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Das tapfere Schneiderlein - die schönsten Märchen der Brüder Grimm

Das tapfere Schneiderlein - die schönsten Märchen der Brüder Grimm

Titel: Das tapfere Schneiderlein - die schönsten Märchen der Brüder Grimm
Autoren: Wilhelm Grimm Jacob Grimm
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Schneiderlein. »Ich bin bereit, in die Dienste des Königs zu treten.« Also wurde es ehrenvoll empfangen und bekam eine besondere Wohnung zugewiesen.
    Die Soldaten des Königs aber hatten Angst vor dem Schneiderlein und wünschten, es wäre tausend Meilen weit weg. »Was sollen wir nur machen?«, sprachen sie untereinander. »Wenn wir Streit mit ihm bekommen und es schlägt zu, so fallen auf jeden Streich sieben Leute. Da können wir nicht mithalten.« Also fassten sie einen Entschluss. Sie gingen alle zusammen zum König und baten um ihre Entlassung.

    »Wir sind nicht gemacht, um neben einem Mann auszuhalten, der sieben auf einen Streich schlägt«, sagten sie.
    Der König war traurig, dass er wegen des einen Mannes alle seine treuen Diener verlieren sollte. Er wünschte, dass seine Augen das Schneiderlein nie gesehen hätten, und wäre es gerne wieder los geworden. Aber er traute sich nicht, es zu entlassen. Denn er fürchtete, das Schneiderlein würde ihn zusammen mit all seinen Untertanen totschlagen und sich selbst auf den königlichen Thron setzen.

    Er überlegte lange hin und her, endlich hatte er eine Idee. Er ließ dem Schneider ausrichten, weil er ein so großer Kriegsheld wäre, wollte er ihm ein Angebot machen. In einem Wald seines Landes hausten zwei Riesen, die mit Rauben, Morden, Plündern und Zerstören großen Schaden anrichteten. Niemand könne ihnen nahe kommen, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben. Wenn er diese beiden Riesen überwältigen und töten würde, so wollte er ihm zur Belohnung seine einzige Tochter zur Frau geben und das halbe Königreich dazu. Hundert Reiter sollten mitziehen und ihn im Kampf mit den Riesen unterstützen.
    »Das ist etwas für einen Mann wie mich«, dachte das Schneiderlein, »eine schöne Königstochter und ein halbes Königreich werden einem nicht alle Tage angeboten.« Also gab es zur Antwort: »Nun gut, die Riesen will ich schon besiegen, aber die hundert Reiter brauche ich dazu nicht. Wer sieben auf einen Streich trifft, braucht sich vor zweien nicht zu fürchten.«

    Das Schneiderlein zog los, und die hundert Reiter folgten ihm. Als sie zum Rand des Waldes kamen, sagte es zu seinen Begleitern: »Bleibt nur hier stehen, ich will schon allein mit den Riesen fertig werden.«

    Dann sprang es in den Wald hinein und schaute sich rechts und links um. Nach einer Weile entdeckte es die beiden Riesen: Sie lagen unter einem Baum, schliefen und schnarchten dabei, dass sich die Äste auf und nieder bogen. Das Schneider lein, nicht faul, sammelte seine Tasche voll Steine und stieg damit auf den Baum, unter dem die Riesen lagen.

    Als es in der Mitte war, rutschte es auf einen Ast, bis es genau über den Schläfern saß. Dann ließ es dem einen Riesen einen Stein nach dem andern auf die Brust fallen. Der Riese spürte lange nichts. Doch endlich wachte er auf, stieß seinen Freund an und sprach: »Warum schlägst du mich?«
    »Du träumst«, sagte der andere, »ich schlage dich nicht.«
    Sie legten sich wieder zum Schlafen nieder. Da warf der Schneider einen Stein auf den zweiten Riesen hinab.
    »Was soll das?«, rief dieser. »Warum bewirfst du mich?«
    »Ich bewerfe dich nicht«, antwortete der erste und brummte.

    Sie zankten sich eine Weile herum, doch weil sie müde waren, ließen sie’s gut sein, und die Augen fielen ihnen wieder zu. Das Schneiderlein fing sein Spiel von neuem an. Es suchte den dicksten Stein aus und warf ihn dem ersten Riesen mit aller Gewalt auf die Brust.
    »Das reicht!«, schrie der Getroffene, sprang wie ein Wahnsinniger auf und stieß seinen Freund gegen den Baum, dass dieser zitterte. Der andere wehrte sich, und sie gerieten in solche Wut, dass sie Bäume ausrissen und aufeinander losschlugen. So lange, bis sie endlich beide zugleich tot auf die Erde fielen.

    Nun sprang das Schneiderlein von seinem Ast herab. »Ein Glück nur«, rief es, »dass sie den Baum, auf dem ich saß, nicht ausgerissen haben. Sonst hätte ich wie ein Eichhörnchen auf einen andern springen müssen.« Es zog sein Schwert und versetzte jedem Riesen ein paar tüchtige Hiebe in die Brust. Dann ging es zum Waldesrand, wo die Reiter warteten, und sagte: »Die Arbeit ist getan. Beide Riesen sind tot. Aber es ist hart zugegangen, sie haben in der Not Bäume ausgerissen und sich damit gewehrt. Doch das hilft alles nichts, wenn einer kommt wie ich, der sieben auf einen Streich schlägt.«

    »Seid Ihr denn nicht verwundet?«, fragten die Reiter.
    »Kein Haar haben sie mir
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