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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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unabsichtlich öffnete sich der Knoten, der das weit geschnittene Hemd am Hals geschlossen hielt. Der weinrote Stoff glitt zur Seite und gab den Blick auf ihre wohl geformten Schultern und das sonnengebräunte Dekolleté frei. Gemächlich beugte sie sich nach vorne, fing die Enden der Bänder mit den Fingerspitzen und schenkte ihrem Spiegelbild, das nun außerdem noch zwei feste Brüste enthüllte, ein aufreizendes Lächeln. Unverschämt langsam zog sie den Stoff wieder zusammen, ohne den Blick vom Spiegel zu wenden.
    Astorin schluckte trocken und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Nur mühsam konnte er sich auf die magischen Kräfte konzentrieren, die die beiden Spiegel verbanden. Er umklammerte die Stuhllehnen und versuchte, die gierigen Gedanken zu verdrängen, die in ihm aufstiegen.
    Vertos kicherte amüsiert und lehnte sich in die weichen Kissen zurück. Plötzlich verschwand das Lächeln aus Sarangas Gesicht. Sie wirbelte einmal um ihre Achse, riss das Schwert heraus, sprang einen Schritt nach vorn und stieß so zu, dass die Spitze der glänzenden Waffe die glatte Oberfläche des Spiegels berührte.
    Astorin zuckte heftig zusammen, duckte sich in seinen Stuhl und griff sich vor Schreck an die Brust, als er die Klinge so unvermittelt auf sich zusausen sah.
    Es ist doch nur ein Bild! Verärgert über seine unbeherrschte Reaktion legte er die Stirn in Falten.
    Die Schwertspitze senkte sich zu Boden, und die hoch gewachsene Kämpferin verbeugte sich königlich.
    »Einen schönen Tag wünsche ich Euch! Wollt Ihr nicht lieber zu uns herunterkommen, statt uns wie ein gemeiner Dieb heimlich zu beobachten?«
    Mit einem Schrei fuhr Astorin in seinem Sessel hoch, knüllte das schwarze Tuch zusammen und warf es gegen den Spiegel. Doch sein Zorn verrauchte so schnell, wie er entflammt war, und er verzog sein hageres Gesicht zu einem Grinsen.
    Ganz schön schlau, das Luder. Wie erfreulich, nicht nur kluge, sondern auch noch so ansehnliche Gefolgsleute zu haben!
    Er raffte seinen weiten Umhang zusammen, eilte die Treppe hinunter und betrat einige Augenblicke später den Raum mit dem Spiegel.
    *
    »Trinkt! Und dann erzählt mir, was euch so weit in den Süden führt. Habt ihr etwas über die Tore herausgefunden?«
    Vertos nahm genüsslich einen Schluck von dem tiefroten Wein, drehte das geschliffene Glas in den Händen und beobachtete, wie die sich in den Facetten spiegelnden Lichtflecken über die Wände huschten.
    Saranga schob das Glas von sich weg. »Danke, ich möchte lieber Wasser.«
    Astorin lachte. »Willst du dich gleich mit deinem Pferd an den Trog stellen?«
    »Nein, doch ich will nicht eines Tages sterben, nur weil ich einen schweren Kopf und einen getrübten Blick hatte.«
    Astorin sprang auf. »Willst du mich des Verrats bezichtigen?«
    Saranga betrachtete den hageren Magier ungerührt. Er war wie Vertos vielleicht Anfang fünfzig, doch sein scharfkantiges Gesicht und die stechenden schwarzen Augen waren kein angenehmer Anblick.
    »Bleibt ruhig, alter Mann, ich will gar nichts. Ich trinke nie etwas anderes als Wasser. Außerdem gibt es ziemlich viele, die im Augenblick ihres Todes überrascht sind, wer alles ihr Vertrauen missbraucht hat. Ich wäre nicht so gut, wenn ich nicht so vorsichtig wäre. Das ist doch auch in Eurem Sinn. Immerhin arbeite ich zurzeit für Euch.«
    »Schon gut. He, Lenoph, bring einen Krug Wasser. Und ihr – erzählt endlich!«
    Vertos strich sich über den sauber gestutzten Bart. »Wir haben in ein Wespennest gestochen. Der Hinweis aus dem Brief, den Ihr mir gegeben habt, hat uns weit nach Westen geführt – noch einige Tagesreisen über Neteran hinaus. Dort in der großen Steppe liegt ein einsamer Berg, in dem sich der von der Welt vergessene Rest eines Ordens vergraben hat. Er huldigt den alten Zeiten und Göttern, die keiner mehr kennt, und hortet die Geschichte in uralten, fast zerfallenen Büchern ...«
    »Wir haben dort ein wenig aufgeräumt und dabei ist uns – siehe da – etwas Interessantes in die Hände gefallen.« Saranga zog ein in ein Tuch geknotetes, faustgroßes Bündel heraus, schob es über die Spitze ihres Schwertes und reichte es Astorin über den Tisch. Mit einem Ruck zog sie das Schwert zurück und ließ das Bündel in seinen Schoß fallen.
    »Erzählt mir über die Bücher. Sind tatsächlich noch welche aus der Zeit vor dem Feuersturm erhalten?«
    »Die Bücher waren leider mit einem mir unbekannten Feuerzauber geschützt.« Vertos stöhnte. »Wir
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