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Das Verhör

Das Verhör

Titel: Das Verhör
Autoren: Robert Cormier
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mit tausend Teilen. Ein großer, roter Vogel, ein Kardinal.«
    Er erzählte dem Detective, dass Alicia auf der Terrasse, nicht weit vom Pool entfernt, einen Kartentisch aufgebaut hatte. Deshalb musste sie Brad auch dauernd anschreien, dass er damit aufhören sollte, Wasser durch die Gegend zu spritzen. Die Ränder des Puzzles hatte sie bereits zusammengefügt; das war der leichte Teil. Die anderen Puzzleteile sahen für Jason alle gleich aus.
    Der Detective schaute von seinem Notizbuch auf und schüttelte den Kopf. Jason konnte ihm ansehen, dass ihn diese vielen Einzelheiten ungeduldig machten.
    »Schließlich ist sie wütend geworden und hat das Puzzle vom Tisch gefegt, dass die Teile kreuz und quer über die Terrasse flogen«, sagte Jason.
    »Machte sie den Eindruck, als hätte sie, abgesehen von ihrem Puzzle, auch noch etwas anderes aus der Fassung gebracht?«
    »Also, Brad hat sie geärgert, aber das machte er immer. Das macht er mit allen.«
    Der Detective sagte nichts. Saß nur da und sah Jason an, bis Jason sich vor Verlegenheit wand. Er hätte gern mit einem dicken, fetten Hinweis aufgewartet, der den Detective zufrieden stellte, aber es gab keinen dicken, fetten Hinweis, von dem Jason gewusst hätte.
    »Wann bist du von Alicia weggegangen?«, fragte der Detective.
    Jason zögerte. Er hatte seine Armbanduhr nicht umgehabt. In den Sommerferien trug er nie eine Uhr, weil Zeit dann keine Bedeutung hatte. »Ich bin mir nicht sicher. Ein paar Minuten, nachdem Brad mit seinen Kumpels gegangen ist. Ich hab Alicia noch dabei geholfen, die Puzzleteile aufzulesen, und die haben wir dann zusammen mit dem Kartentisch ins Haus gebracht. Sie hat mir ein Glas Limonade angeboten, aber ich konnte ihr ansehen, dass ihre Laune immer noch nicht so besonders war, und da bin ich nach Hause gegangen.«
    »Hast du auf die Uhr gesehen, als du nach Hause gekommen bist?«
    »Ja«, sagte Jason und freute sich, weil er jetzt doch eine eindeutige Information zu bieten hatte. »Ich weiß noch, dass die Uhr im Flur gerade vier geschlagen hat, als ich hereinkam.«
    »Wie lange hast du für den Weg von Alicia bis zu dir nach Hause gebraucht?«
    Jason zuckte mit den Schultern. »Vier, fünf Minuten. Sie wohnt ja hier in der Straße.«
    Sie hat hier gewohnt, verbessert sich Jason. Und wieder stürmte Alicias Tod auf ihn ein, aber er war fest entschlossen, die Beherrschung nicht zu verlieren, und er zwang sich dazu, stocksteif und aufrecht zu sitzen.
    »Hast du auf dem Heimweg etwas Verdächtiges auf der Straße bemerkt?«
    »Ich bin gar nicht über die Straße gegangen. Ich hab den Weg durch die Gärten genommen.« Er war stolz darauf, dass er sich so unter Kontrolle hatte. »Und ich habe niemanden gesehen.«
    »Alicia war allein im Haus, als du gegangen bist?«
    »Genau. Sie war gerade auf dem Weg zur Küche und wollte sich eine Limo holen, als ich >Tschüss, bis dann< sagte. Und nach Hause ging.«
    »Du hast gesagt, dass du um vier nach Hause gekommen bist. War noch jemand da?«
    »Nein. Meine Mutter und meine Schwester sind gegen...« Er wandte sich Hilfe suchend zu seiner Mutter um.
    »Emma und ich sind fast gleichzeitig heimgekommen«, sagte seine Mutter. »Ach, vielleicht so gegen fünf...« Sie zögerte, runzelte die Stirn. »Warum sind diese Fragen so wichtig, Detective?«
    »Alles ist wichtig, Mrs Dorrant. Und vor allem die Informationen, die Jason hat. Wir haben niemanden finden können, der Alicia noch gesehen hat, nachdem Jason von ihr weggegangen war. Indem wir Jasons Aufenthaltsorte verfolgen und einen Zeitplan erstellen, können wir Alicias Aufenthaltsorte ermitteln. Zum Beispiel wissen wir jetzt, dass Alicia um vier Uhr, als Jason ging, allein zu Hause war.«
    Eine Weile saßen sie alle schweigend da. Jason warf einen Blick zu Emma hinüber und sah, dass ihre Augen vor Neugier funkelten. Sie hatte vor einiger Zeit damit begonnen, einen Krimi zu schreiben, und hier bot sich ihr Material aus erster Hand.
    »Kannst du uns sonst noch etwas sagen, Jason?«, fragte der Detective.
    Jason schüttelte den Kopf.
    Der Detective klappte sein Notizbuch mit einem lauten Knall zu. Alle seine Bewegungen waren schnell und auf das Wesentliche reduziert, ohne überflüssige Anstrengungen. »Lass es uns wissen, wenn dir noch etwas einfällt«, sagte er und stand auf.
    Nachdem er gegangen war, sagte Jasons Mutter, dass es richtig gut gewesen wäre, wie er die Fragen des Detective beantwortet hatte. »Ich weiß ja, unter welcher Anspannung du stehen
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