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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth
Autoren: Kate Mosse
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Inquisitionsregistern werden sie als »heritici« bezeichnet. Papst Innozenz ging es darum, die Katharer aus dem Midi zu vertreiben und die Glaubensautorität der katholischen Kirche wiederherzustellen. Die nordfranzösischen Barone, die sich dem Kreuzzug anschlossen, sahen eine Gelegenheit, Grundbesitz, Reichtum und Handelsvorteile zu erlangen, indem sie den erbittert unabhängigen Adel des Südens unterwarfen.
    Kreuzzüge waren zwar seit dem späten 11. Jahrhundert ein wichtiger Bestandteil des mittelalterlichen christlichen Lebens - und während des Vierten Kreuzzugs hatten Kreuzfahrer 1204 bei der Belagerung von Zara gegen christliche Glaubensbrüder gekämpft -, doch nun wurde zum ersten Mal zu einem heiligen Krieg gegen Christen und auf europäischem Boden aufgerufen. Die Verfolgung der Katharer führte im Jahr 1231 unmittelbar zur Gründung der Inquisition unter der Schirmherrschaft der Dominikaner.
    Ganz gleich, was die religiösen Motive der katholischen Kirche und mancher zeitweiliger Anführer des Kreuzzugs - beispielsweise Simon de Montforts - gewesen sein mögen, der Albigenser-Kreuzzug war letztlich ein Eroberungskrieg, und er markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des heutigen Frankreichs. Er machte der Unabhängigkeit des Südens ein Ende und führte zur Vernichtung vieler seiner Traditionen, seiner Ideale und seiner Lebensart.
    Ebenso wie die Bezeichnung »Katharer« wurde auch das Wort »Kreuzzug« in mittelalterlichen Dokumenten nicht verwendet. Die Armee wurde als »das Heer« - oder auf Okzitanisch als »l'Ost« bezeichnet. Da jedoch beide Termini heute allgemein üblich sind, habe ich mich ihrer der Einfachheit halber gelegentlich doch bedient.

Erläuterung zur Sprache
    Im Mittelalter war die langue d'Oc - auf die der Name der Region Languedoc zurückgeht - die Sprache des Midi von der Provence bis nach Aquitanien. Es war außerdem die Sprache des christlichen Jerusalems sowie derjenigen Länder, die von den Kreuzfahrern ab 1099 besetzt wurden. Überdies wurde es in einigen Teilen Nordspaniens und Norditaliens gesprochen. Es ist eng mit dem Provençalischen und dem Katalanischen verwandt. Im 13. Jahrhundert wurde die langue d’oïl - der Vorläufer des heutigen Französisch - in den nördlichen Teilen des heutigen Frankreichs gesprochen.
    Im Zuge der Eroberung des Südens durch den Norden, die 1209 begann, zwang der französische Adel dem eroberten Gebiet seine Sprache auf. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es eine Renaissance des Okzitanischen, die von Romanciers, Lyrikern und Historikern wie René Nelli, Jean Duvernoy, Déodat Roche, Michel Roquebert, Anne Brenon, Claude Marti und anderen gefördert wird. Derzeit gibt es eine bilinguale okzitanisch-französische Schule in La Cité im Herzen der mittelalterlichen Zitadelle von Carcassonne, und auf Straßenschildern finden sich vermehrt die okzitanischen Namen von Städten und Regionen neben den französischen.
    In dem vorliegenden Roman habe ich, um die Bewohner des Pays d'Oc und die französischen Invasoren voneinander abzugrenzen, Okzitanisch oder Französisch entsprechend eingestreut. Folglich tauchen manche Namen und Ortsbezeichnungen sowohl in Französisch als auch in Okzitanisch auf - beispielsweise Carcassonne und Carcassona, Toulouse und Tolosa, Béziers und Besièrs. Auszüge aus Gedichten und Sprichwörtern sind dem von Abbé Pierre Trinquier zusammengestellten Band Proverbes & Dictons de la langue d'Oc sowie dem Band 33 Chants Populaires du Languedoc entnommen.
    Selbstverständlich unterscheidet sich die mittelalterliche okzitanische Graphie von der zeitgenössischen. Aus methodischen Gründen habe ich mich überwiegend an dem okzitanisch-französischen Wörterbuch La Planqueta von André Lagarde orientiert.

Auswahlglossar okzitanischer Wörter
    Agost - August
    ambans - hölzerne Galerien, die zur Verteidigung um Brustwehren herumgebaut wurden
    ben - gut
    benvenguda - willkommen
    bonjorn - guten Tag
    cadefalc - Wehrgang
    calèche - eine offene Kutsche
    calèlh - Öllampe
    coratge - Mut
    défora - draußen
    deman - morgen
    dintrar - eintreten
    doçament - sanft, leise
    faitilhièr - Hexe
    faratjals - Wiesen, Weiden
    filha - Tochter
    gata - Katze (eine Belagerungsmaschine)
    graal - Gral
    Janvier - Januar
    Julhet - Juli
    libres - Bücher
    Lo Ciutat - die Cité
    Lo Miègjorn - der Midi
    Març - März
    menina - Großmutter
    meravelhös - wunderbar, erstaunlich, märchenhaft
    merce - danke
    molin blatier -
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