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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht
Autoren: Mary Monroe
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verhext.“
    Michael seufzte bedrückt. „Verstehe …“ Er suchte nach Worten. „Schließlich ist er ihr Verlobter.“
    „Nein!“ Melanie kam näher und ergriff seine Hand. „Das war doch reine Publicity. Charlotte wird ihn nicht heiraten. Freddy heiraten? Du Idiot. Sie liebt dich. Weißt du das denn nicht?“
    Neue Hoffnung keimte in ihm. „Langsam, langsam. Sie heiratet Freddy also nicht. Warum geht sie dann mit ihm nach Südamerika? Die Klatschblätter nennen das Flitterwochen.“
    „Genau. Das ist alles Tarnung. Freddy hat da irgendeinen Doktor aufgetan, der die alten Implantate herausnimmt und neue einsetzt.“
    „Neue einsetzt? Ich dachte, das ginge nicht.“
    „Geht auch nicht. Aber Freddy hat sie überzeugt, dass dieser Arzt in Brasilien das machen kann, und sie will ihm glauben. Sie glaubt, dass ihre Schönheit alles ist, was ihr noch bleibt.“
    „Das ist doch lächerlich. Sie hat so viele andere Qualitäten. Sie …“
    „Sie ist nicht mehr sie selbst“, fiel Melanie ihm ärgerlich ins Wort. „Und wenn du ihr eher etwas von ihren wunderbaren Qualitäten gesagt hättest, wäre sie jetzt nicht in dieser Lage!“
    Schuldbewusst musste er sich eingestehen, dass der Vorwurf berechtigt war.
    „He, tut mir Leid, Michael. Ich mache mir nur so schreckliche Sorgen. Charlotte wusste immer, dass Freddy sie manipulierte. Er benutzte sie, und sie benutzte ihn. Aber sie wusste immer, wo sie die Grenze ziehen musste. Sie konnte eine unüberwindbare Mauer zwischen sich und Freddy errichten. Doch seit du eure Beziehung abgebrochen hast …“ Sie sah ihn teils vorwurfsvoll, teils verzweifelt an. „Jetzt ist es so, als hätte sie aufgegeben. Sie bringt sich um. Oder lässt zu, dass Freddy sie umbringt. Wenn sie die Implantate nicht entfernen lässt, wie ihr Arzt es gesagt hat, wird sie sterben. Wenn du sie in letzter Zeit gesehen hättest, wüsstest du, wie ernst es ist.“
    Sie versetzte ihm einen Stoß gegen die Schulter. „Warum bist du nicht eher gekommen? Ich habe monatelang neben dem Telefon gehockt und auf deinen Anruf gewartet, während sie immer schwächer wurde. Junichi und ich, wir haben mehr Zeit in diesem Haus verbracht als in unserem eigenen, weil wir Angst hatten, sie allein zu lassen. Warum hat es so lange gedauert?“
    „Ich war hier. Damals, in jener Nacht, als sie ging“, entgegnete er ärgerlich.
    „Du warst hier?“ wiederholte sie verwirrt. „Wann? Ich war doch auch hier.“
    „Das bezweifle ich. Als ich ankam, war nur Freddy da. Charlotte war oben und nahm ein Bad. Ihre Kleidung und Unterwäsche waren auf dem Wohnzimmerboden verstreut. Weingläser standen auf dem Tisch. Freddy war halb nackt. Er brauchte mir die Fakten nicht mehr zu erläutern.“ Er wandte den Kopf ab. Die Erinnerung schmerzte noch heute. „Es war nur ein paar Stunden her, seit sie mein Bett verlassen hatte. Darüber kommt man nicht so schnell hinweg.“
    „Warte mal ‘ne Minute.“ Melanie hob beide Hände. „Eine Sekunde. Irgendetwas passt da nicht zusammen. Du bist in der Nacht, als Freddy Charlotte heimbrachte, hergekommen?“
    „Ja. Nachdem sie mir die Wahrheit über ihr Aussehen gesagt hatte, habe ich einen Spaziergang gemacht.“
    „Du bist abgehauen.“
    Er stemmte seufzend die Hände auf die Hüften. „Ja. Es war feige, ich weiß das, und ich werfe es mir vor. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie hatte Monate, sogar Jahre Zeit, mit ihrer Veränderung klarzukommen, ich hatte zwei Minuten. Ich entschuldige mich gar nicht, aber zum Teufel, ich bin auch nur ein Mensch. Ich war zornig und verwirrt. Als ich zurückkam und den Ring auf dem Tisch fand, wusste ich, dass sie mich verlassen hatte. Die Hütte war leer, und ich fühlte mich auch leer. Also bin ich ihr gefolgt.“
    „Ich war damals hier, und ich kann dir versichern, dass zwischen Charlotte und Freddy nichts vorgefallen ist.“
    „Und was war mit der Kleidung, dem Wein? Die Szene war ziemlich eindeutig.“
    „Ich war an dem Abend mit Junichi hier. Er ging, als Freddy Charlotte heimbrachte. Als du kamst, war ich vermutlich mit Charlotte oben im Bad. Ja, ich weiß wieder. Freddy sollte heimfahren. Charlotte wollte sich keine Vorhaltungen anhören und ich sowieso nicht. Also bat ich ihn zu gehen.“
    Nachdenklich tippte sie sich mit einem Finger auf die Lippen. „Ja, ich erinnere mich jetzt, wie sauer ich war, weil Freddy Charlottes Sachen durchwühlt hatte. Als ich die Treppe herunterkam, stopfte er gerade ein paar von ihren Sachen in
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