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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter
Autoren: Tobias O. Meißner
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nördlich von Aldava durch diesen Magier beobachten. Und er konnte zwei derartige Bewegungen registrieren, aber nicht, wie wir erwartet hatten, im Land der Affenmenschen. Am 18. Feuermond verschwand in der Nähe von Tyrngan ein Mensch oder ein menschenähnliches Wesen und tauchte ohne Zeitverlust im Wildbartgebirge wieder auf. Und erst vor drei Tagen, zu Mittelrauch, verschwanden drei Wesen aus dem Wildbart und erschienen gleichzeitig in Warchaim.«
    Â»Warchaim!«
    Â»Genau. Vielleicht lagst du also richtig mit deiner Vermutung, daß Warchaim das Ziel ist. Jedenfalls steht es fest, daß sich in der Nähe von Tyrngan, wo die erste Bewegung begann, ein Heiligtum der Riesen befindet, welches als Die Höhle des
    Alten Königs geläufig ist. Der Wildbart wiederum ist die Zuflucht der Riesen seit ihrem letzten Konflikt mit den Menschen vor über eintausend Jahren.«
    Â»Konnte der Zielort in Warchaim genauer bestimmt werden?«
    Â»Leider funktioniert die Magie unseres Freundes nicht so präzise. Er operiert von einer Höhle aus, auf deren Boden eine Karte der nördlichen Hemisphäre gezeichnet ist. Er kann Lichtpunkte kommen und gehen sehen, aber mehr auch nicht. Er würde auf das nördliche Warchaim tippen, also nicht auf die Hafengegend, aber Genaueres kann er uns nicht mitteilen. Unsere Gardisten vor Ort haben bereits Weisung erhalten, nach allem Ungewöhnlichen Ausschau zu halten.«
    Â»Die … bewegten Lebewesen waren Menschen?«
    Â»Ja. Zu klein für Riesen. Aber vielleicht sind es nur Kundschafter. Und wenn die Riesen über eine solche Art von Magie verfügen, dann können sie auch Riesen bewegen, daran kann wohl kaum Zweifel bestehen. Jedenfalls paßt alles, auch der neue Text, von dem du mir erzählt hast. Ich werde Männer in den Wildbart schicken, um bei den Riesen nach dem Rechten zu sehen.«
    Â»Ein neuer Feldzug?«
    Â»Nein. Wir können uns eine weitere kostspielige Aktion wie gegen die Affenmenschen nicht noch einmal erlauben, zumal wir es mittlerweile in Furbus und Chlayst mit einem ausgewachsenen Aufstand zu tun haben, bei dem uns annähernd eintausend wirrköpfige Unruhestifter entgegenstehen und unsere Truppen unnötig binden. Nein, bei den Riesen möchte ich mit einer kleineren Truppe arbeiten. Nadelstichtaktik. Leider stehen uns die Kruhnskrieger, die für solche Aufgaben immer geeignet waren, nicht mehr zur Verfügung, aber wir haben, obwohl unsere Produktionsstätte in Terrek stillgelegt werden mußte, einige neuartige Rüstungen aus Schwarzwachs herstellen können. Wir werden ein kleines, außergewöhnlich gut ausgerüstetes Kommando hinschicken. Spezialisten unter dem Befehl von Ogan ›Schartbart‹ Broog, einem alten Haudegen aus dem jazatischen Bürgerkrieg.«
    Â»Und sein Auftrag lautet?«
    Â»Die Quelle der Riesenmagie finden und eliminieren.«
    Â»Ohne ein Blutbad.«
    Â»Wenn das denn möglich ist, ohne ein Blutbad.«
    Der junge Mönch hatte keinen Appetit mehr, egal, wie schmackhaft und erlesen die Früchte auch glänzen mochten. »Verehrte Königin, ich kann Euch nur mit allem gebotenen Respekt von dieser Vorgehensweise abraten. Ihr macht Euch überall Feinde. Ihr habt bereits die Affenmenschen gereizt und eintausendfünfhundert Soldaten verloren, und beides wäre nicht nötig gewesen. Ihr werdet nun die Riesen gegen Euch aufbringen und nichts gewinnen außer einem weiteren magisch begabten Feind. Ich fürchte, daß der wirkliche Gegner ein ganz anderer ist, einer, der bislang in all Euren Berechnungen keine Rolle spielt.«
    Â»Aber dafür habe ich dich ja angeheuert. Laß hören.« Sie biß unbekümmert in eine Apfelbirne. Zum ersten Mal fiel Akamas auf, wie sehr sich Thada seit ihrer zum Großteil gemeinsam verbrachten Jugend verändert hatte. Jedes Mal, wenn er sie wiedersah, war er, der Mönch, geblendet von ihrer Anmut und eingenommen von ihrem Intellekt. Aber sie hatte zwei verschiedene Gesichter entwickelt, und heute begriff er erstmals das zweite. Vor drei Monden, als sie sich unter vier Augen im Federgarten getroffen hatten, wohnte Thada noch so etwas wie machtgebundene Melancholie inne, Sorge und Verletzlichkeit. Heute jedoch war sie – umsummt und umschmeichelt von Bittstellern und Speichelleckern, Nichtigkeiten und Wichtigkeiten – mitgerissen und berauscht von ihrer eigenen Bedeutsamkeit. Sie
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