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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis
Autoren: Angela Scherer-Kern
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wenn man etwas Besonderes kann und niemand da ist, dem man es zeigen darf? So sind beide glücklich – er und seine Freunde.
     
    Natürlich, Aleyna, mit ihren rotblonden welligen, fast wuseligen langen Haaren und ihrer schlanken, fast knabenhaften Figur – sie muss sich wieder zieren und ein kleines persönliches Theaterstück aufführen… Sie tänzelt zum Felsvorsprung und wieder zurück, winkt den anderen zu, tänzelt nach links, tänzelt nach rechts, und ihr Delfin tanzt vorwärts und rückwärts, singt fröhlich vor sich hin und taucht wieder ab. Alle lachen. Um die Spannung noch weiter zu steigern, lässt sie, wie soll es auch anders sein, erst einmal den nächsten an den Felsvorsprung vor.
    Sie schiebt einen muskulösen Jungen mit kahlem Schopfe nach vorn, der sich natürlich gerne nicht wehrt und sich in posierenden Stellungen auf dem Felsen zur Schau stell. Dabei muss er zwischendurch über sich selbst lachen. Es macht ihm sichtlich sehr viel Spaß, seine Muskeln spielen zu lassen. Er lässt sich alle Zeit für seine Selbstdarstellung. Wenn die anderen ihm nicht ein einheitliches „Spring, spring, spring!“, zurufen würden, wäre er wahrscheinlich über die Zeit zu einem posenden Denkmal in Fels geworden.
    „Ja, ja!“, ruft er und macht eine Verbeugung. „Es geht schon los, ich musste doch nur meine Muskulatur aufwärmen und gibt es denn einen besseren Ort auf Cambolia als diesen hier oben?!“
    Die anderen lachen und pfeifen.
    Ushlaran , der Akrobat, so ist er. Man merkt ihm so überhaupt nicht an, dass er eher der Einzelgängertyp ist. Es scheint, als badet er förmlich in der Gesellschaft seiner Freunde, stellt sich gern dar, ist immer für Späße zu haben, vor allem wenn es um ihn selbst geht. Auf der einen Seite nimmt er sich sehr, sehr ernst, arbeitet tagelang konzentriert, allein, irgendwo von allem zurückgezogen und hat dann aber auch andererseits diese gesellige, kumpelhafte Seite, die sie alle so an ihm lieben.
    Er nimmt Anlauf, macht einen kompletten Körperschrauber vorwärts in der Luft, d.h. er dreht sich unentwegt während er durch die Luft fliegt und taucht geschmeidig und zart ins Wasser ein. „Wunderbar!“, rufen alle, als er auftaucht. Aber wo ist sein Delfin? Natürlich, auch er zeigt allen, was er gerne tut: gleich sieben Mal schnellt er aus dem Wasser hoch in die Luft, macht mehrere Dreher hintereinander in der Luft und taucht ebenso zart ein wie Ushlaran . Ein Fest für die Augen. Dann schwimmt er zu Ushlaran, und beide schlagen Hand und Flosse aneinander zum Zeichen ihrer besonderen Freundschaft und der gelungenen Vorführung.
     
    Da steht auch schon Kyr, ein sommersprossiger Junge mit blonden, welligen, zotteligen, schulterlangen Haaren, sehr athletisch, mittelgroß, mit leuchtend blauen Augen. Ein Junge, der zwei Wesen in sich zu vereinen scheint, zum einen ist er sehr humorvoll, für jeden Spaß oder jede Albernheit zu haben und sieht in vielen Dingen eine Komik, die allerdings des Öfteren nur er sieht, und kann zum anderen zu einem bestimmten Punkt sehr konzentriert, ja sehr ernst sein – nämlich dann, wenn er singt. Man kann somit sagen, dass er ein in sich sehr ausgeglichener junger Mann ist.
    Dass auch er nicht gleich springen wird, haben sich alle schon gedacht. Die, die im Wasser sind, halten sich bequem an den Rückenflossen ihren Delfine fest, während die restlichen oben auf dem Felsvorsprung sich nun hinhocken. Sie wissen, es wird etwas Besonders kommen, das man besser in einer bequemen Position genießen kann. So warten sie gespannt.
    Kyr holt tief Luft – um – sich singend einzustimmen. Ein wunderschöner Gesang erklingt. Da passiert es:
    Das Wasser beruhigt sich augenblicklich; die Wasseroberfläche scheint einer Samtdecke gleich. Der Himmel spiegelt sich darin, mitsamt Kyr , wie er auf dem Felsvorsprung steht. Er singt, und noch während er weiter singt, springt er ab, springt, singt, gleitet durch die Luft, singt und singt und taucht ein. Genau in diesem Augenblick übernimmt sein Delfin den Gesang. Als Kyr wieder auftaucht, beendet dieser den Gesang mit einem großen Finale. Manche haben Gänsehaut, obgleich sie im warmen Wasser sind; alle sind ergriffen von diesem Auftritt; er hat sie in kürzester Zeit mit seiner magischen Stimme verzaubert… Wie das Wasser.
    „Wow!“, „Wunderbar!“, „Das war unglaublich schön, Kyr !“
    Jeder sagt etwas Derartiges. Nur Salana stimmt nicht in den Jubelchor mit ein. Sie kommt ganz langsam auf Kyr
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