellten."
Ich muss mich nicht umdrehen um zu wissen, dass an dieser Stelle alle zustimmend nicken werden. Die Asiatin hat sicher ihre Augenbraue wieder eingefahren und macht sich womöglich sogar eine Notiz.

Außerhalb der Gefahrenzone atme ich auf. Mein Puls beginnt sich normalisieren und ich frage mich, wer die Damen und Herren wohl sein könnten. Da Mitarbeiter ausscheiden, kann es sich nur um potenzielle Kunden oder Auftraggeber handeln. Gibt es etwa eine neue Kampagne, von der ich noch nichts weiß? Wie könnte ich das bloß rausfinden?
Hmm, ich glaube Emma würde sich tatsächlich sehr über die Zeitschrift freuen, beim Überfliegen der Artikel habe ich einige gute Diätrezepte gesehen. Am besten bringe ich ihr diese gleich mal vorbei. Vielleicht können wir uns bei der Gelegenheit auch ein bisschen austauschen? Immerhin ist ein gutes Verhältnis unter Kollegen enorm wichtig.
Mit diesem Vorsatz mache ich mich auf den Weg in den vierten Stock, wo Emma arbeitet. Während ich auf das vertraute "Pling" des Fahrstuhls warte, sehe ich mich in unserer Empfangshalle um. Beim Anblick der hohen, weiß verputzten Säulen, der großen gläsernen Fensterfront und der imposanten Wassergräben, die sich durch den Marmorboden schlängeln, verspüre ich Stolz. Ich bin nicht nur gerne an diesem Ort, ich liebe dieses Gebäude. Es erfüllt mich mit einem wahren Hochgefühl, die langen Flure entlang zu schreiten, das große Foyer zu betreten und in einem der Lifte schwerelos nach oben zu sausen. Je höher desto besser. Die Erklärung hierfür ist einfach, je gehobener dein Rang, umso höher liegt dein Stockwerk. Ich kann mir oftmals ein überlegenes Lächeln nicht verkneifen, wenn eine dieser arroganten Kleiderstangen vor mir aussteigen muss.
Ein glockengleiches Läuten reißt mich aus meinen Gedanken und ich betrete den Fahrstuhl. Die sanfte Melodie erklingt und löst eine Gänsehaut bei mir aus, hier fühle ich mich behütet, das ist mein Heimspiel. Am liebsten möchte ich meine Augen schließen und …
Plötzlich fährt eine Hand mit dunkelrot lackierten Fingernägeln zwischen die sich schließenden Türen und stoppt den Vorgang. Verdutzt blinzle ich in das Licht und erblicke eine zierliche Dame in knappen mintgrünen Kostüm. Da habe ich mich wohl zu früh über etwas Ruhe vor dem Emma-Sturm gefreut. Verhalten lächle ich mein dünnstes Lächeln und starre stur auf die Stockwerkanzeige. Die bin ich bald los, denke ich, bevor ich mit Schrecken beobachte, wie ihr knochiger Finger den Knopf Nummer Sieben drückt. Bei eingehender Betrachtung fällt mir nun auch der arrogante Blick unter dem geglätteten Schopf auf.
Mein Hund brät sich einen Storch in der Pfanne! Was bildet sich diese Pute ein? War sie etwa beim Bau der siebten
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