Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
direkt vor dem Schloss abgesägt war.
»Der Mechanismus dieses Gewehrs ist voller Pulver und wird so in die Hauptladung geschoben. Das hintere Ende wurde in einer kleinen Kammer versiegelt, damit der Hammer sauber zuschnappen kann. Am schon gespannten Abzug ist ein Seil befestigt. Dieser Strick verläuft durch einen Korken im Fassboden und anschließend direkt in Ihre Hand.
Sie brauchen also nicht mehr zu tun, als an Ihr Ziel heranzurudern.«
Die Männer lachten grimmig, und Ferguson schmunzelte.
»Der entscheidende Punkt, den Sie dabei bedenken müssen: bremsen Sie das Schiff ab, ehe sie ganz heranfahren, und senken Sie den Balken. Lassen Sie ihn nicht heftig herunterkrachen – dabei könnte Ihnen die Ladung auf der Wasseroberfläche hochgehen. Das Fass wurde mit Blei beschwert, damit es auch untergeht. Lenken Sie nun ans Ziel heran und werden Sie noch langsamer. Falls Sie zu heftig auftreffen, zerbricht womöglich das Fass, und das war es dann. Also bremsen Sie ab, sobald Sie spüren, dass das Fass die gegnerische Flanke berührt. Dann ziehen Sie kräftig am Strick.«
Ferguson entfernte sich ein Stück weit von der Gruppe, zielte mit dem abgesägten Gewehr auf den Strand und zog den Abzug.
Eine Flammenzunge schoss hervor.
Er wandte sich wieder den Männern zu.
»Das ist schon alles«, sagte er leise. »Damit jagen Sie ein Loch direkt in den Bastard hinein. Ihn mit hundertfünfzig Pfund unter der Wasserlinie treffen, das ist genauso, als würden Sie ihn mit einer halben Tonne Pulver oben erwischen. Er wird sinken wie ein Stein.«
»Und was passiert mit uns?«, wollte einer der Kapitäne wissen.
»Wahrscheinlich werden Sie ebenfalls aus dem Wasser gepustet«, antwortete Ferguson leise. »Soweit ich weiß, hat bislang nur einmal ein Überwasserschiff ein solches Manöver ausgeführt. Das war ein Lieutenant Cushing im Krieg auf unserer Herkunftswelt. Er hat auf genau diese Art ein Panzerschiff der Rebellen versenkt.
Und er hat es überlebt«, ergänzte Ferguson leise, »zusammen mit den meisten Mitgliedern seiner Mannschaft.
Das war alles, Sir«, schloss er.
»Wie viel Pulver bleibt für die Kanonen übrig?«
»Genug für drei Geschosse pro Kanone, Sir. Alles andere befindet sich auf Ihren Schiffen.«
Andrew wandte sich den Umstehenden zu.
»Die beiden Panzerschiffe fahren als Erste hinein. Mit etwas Glück ziehen sie das Feuer auf sich; außerdem spähen sie die Lage auf dem Fluss aus. Wir anderen folgen ein Schiff hinter dem anderen. Die Ogunquit ist das Hauptziel. Falls wir sie erledigen, setzen wir alles weitere gegen Cromwells restliche Panzerschiffe ein. Der Fluss ist auf Höhe unserer alten Festung ziemlich breit, und ich schätze, dass wir dort auf Cromwell treffen.
Jetzt los!«
Die Kapitäne wandten sich ab und kehrten zu ihren Schiffen zurück.
Andrew wartete noch und sah Marcus an.
»Denken Sie daran: was Ihre Leute hier tun, ist mehr als genug. Sollten wir scheitern, sehen Sie zu, dass Sie wie der Teufel von hier verschwinden!«
Marcus lächelte traurig und drehte sich um.
Andrew ging zu seinem Flaggschiff hinab, wo die Mannschaft schon wartete; der Kapitän packte vor ihm die Reling und stieg hinauf. Lächelnd griffen die Männer über die Flanke und zogen auch Andrew an Bord.
Ferguson tauchte dort auf und traf ebenfalls Anstalten, an Bord zu klettern.
»Nie im Leben, Chuck!«, schrie Andrew.
»Ich dachte, ich komme auf dieser Fahrt mit.«
»Was? Ich soll meinen verdammt besten Ingenieur verlieren? Jetzt sehen Sie aber zu, dass Sie wieder auf den Strand kommen!«
Ferguson blickte ärgerlich zu ihm herauf.
»Gottverdammt, Sir, manchmal wünschte ich mir wirklich, ich hätte etwas weniger Grips.«
Andrew lachte.
»Das ist ungefähr das, was man hierfür braucht«, sagte er. »Jetzt treten Sie zur Seite!«
Der Roumkapitän brüllte ein Kommando, und Hunderte von Männern, die entlang des Ufers bereitgestanden hatten, liefen ins Wasser und drückten gegen die Schiffsflanke.
Ächzend und knarrend bewegte sich das Schiff ins Meer hinaus.
Nervös betrachtete Andrew die lange Stange, die knarrte und schwankte und an der das Fass wie eine dunkle Drohung über ihm hing. Die Ruderer legten sich jetzt in die Riemen, und die Galeere glitt in tieferes Wasser hinaus.
Die sechs Schiffe nahmen ihre Formation ein und fuhren los, und von weiter draußen näherten sich die beiden Panzerschiffe und setzten sich an die Spitze der Reihe. Eine leichte Brise fuhr über die Wellen, und als Andrew
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