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Das unsichtbare Buch

Das unsichtbare Buch

Titel: Das unsichtbare Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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Angelegenheiten ein.«
    »Meine Mutter auch«, sagt Lucía. »Aber sie nennt mich auch immer Prinzessin.«
    »Deine Mutter nennt dich Prinzessin?«
    »Na ja … manchmal.«
    »Los, lies weiter!«, dränge ich.
    Ich muss sagen, dass die Geschichte interessant zu werden beginnt. Während ich Lucía zuhöre, wird mir klar, dass das Unsichtbare Buch ein spannendes Abenteuer ist. Ich glaube, mein Vater ist ein toller Geschichtenerzähler. Auch wenn es mir schwerfällt, das zuzugeben.
    Lucía und ich lesen immer abwechselnd eine Seite. Oder vielleicht sollte ich besser sagen: Wir verschlingen sie.
    »Das war’s!«, ruft Lucía plötzlich. »Mehr Seiten haben wir nicht.«
    »Und was machen wir jetzt?«, frage ich.
    »Noch mehr besorgen«, sagt meine Freundin. »Morgen musst du die nächsten Seiten mitbringen.«
    »Das ist leicht gesagt«, erwidere ich. »Jetzt müssen wir erst mal zurück in die Klasse.«
    »Aber versprich mir, dass du morgen mehr Seiten mitbringst!«
    »Das ist nicht so einfach«, antworte ich.»Wenn mein Vater mich erwischt, weiß ich nicht, was passiert.«
    »Hör auf zu jammern, für Hanna ist es noch viel schwerer als für dich.«
    »Ja, da hast du recht … Glaubst du, sie wird das unsichtbare Buch am Ende lesen können?«, frage ich gespannt.
    »Kann schon sein … Wenn sie jemanden findet, der ihr dabei hilft … Der Zwerg hatte jedenfalls keinen Erfolg«, stellt sie bedauernd fest.
    »Ja, der König ist sehr böse auf ihn. Ich glaube, er wird ihm den Kopf abschlagen und ihn auf den Zinnen des Schlosses aufspießen lassen, damit die Aasgeier ihn fressen.«
    »Hofnarr zu sein ist gar nicht so leicht. Wenn du die Leute nicht zum Lachen bringst, stirbst du«, sagt sie und macht die Geste des Halsabschneidens. »Ratsch!«
    Ich glaube, Lucía übertreibt mal wieder, aber im Grunde hat sie recht: Es ist sehr schwer, Leute zum Lachen zu bringen.
    »Was macht ihr denn hier?«
    In der Tür des Heizungsraums steht Lorenzo mit drei Freunden. Sieht aus, als wollten sie uns den Weg versperren.
    »Geht dich das was an?«, faucht Lucía.
    »Seht euch die Turteltäubchen an! Kommen hierher und lesen sich Liebesbriefe vor!«
    »Wie Romeo und Julia«, ergänzt einer seiner Freunde.
    »Du hast ja keine Ahnung«, entgegnet Lucía. »Romeo und Julia lesen sich keine Liebesbriefe vor.«
    »Außerdem haben wir uns keine Liebesbriefe vorgelesen«, sage ich und zeige mit dem Finger in seine Richtung.
    »Ach nein?«, lacht Lorenzo und kommt zu uns an den Tisch. »Was habt ihr denn gelesen?«
    »Das geht dich nichts an, und …«
    Aber es ist schon zu spät! Lorenzo hat sich die Seiten des Unsichtbaren Buches gegriffen und liest laut vor.
    »Hört euch das an!
    Hanna beschloss, jemanden zu suchen, der ihr helfen konnte, das unsichtbare Buch sichtbar zu machen. Aber sie wusste nicht, an wen sie sich wenden sollte … «
    »Gib das her«, schreit Lucía und stürzt sich auf ihn. »Gib das sofort her!«
    Und schon ist die schönste Prügelei im Gange. Lucía gibt Lorenzo eine Ohrfeige und verpasst ihm einen Schlag gegen die Brust. Ich balle die Fäuste, um mir die anderen vom Leib zu halten. Doch bevor ich weiß, wie mir geschieht, liege ich auch schon auf dem Boden. Lorenzo springt auf den Tisch und schreit:
    »Hier, seht mal, was ich mit eurer Geschichte mache!«
    Und er fängt an, die Seiten des Unsichtbaren Buches zu zerreißen! Ich versuche, aufzustehen und ihn daran zu hindern; aber die anderen halten mich fest, und ich muss noch ein paar weitere Schläge einstecken. Lucía zerrt Lorenzo wütend am Bein.
    Alles scheint verloren, als plötzlich ein greller Pfiff ertönt. Der Hausmeister! Angelockt von unserem Geschrei, kommt er in den Heizungsraum gestürzt.

6
    D er Direktor versucht, die zerfetzten Seiten des Unsichtbaren Buches auf seinem Schreibtisch zusammenzufügen. Doch es gelingt ihm nicht, sie zu ordnen.
    Lucía und ich sehen uns bedrückt an, während wir ängstlich und eingeschüchtert in dem Büro sitzen. Der Direktor sagt, wir sind selbst schuld, schließlich hätten wir nicht in den Heizungsraum hinuntergehen dürfen.
    Lorenzo und seine Freunde behaupten natürlich, wir hätten mit der Prügelei angefangen. Klar, sie sind zu viert, ihnen glaubt man mehr als uns.
    »Das unsichtbare Buch … Prinzessin Hanna … der Hofnarr … das Schloss von König Ignacius …«, murmelt der Direktor und starrt auf die Papierfetzen, die sich nicht mehr ordnen lassen. »Was ist das für ein Unsinn?«
    Lucía und ich ziehen es
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