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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
Autoren: William R. Forstchen
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aufblickte, sah er eine Wolkenlinie über den Himmel ziehen. Hinter ihnen tauchten die Sterne auf, als würde ein Vorhang aufgezogen.
    Das Meer wurde heller, und dann erschienen, als würden Bühnenlampen angezündet, die beiden Monde und überfluteten das Wasser mit rötlichem Licht.
    »Schneller, gottverdammt!«, schrie O’Donald.
    Die Männer fächerten zu beiden Seiten aus und stürmten die Treppe zum inneren Stadttor hinauf. Die erste Muskete ging los, und die Kugel klatschte vor O’Donalds Füßen aufs Pflaster.
    Er blieb vor dem Bogentor stehen und verfolgte, wie seine Männer den Mauergang erreichten. Eine Gestalt stürzte herab und krachte aufs harte Steinpflaster. Schüsse knatterten. Ein tiefes Horn schmetterte.
    »Sie wissen Bescheid, verdammt! Schicken Sie das Signal rauf!«
    Das Tor schwenkte vor ihm auf.
    »Weiter!«
    O’Donald stürmte hindurch, gefolgt von seinen Männern.
    Eine Muskete krachte, und der Mann neben ihm stürzte. Mit erhobenem Säbel rannte O’Donald weiter, über den leeren Bahnbetriebshof hinweg in Richtung auf die Zugbrücke für das Hauptgleis.
    Eine Salve peitschte zu beiden Seiten von der Bastion herab, und noch mehr Soldaten fielen.
    Eine Rakete zischte hinter ihm in den Nachthimmel und detonierte mit rotem Licht.
    »Das Signal! Sie haben das Überraschungsmoment verloren!«, schrie Kal.
    »Auf den Gleisen bleiben und nach Kolonnen angreifen!«, brüllte Hans.
    Er sprang vor die Formation und rannte los, stürmte durch die Dunkelheit und verfluchte die Tatsache, dass Bahnschwellen anscheinend nie so verlegt wurden, dass man bequem von einer zur nächsten springen konnte.
    So rannte er mit voller Kraft weiter, sodass ihm der Hut davonflog; der Flaggenträger hielt mit ihm Schritt.
    Musketenfeuer knatterte entlang der Mauer. Ein scharfer Blitz leuchtete auf, und ein Kartätschenhagel heulte über ihm vorbei und krachte in die Reihen hinter ihm.
    »Nicht anhalten!«
    Er hörte den hohlen Klang von Holz unter seinen Füßen. Es ging über den Burggraben, und ihm fiel auf, dass es weiter draußen heller wurde.
    Verdammt, der Himmel klärte sich! Er fluchte in Gedanken. Und direkt voraus sah er die Zugbrücke hochgezogen, die schwere Holzbarriere geschlossen, und die zweite Hälfte des Burggrabens klaffte als hohler Abgrund vor ihm.
    Die Männer hinter ihm drängten weiter heran.
    Ihm blieb nichts weiter übrig, also sprang er nach vorn und landete zwischen zwei zugespitzten Pfählen.
    Schreie ertönten ringsherum. Im geisterhaften Licht sah er, wie sich einer seiner Männer auf einem Pfahl am Grund des Grabens wand, der ihn glatt durchbohrt hatte.
    »Weiter!«, brüllte Hans. »An die Mauer!«
    Erneut krachte ein Schuss, und ein Mann, der über ihm auf der Brücke stand, verschwand über deren Kante. Hans hastete die Grabenwand hinauf. Die Spitze der Bastion schien eine Ewigkeit weit entfernt. Er sah die Musketiere entlang der Brüstung, wie sie sich vorbeugten und mit den Waffen direkt nach unten zielten.
    Lichtblitze liefen die Mauer entlang. Männer neben ihm bemühten sich verzweifelt, aus dem Graben zu steigen, wurden getroffen und stolperten wieder zurück. Ein Flaggenträger stürmte hysterisch kreischend vorbei, die Flagge hoch erhoben, und schaffte es den halben Hang hinauf. Er kippte nach vorn, rammte dabei die Rusflagge in den Erdwall.
    Hans blickte zurück über seine Kolonne, die sich über die Brücke zog. Sie zerbrach allmählich, während Kartätschen durch sie hindurchhämmerten. Ein entsetzliches Menschenknäuel ergoss sich in einem fort von der Brücke; die Leute stürzten oder sprangen in den Graben, drängten sich an den aufgespießten Kameraden vorbei. Andere fächerten vom hinteren Ende der Brücke aus und rutschten in den Graben. Ein Schauer von Raketen stieg von der Brüstung auf und erhellte das weite Feld. Hans sah, dass sich die Kolonne seiner Soldaten dicht gedrängt noch Hunderte von Metern weiter in die Dunkelheit erstreckte und weiter nach vorn drückte.
    »Es ist eine Katastrophe!«, brüllte jemand.
    Hans blickte sich um und versuchte, seine Chancen abzuschätzen. Das Überraschungsmoment war gänzlich verloren. Der Angriff war einem Pfeil gleich auf einen Punkt gezielt gewesen, aber der Weg in die Stadt erwies sich als versperrt. Jetzt wurden sie niedergemetzelt.
    Mit krankem Herzen rutschte er wieder den Hang der Bastion hinab, ohne der vorbeipeitschenden Kugeln zu achten. Die Stadt war für immer verloren. Es hatte keinen Sinn, die Reste
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