Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das unanständige Foto

Das unanständige Foto

Titel: Das unanständige Foto
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Kommunistischen Partei. Blicken Sie auf das Bild Lenins, sehen Sie in seine Augen, erkennen Sie in seinem Blick unseren Auftrag: Die Wahrheit zum Wohle des Sozialismus! Sie müssen reden, Dr. Lallikow! Es ist Ihre Pflicht als Parteimitglied. Sie dienen damit der Ruhe von Nowo Korsaki.«
    Dr. Lallikow legte die zwölf Fotos wieder nebeneinander und betrachtete sie erneut eingehend. Babajew rauchte mit zitternden Fingern eine Papyrossa, Kasutin schlürfte den kalten Tee vom Frühstück. Wenn er Vera sagt, erschieße ich Jankowski, dachte der Parteisekretär dabei. Wenn er Dunja Sergejewna sagt, erschieße ich beide. Wenn es die vornehme, stolze Zwetkowa ist, besaufe ich mich vor Freude. Das gönne ich dem ekelhaften Zwetkow, der sich an Staatsbauten bereichert.
    »Es ist schwer«, sagte Dr. Lallikow langsam und bedächtig. »Einen so vollendeten Frauenkörper habe ich kaum in meiner Praxis gesehen. Allerdings – es gibt einige. Wenige! Seltenheiten!«
    »Namen!« sagte Kasutin heiser. »Bitte, Namen, lieber Genosse …«
    »Das ist gefährlich.«
    »Könnte es auch meine Frau Vera sein?«
    »Nein. Völlig ausgeschlossen. Ihre Brüste hängen etwas durch.«
    »Das stimmt«, sagte Kasutin noch heiserer. »Zwei Kinder, Genosse …«
    »Eben.« Lallikow klopfte mit den Knöcheln auf die Fotos. »Das hier ist ein jungfräulicher Busen. Knackig wie eine Melone. Auch am Leib sieht man's. Der hat noch nicht geboren. Das ist ungepflügte Natur.«
    »Namen«, sagte Kasutin wieder. »Bitte …«
    »Nur Hypothesen.«
    »Natürlich. Sie sollen doch nur Anhaltspunkte sein.«
    »Es könnte sich aber auch um Galina Iwanowna handeln.«
    »Nein!« Babajew war emporgezuckt. »Die Kleine aus dem Magazin? Dieses freundliche Wesen, das mir immer ein Stückchen Käse mehr gibt, weil ich ihr Schreibpapier besorge?«
    »Oder auch Alia Philippowna.«
    »Das wäre möglich.« Kasutin strich sich über die Nase. »Die Witwe Sitkina ist ein kleines Teufelchen. Seit sie von dem alten Sitkin befreit wurde, sollen die Kerle um ihr Haus streichen wie die Kater. Die Witwe Sitkina – das wäre vielleicht die Lösung.«
    »Aber sie hat unter der linken Brust einen Leberfleck – wo ist der?« Dr. Lallikow betrachtete ein Foto genau. »Nichts zu sehen. Ohne Leberfleck kann ich Alla Philippowna nicht identifizieren. Ha, ist das schwer! Wenn ich genau hinschaue, es könnte auch Rimma Ifanowna sein.«
    »Die Korbflechterin?« Babajew schüttelte den Kopf. »Wir wissen, daß sie leicht verblödet ist. Fiel als Kind aus dem Fenster, und seitdem ist nichts mehr mit ihr los. Korbflechten hat sie noch gelernt. Völlig unmöglich, daß Jankowski, ein Ästhet, wie man sieht, sich Rimma Ifanowna genähert hat.«
    »Ihr Körper ist zauberhaft und makellos«, sagte Dr. Lallikow. »Sie ist das hübscheste Mädchen von Nowo Korsaki. Warum soll Victor Semjonowitsch sich bei geistigen Werten aufhalten, wenn er unvergleichliche körperliche bekommen kann? Warum also nicht Rimma Ifanowna?«
    »Und wie ist es mit Dunja Sergejewna?« fragte Kasutin gewollt leichthin.
    Dr. Lallikow beäugte die Fotos wieder.
    »Warum nicht?« sagte er nach einer qualvoll langen Betrachtung. »Die Schenkelchen könnten stimmen. Auch der Hintern.«
    Sag ich's doch, dachte Kasutin. Meine Ahnung. Mein Gefühl. Dunja und Jankowski. Es ist ihr Hintern. Dafür kenne ich ihn viel zu gut. Besser jedenfalls als Dr. Lallikow, der wieder die Stirn runzelt. Halten Sie ein, Genosse, es ist Dunja Sergejewna. Eine so süße Gesäßfalte hat nur sie. Ich armer Mensch! Ich Geschlagener!
    »Aber es könnte auch Antonina Pawlowna sein«, sagte Lallikow.
    Babajew stieß laut die Luft aus. »Die Frau des Genossen Zwetkow?«
    »Sehr attraktiv. Auch sie noch kinderlos. Aber das liegt an Zwetkow. Rassul Alexejewitsch ist zu dick. Ersparen Sie mir Details, Genossen. Aber Antonina Pawlownas Körper könnte es auch sein. Ein Leib wie aus Marmor.« Dr. Lallikow putzte sich die Nase und rieb wieder seine Brillengläser. »Das ist wirklich eine schwere Aufgabe, meine Lieben. Ein Göttinnenleib – und dann kein Kopf! Da ist auch ein Arzt überfordert. Wir sehen die Patientinnen meist in einer besseren Verfassung.«
    »Aber im Prinzip!« keuchte Kasutin. »Im Prinzip, Genosse!«
    »Im Prinzip könnte es auch Stella Gawrilowna sein.«
    »Ich passe«, sagte Babajew erschüttert. »Wieso hat unsere Friedhofsgärtnerin eine solch herrliche Figur?«
    »Da muß man den lieben Gott fragen.« Dr. Lallikow tippte auf zwei Fotos.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher