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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse
Autoren: Stephen King
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erst als er weg war, wagten wir wieder, etwas zu sagen.
    Jemand hatte Bobby Bescheid gesagt, und kaum war ich wieder auf meinem Zimmer, kam er auch schon mit einem Umschlag in der Hand herein. 
    »Mom, ich habe ganz vergessen, dir den Brief von deiner Freundin Claudia zu geben. Heute ist noch ein zweiter gekommen, auf dem ganz groß DRINGEND steht.«
    Ich nickte und seufzte.
    »Danke, Bobby. Ich glaube, ich weiß, was in Claudias Briefen steht. Ich lese sie zu Hause.«

GERÄUSCHANALYSE
    Es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als meine Sachen zu packen. Und genau das tat ich, als Dr. Draper zu mir ins Zimmer kam, um sich zu verabschieden und für das unmögliche Benehmen ihres rüpelhaften Vorgesetzten zu entschuldigen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie Mitleid mit mir hatte.
    Stegman war der prominenteste der Neuro-Gurus, die das Kingdom Hospital für seine frisch erweiterte neurowissenschaftliche Abteilung verpflichtet hatte. Ich war so kühn, zu fragen, ob Dr. Stegman in der Nacht zuvor die kleine Mona Klingerman operiert habe.
    Ich hätte die Frage gar nicht stellen müssen, denn ich wusste die Antwort auch so. Wieder einmal hatte die grausame Wissenschaft ein unschuldiges Opfer gefordert, und prompt war auch das kleine Mädchen zurückgekehrt und hatte mit seinen Schreien ein weiteres Erdbeben ausgelöst. Das Kind war jetzt meine Verbündete gegen zwei tödliche Feinde: einen, der im Schattenreich zwischen Leben und Tod lauerte, und einen anderen hier in der wirklichen Welt. Einen im alten und einen im neuen Kingdom.
    Aber Dr. Draper hatte noch eine Überraschung für mich. Eine freudige Überraschung.
    Sie sagte, dass Dr. Massingale sie um einen Gefallen gebeten habe. Sie solle mich zu einem experimentellen Psychologen und Psychoakustiker bringen, einem gewissen Dr. Jeremiah Duling, der sich meine Gehörtests und das während meines schicksalhaften Erlebnisses im Lift 2 aufgenommene Band angesehen habe. Angeblich fand er beides höchst interessant und wollte sich gerne mit mir darüber unterhalten.
    Als Dr. Duling von meiner Vermutung erfahren hatte, dass die Geräusche, die ich aufzunehmen versucht hatte, möglicherweise jenseits des für menschliche Ohren hörbaren Spektrums lagen, hatte er Dr. Massingale davon überzeugt, dass das möglicherweise nicht völlig aus der Luft gegriffen sei.
    Die Situation sei jedenfalls sehr viel komplexer, als es den Anschein hatte, und weitere Untersuchungen seien dringend erforderlich.
    Während mich Dr. Draper zu Duling brachte, erklärte sie mir, dass sie seit der jüngst erfolgten großen Erweiterung am Kingdom Hospital jetzt nicht nur eine Abteilung für Audiologie und Otologie hätten, sondern dass es zusätzlich auch eine Abteilung für Neuropsychologie mit Spezialisten für Psychoakustik und Neuroaudiologie gäbe. Dr. Duling sei einer davon und durch und durch Wissenschaftler und deshalb für jemanden, der kein Studium der Psychoakustik absolviert habe, manchmal ziemlich schwer zu verstehen.
    »Das stört mich nicht«, erwiderte ich. »Vielleicht ist er ja nicht ganz so verbohrt wie die Tiefflieger in Ihrer otologischen Abteilung«, sagte ich.
    Anstatt einer Entgegnung öffnete Dr. Draper die Tür zu Dr. Dulings Büro. Hinter einem chaotischen Schreibtisch, auf dem drei Flachbildschirme wie ein Triptychon aufgestellt waren, saß ein großer, verknittert aussehender Mann.
    Nachdem Dr. Duling sich uns vorgestellt hatte, schaute er uns so gut wie überhaupt nicht mehr an, sondern widmete sich fast ausschließlich seinem Computer, aus dessen Speicher er sich, den Klickgeräuschen der Maus nach zu schließen, offenbar ständig irgendwelche Dateien auf die Bildschirme holte.
    Weil Dr. Draper und ich nur deren Rückseiten sowie Dr. Dulings gerunzelte Stirn sahen, kam uns das ziemlich befremdlich vor.
    Am liebsten hätte ich ihn darauf aufmerksam gemacht, dass auch noch menschliche Wesen im Raum waren, aber ich beschloss, Dr. Draper das Reden zu überlassen.
    »Die Patientin leidet unter leichtem altersbedingtem Hörverlust«, sagte Dr. Duling. »Aber auch wenn das Gehör bei älteren Menschen kontinuierlich abnimmt, kommt es bei manchen von ihnen vor, dass sich die Bandbreite der hörbaren Frequenzen etwas erweitert, was wiederum bedeutet, dass sie zeitweise Geräusche wahrnehmen, die jüngere nicht hören können. Wir sprechen dann von einer temporal verbesserten Unterscheidungsfähigkeit für Feinstrukturen.«
    »Okay«, sagte Dr. Draper.
    Ich sah es ihr am
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