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Das Teufelskind

Das Teufelskind

Titel: Das Teufelskind
Autoren: Jason Dark
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Hexen feierten. Ihre Gesichter hatten sich auf schreckliche Art und Weise verändert. Waren sie zu Beginn des Tanzes nur Grimassen gewesen, so hatten sie jetzt einen Ausdruck angenommen, der dem des Teufelskindes gleichkam. Die Frauen glichen dem Satan. Ihre Gesichter glühten, das tiefe Rot hatte ihre Haut wie mit Farbe übermalt, und die ersten von ihnen rissen ihre Gewänder entzwei, als wäre es ihnen zu heiß geworden. Auch Lydia machte mit. Sie blieb nicht auf dem Fleck stehen, sondern wirbelte in die Flammen hinein, drehte sich, hielt die Dolche fest, und aus ihrer Kehle drangen Schreie des Entzückens.
    Wikka heizte das Fest an.
    Immer wieder stieß sie schrille, abgehackte Schreie aus. Sie folgten immer dichter aufeinander, so daß der Tanz noch wilder und hektischer wurde.
    Das war ihre Zeit. Die Zeit der Hexen, die Zeit des Teufels, die Zeit der Hölle.
    Der Kreis löste sich.
    Eine blondhaarige Frau riß sich von den anderen los, taumelte mit entrücktem Gesicht und schrille Schreie ausstoßend auf den Altar zu, wo das Opfer lag.
    Das sahen auch die anderen.
    Und sie folgten dem Beispiel.
    Es begann der uralte, heidnische Hexentanz um das goldene Kalb. Abgewandelt in seiner Form, ein anderes Motiv hinter sich wissend, im Prinzip jedoch das gleiche.
    Auch Lydia löste sich aus dem Feuer.
    Martha und Jane wurden ebenfalls mitgerissen. Sie reihten sich ein, und ihre Körper zuckten in dem hektischen Höllenrhythmus. Das war ihre Stunde. Sie bereiteten sich vor für den Mord, und Wikka, die Oberhexe, fühlte sich wohl wie selten. Die Hexen verloren sich in ihrer teuflischen Trance. Nur Wikka gab acht. Und sie merkte es zuerst. Es war wie ein Hauch, der ihr entgegenwehte und sie streifte. Und die Schlangen auf ihrer Stirn stellten sich plötzlich auf. Da kam etwas…
    Sofort reagierte sie.
    Ein selten gehörter Schrei drang über ihre Lippen. Dabei riß sie weit den Mund auf, und dann brüllte sie nur ein Wort. »GEFAHR!«
    Dieses eine Wort alarmierte die Hexen.
    Sie brachen ihren Tanz ab. Ein paar vereinzelte Rufe gellten noch auf, und alle sahen auf die Oberhexe Wikka, die ihre Arme austreckte, die Hände dabei spreizte und zum Eingang deutete.
    Zwei Gestalten schälten sich dort hervor. Suko und Bill!
    ***
    Diese verdammte Leiter!
    Eigentlich war Leiter zuviel gesagt. Wir hatten es hier mit Steigeisen zu tun. Vor einigen Monaten hatten sie gehalten, diesmal jedoch taten sie uns nicht den Gefallen. Es erwischte mich auf halber Strecke. Unter mir brach ein Eisen ab, ich bekam nicht so schnell einen neuen Halt und fiel in die Tiefe.
    Das ging blitzschnell. Eine Warnung konnte ich Mandra gerade noch zuschreien, dann landete ich bereits am Ende des Schachts. Es war ein harter Schlag der mich nicht nur traf, sondern auch direkt umhaute, so daß ich auf den Rücken fiel, mich zur Seite drehte und wieder auf die Füße kam.
    Ich mußte schnell weg, denn Mandra kam ebenfalls. Dicht neben mir schlug er zu Boden, schimpfte und stand ebenso wie ich Sekunden später auf den Beinen.
    »Ist dir was passiert?« fragte ich flüsternd.
    »Nein.«
    »Mir auch nicht. Komm weiter!«
    »Es ist sehr dunkel hier«, sagte der Inder und erinnerte mich daran, daß ich leuchten wollte.
    Ich ließ die Lampe kurz aufflammen. Wir stellten fest, daß wir in der Folterkammer gelandet waren. Es gab da tatsächlich noch die schlimmen Instrumente und Marterwerkzeuge, die ich auch bei dem Fall des lächelnden Henkers gesehen hatte.
    Die Eiserne Jungfrau, das Kohlebecken, die Marterzangen, nichts hatte man gestohlen.
    Uns interessierten all diese Dinge nicht, wir würden sie nicht brauchen, für uns allein war der Gang wichtig der uns unterirdisch zu unserem Ziel bringen sollte.
    Damals war ich von der anderen Seite gekommen, aus dem Gemäuer, und dort hatten mir mehrere Gänge zur Auswahl gestanden, von denen einer nur in diese Folterkammer führte. Den Gang hatte sich auch der Lächelnde Henker als Fluchtweg ausgesucht.
    »Weißt du eigentlich genau, wo er hinführt?« fragte mich Mandra Korab, als ich mich bückte, um in den Tunnel einzutauchen.
    »Ja, sehr genau.«
    »Ich verlaß mich auf dich.«
    Beide verließen wir uns auf meine kleine Lampe, die die Dunkelheit wenigstens so weit erhellte, daß wir uns zurechtfanden. Es ist immer ein unheimliches Gefühl, durch finstere Gänge zu laufen, und auch wir spürten es in diesen Augenblicken.
    Bisher war es still gewesen. Wir hatten nur unsere eigenen Schritte gehört.
    Je mehr wir uns dem
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