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Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)

Titel: Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Thiemeyer
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in den Blutkreislauf und beginnen, sich zu vermehren. Insbesondere in Zeiten, wo beinahe jeder hustet oder niest, sollte man daher Menschenansammlungen meiden. Wenn das nicht möglich ist, wäre es ideal, eine Grippeschutzmaske zu tragen, oder zumindest darauf zu achten, dass man den Mund geschlossen hält, sich möglichst wenig ins Gesicht fasst und niemandem die Hand gibt.«
    »Herr Professor Grubinger, können Sie uns etwas über diesen speziellen Erreger sagen? Ist ein Ausbruch in dieser Jahreszeit und in dieser Heftigkeit nicht sehr ungewöhnlich? Was ist das für ein Erreger, der um diese Jahreszeit auftritt?«
    Eine kurze Pause entstand. Ben glaubte, ein kurzes Flackern in Grubingers Augen zu sehen. Sein Blick wanderte nach rechts, als würde er nach jemandem suchen, der irgendwo hinter der Kamera stand. Um was zu tun – sich die Erlaubnis zum Weitersprechen zu holen? Als er endlich antwortete, wählte er seine Worte mit Bedacht.
    »Sie haben recht«, sagte er zu der Moderatorin. »Es ist eine ungewöhnliche Jahreszeit und ein ungewöhnliches Virus. Die Quelle, den Ursprung, konnten wir noch nicht ermitteln, doch wir vermuten, dass es in einem der großen Viehhöfe in der Tschechischen Republik entstanden ist. Im Moment findet eine intensive Überprüfung aller in Frage kommenden Betriebe statt. Was das Virus so gefährlich macht, ist seine relativ kurze Inkubationszeit. Die Ansteckungsrate – der sogenannte R-Null-Wert – liegt bei zwei und ist damit doppelt so hoch wie bei der normalen Influenza. Dieser Wert, der die Reproduktionsrate des Virus, die Inkubationszeit und die Empfänglichkeit bei den Betroffenen einkalkuliert, liefert uns einen Anhaltspunkt für das Ausmaß der Epidemie. In unserem Fall kommen auf tausend erkrankte Personen dreitausend neue Ansteckungen binnen der nächsten achtundvierzig Stunden. Das klingt nicht nach viel, aber rechnen Sie das mal mit dem Faktor hundert oder tausend hoch, dann kommen Sie in astronomische Dimensionen. Daran können Sie ermessen, wie gefährlich diese Seuche ist. Bei Pocken liegt der Wert übrigens noch höher, nämlich bei drei, bei Polio sogar bei vier bis sechs.«
    »Gilt nicht das Grippevirus als eines der gefährlichsten überhaupt, weil es sich ständig verändert?«
    »Das ist genau der Punkt. Auch wenn wir die Gründe für erhöhte Mutationsraten bei Influenzaviren kennen und feststellen, warum diese genetischen Veränderungen auftreten, so ist es doch fast unmöglich, daraus Vorhersagen abzuleiten. Das führt dazu, dass aus einfachen Epidemien häufig Pandemien werden. Ein klassisches Beispiel ist die Spanische Grippe, die zwischen 1918 und 1920 einige Millionen Todesopfer forderte. Offizielle Quellen sprechen von fünfundzwanzig, inoffizielle von bis zu fünfzig Millionen Toten. Das ist durchaus vergleichbar mit der Pest von 1347, die damals ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahingerafft hat. Das Schweinegrippevirus A/H1N1 ist übrigens ein Subtyp genau dieser Spanischen Grippe und damit ein äußerst gefährlicher Kandidat. Doch zum Glück konnte ein Pharmakonzern, dessen Namen ich aus rechtlichen Gründen hier nicht nennen darf, ein Gegenmittel entwickeln, das bereits in großem Maßstab hergestellt wird, so dass es zu keinerlei Engpässen bei den Gesundheitsämtern kommen dürfte. Das ist ein riesengroßes Glück, da sich die bisherigen Virenstämme gegen den gängigen Impfstoff als resistent erwiesen haben. Ich kann nur jedem Zuschauer dringend raten: Gehen Sie zu Ihrem Hausarzt, lassen Sie sich impfen, und empfehlen Sie diesen Schritt auch Ihren Freunden, Bekannten und Familienangehörigen. Je eher wir diese Krankheit im Keim ersticken, desto besser.«
    »Herr Professor Grubinger, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.«
    Ben schaltete den Receiver aus und den DVD-Player an. Dann nahm er die Silberscheibe aus der Hülle und legte sie ein.
    »Komische Sache, oder?«
    »Was meinst du?«
    Er zögerte. »Ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Fandest du es nicht komisch, wie er reagierte, als er zu diesem speziellen Erreger befragt wurde? Als stünde da noch jemand im Hintergrund, der erst sein Okay geben müsse. Und ist es nicht ein riesengroßer Zufall, dass zu dem Zeitpunkt, an dem die Epidemie ausbricht, bereits das Gegenmittel vorhanden ist? Normalerweise dauert es Wochen oder Monate, bis ein Impfstoff freigegeben wird. Da sind zig Durchläufe und Testverfahren nötig.« Er drückte den DVD-Player auf Start. »Und
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