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Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)

Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat: Roman (German Edition)
Autoren: Gavin Extence
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ganze Situation ist einfach lächerlich. Ich nehme meinen Sohn mit nach Hause. Wenn Sie noch weitere Fragen an ihn haben, werde ich ihn persönlich wieder herbringen. Aber im Augenblick reicht es. Wir gehen. Wenn Sie uns aufhalten wollen, werden Sie uns verhaften müssen, und zwar uns beide. Und seien Sie versichert, wenn ich wieder herauskomme, dann werde ich einen Beschwerdebrief schreiben, wie Sie ihn noch nie gesehen haben. Sie können von Glück sagen, wenn man Sie nicht feuert. Die Art, wie Sie sich heute Nacht verhalten haben, ist skandalös! Sie sollten sich schämen. Komm jetzt, Lex, wir gehen.«
    Ich stand auf und folgte meiner Mutter durch die Tür. Keiner der beiden Beamten unternahm den Versuch, uns aufzuhalten. Chief Inspector Hearse machte Anstalten, etwas zu sagen, aber wir waren weg, bevor er irgendetwas herausbrachte. So einfach war das.
    Während wir nach Westen fuhren und der Himmel hinter uns beständig heller wurde, erzählte ich meiner Mutter alles. Ich versuchte, ihr zu erklären, warum ich getan hatte, was ich getan hatte, aber das schien sie bereits zu wissen. Sie wollte einfach nur genau hören, wie alles abgelaufen war. Und als ich fertig war, tadelte sie mich nur in einem Punkt. Sie sagte, dass ich ihr das alles viel früher hätte erzählen sollen.
    »Ich dachte, du würdest versuchen, mich daran zu hindern«, sagte ich.
    »Ich hätte nicht versucht, dich daran zu hindern«, erwiderte sie. »Du bist ja fast erwachsen. Das sind Entscheidungen, die ich nicht mehr für dich treffen kann.«
    »Auf der Wache hast du aber ganz anders geredet«, bemerkte ich. »Da hast du gesagt, ich sei erst siebzehn.«
    »Ich bin deine Mutter«, sagte meine Mutter. »Ich wollte dich bloß da rausholen. Wie geht es dir jetzt?«
    »Besser«, sagte ich. »Natürlich bin ich traurig, aber jetzt ist es eine gute Art Traurigkeit, wenn du verstehst, was ich meine.« Ich dachte kurz nach. »Ich würde alles genau so wieder machen. Es ist mir egal, was die Polizei sagt. Sie könnten mich tausend Jahre lang einsperren, und es würde nichts ändern. Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe.«
    »Ich auch nicht«, sagte meine Mutter.
    Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Ich könnte noch ein paar Einzelheiten aus den darauffolgenden Monaten berichten – von den verschiedenen Entwicklungen in meinem Fall, von den vielen ermutigenden Briefen, die ich bekam, sowohl von Fremden als auch von Menschen, die ich kannte (Dr. Enderby, Dr. Weir, Herr Schäfer), und den ebenso zahlreichen Briefen, die mein Handeln verurteilten und in denen mit Vehemenz für die Rettung oder die Verdammnis meiner unsterblichen Seele gebetet wurde. Ich könnte noch mehr dieser Details nennen, aber Sie wissen jetzt eigentlich alles, was wichtig ist. Meine Geschichte begann mit einem Knall und endete sang- und klanglos. Nach fast vier Monaten Befragungen und »weiterer Untersuchungen« wurde mein Fall endlich zu den Akten gelegt, lange nachdem das Geschrei in den Medien abgeklungen war. Es schien nicht im öffentlichen Interesse zu liegen, mich wegen Beihilfe zum Selbstmord anzuklagen. Wegen der Produktion und des Besitzes illegaler Betäubungsmittel mit der unterstellten Absicht, diese zu vertreiben, bekam ich eine Verwarnung. Dr. Weir versicherte mir, dass dieser Umstand kein Hindernis bei der Bewerbung an einer guten Universität sei und ich trotzdem eine Laufbahn als Wissenschaftler einschlagen könne.
    Aber eigentlich hätte die Sache gar nicht so lange dauern müssen – und sie hätte sich wohl auch nach wenigen Wochen erledigt, wäre da nicht das Testament gewesen. Das war ein Faktor, der alles sehr verkomplizierte. Ich hatte es nicht vorausgesehen. Und dies ist das Letzte, was ich Ihnen erzählen möchte.
    Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass Mr. Peterson seinen letzten Willen niedergeschrieben haben könnte. Ich wusste nicht einmal, dass er einen Anwalt hatte, genauer gesagt eine Anwältin, bis ich sie am Tag meines achtzehnten Geburtstags in ihrer kleinen, ordentlichen Kanzlei in Wells aufsuchte. Vor diesem Tag war es mir nicht erlaubt gewesen, den Inhalt des Testaments zu erfahren. Ich wusste lediglich deswegen davon, weil die Polizei mich darauf hingewiesen hatte. Sie hatten sich eine Genehmigung besorgt, um Einblick nehmen zu können, weil es zunächst »potenziell« und später »extrem« bedeutsam für ihre Untersuchungen war.
    Kurz gesagt, es stellte sich heraus, dass ich einer von zwei Begünstigten war, was
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