Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
abgezogen, nachdem klar war, dass man dort keine Spuren zu sichern brauchte. Wiesner und diese Puschkin waren beide hackedicht. Die haben sich mit Cognac und Wodka voll geschüttet. Beide waren nackt, nur sie hat ein paar schwarze Strümpfe angehabt.«
    »Und die Waffe war in Wiesners Hand?«
    »Ja, eine 9 mm Beretta. Er hat Vollmantelgeschosse benutzt.«
    »Fotos sind doch aber gemacht worden, oder?«
    »Logisch. Spurensicherung nein, Fotos ja …«
    »Ist die Wohnung versiegelt worden?«
    »Ja, warum?«
    »Nur ’ne Frage. Ist irgendwas dort verändert worden?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Sag mal, du willst dich doch jetzt nicht etwa in eine Sache reinhängen, die mehr als eindeutig ist, oder? Julia, lass das bitte sein. Aus welchem Grund auch immer, Wiesner hat womöglich irgendwie Scheiße gebaut, und er wird einen Grund gehabt haben, diese Verzweiflungstat zu begehen. Wenn du gestern da gewesen wärst, dann würdest du mich sicherlich verstehen.«
    »Schon gut. Sind die Fotos bereits entwickelt?«
    »Julia, bitte, lass es sein.«
    »Ich möchte nur die Fotos sehen.«
    »Natürlich sind sie entwickelt. Sie liegen, soweit ich weiß, beim KDD. Du kannst ja hinfahren und sie dir anschauen, damit die liebe Seele endlich Ruhe hat.«
    »Sorry, wenn ich dich genervt habe. Es gibt halt manchmal Geschichten, die mir ziemlich nahe gehen. Nur noch eine Frage. Die Nachbarn, haben die irgendwas mitbekommen? Ich meine, drei Schüsse sind schlecht zu überhören.«
    »Die Kennedyallee ist eine viel befahrene Straße. Wenn du die Fenster aufhast, hörst du nur Autolärm.«
    »Also keiner hat etwas gehört, richtig?«
    »Ja, zumindest behaupten sie es.«
    »Kein Streit, keine Schüsse. Beide nackt, beide betrunken. Bisschen seltsam, bisschen sehr seltsam, findest du nicht?«
    »Ich kann deine Gedanken verstehen. Als ich das gestern gesehen habe, da hat sich mir auch der Magen umgedreht, das darfst du mir glauben. Und dann auch noch die Wiesner. Ich hatte Angst, die würde sich am liebsten auch gleich noch umbringen.«
    »Danke für die Infos. Ich will dich jetzt nicht länger stören. Wir sehen uns morgen.«
    »Keine Ursache. Dann bis morgen. Und glaub mir, das ist zwar eine saublöde Geschichte, aber mit Sicherheit nur sekundär für die Mordkommission. Und jetzt mach dir noch einen schönen Tag. Tschüs.«
    Julia Durant legte den Hörer auf den Tisch und öffnete leise die Schlafzimmertür. Dominik Kuhn schlief tief und fest. Sie zog eine Bluse und Jeans an und schlüpfte in ihre Tennisschuhe. Wenn sie sich beeilte, würde sie in einer Stunde wieder da sein. Sie schrieb einen Zettel, falls er wach werden sollte, bevor sie zurück war, und ging zu ihrem Wagen. Sie brauchte nur etwas über zehn Minuten bis zum Präsidium.
     
    Die Fotos waren eindeutig, wie Güttler schon gesagt hatte. Irina Puschkin wurde mit zwei Schüssen getötet, einer in die Brust und einer direkt über der Nasenwurzel. Anschließend hatte Wiesner sich selbst in den Kopf geschossen, die Waffe hielt er noch in der Hand. Eine Autopsie hatte noch nicht stattgefunden.
    »Scheißspiel, was?«, sagte einer der Männer vom KDD, der neben Julia Durant stand und ebenfalls die Fotos betrachtete. »Da hat ein Mann alles, was er nur haben kann, und dann gibt es doch irgendwas, was ihn …«
    »Ja, es ist ein verdammtes Scheißspiel«, unterbrach ihn die Kommissarin lakonisch. »Wer hat in der Rechtsmedizin Bereitschaft?«
    »Keine Ahnung, müsste ich nachschauen.« Nach einer Weile kehrte er zurück und sagte: »Bock.«
    Julia Durant nahm den Hörer in die Hand und tippte Bocks Nummer ein. Er meldete sich sofort.
    »Hier Durant. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihre sonntägliche Ruhe störe. Haben Sie schon die Leichen von Wiesner und dieser Puschkin untersucht?«
    »Frau Durant, heute ist in der Tat Sonntag, und wir haben keinen mysteriösen Mordfall zu bearbeiten. Und nein, ich habe die Leichennoch nicht untersucht. Aber ich verspreche Ihnen, das gleich morgen früh zu erledigen.«
    »Kann ich die Leichen sehen?«, fragte sie.
    »Sicher, morgen früh ab acht«, antwortete Bock barsch.
    »Ich würde sie aber am liebsten heute noch sehen. Am besten gleich.«
    »Jetzt?!« Bocks Stimme überschlug sich fast.
    »Ja, warum nicht?«
    »Weil heute verdammt noch mal Sonntag ist!«
    »Ich würde sie trotzdem gerne sehen. Sie brauchen doch höchstens eine Viertelstunde, bis Sie dort sind. Sie haben dann auch was gut bei mir.«
    »Und was versprechen Sie sich davon, wenn Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher