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Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)

Titel: Das Spinoza-Problem: Roman (German Edition)
Autoren: Irvin D. Yalom
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Er schloss mit den Worten: »Spinoza, dem Juden, rufen wir … vom Gipfel des Berges Scopus, von unserer neuen Zufluchtsstätte – der Hebräischen Universität Jerusalem –, zu: Der Bann ist aufgehoben! Das Unrecht des Judentums gegen dich ist hiermit aufgehoben, und deine Sünde, die du auch immer an ihm begangen haben magst, sei dir vergeben. Unser Bruder bist du, unser Bruder bist du, unser Bruder bist du.«
    Im Jahr 1956, am dreihundertsten Jahrestag der Exkommunikation Spinozas, kam Heer H. F. K. Douglas, einer von Spinozas holländischen Bewunderern, auf die Idee, ein weiteres Denkmal neben der Gedenktafel von 1927 zu errichten. Da er wusste, dass Ben-Gurion, Israels Premierminister, ein großer Bewunderer Spinozas war, bat er ihn um seine Unterstützung. Ben-Gurion sagte sie ihm freudig zu, und als sich diese Nachricht in Israel herumsprach, erklärten sich Mitglieder einer humanistischen jüdischen Organisation in Haifa, die Spinoza als Stammvater des jüdischen Humanismus ansahen, bereit, eine schwarze Basaltplatte für dieses Denkmal beizusteuern. Die formelle Enthüllung des Denkmals war gut besucht, und unter den Anwesenden waren auch Regierungsvertreter aus Holland und Israel. Ben-Gurion selbst nahm an der Enthüllung nicht teil, besuchte die Gedenkstätte aber drei Jahre später im Rahmen einer offiziellen Zeremonie.
    Die neue Tafel, die neben der Steinplatte aus dem Jahr 1927 aufgestellt wurde, enthielt ein Relief von Spinozas Kopf und darunter ein einziges Wort: Caute (Vorsicht), das man auf Spinozas Siegelring gefunden hatte, und darunter den schwarzen, israelischen Basalt mit dem hebräischen Wort( amcha ), was so viel wie »Dein Volk« bedeutet.
    Manche Israeli waren mit Ben-Gurions Anstrengungen, Spinoza zu rehabilitieren, nicht einverstanden. Orthodoxe Mitglieder der Knesset waren so außer sich über die Absicht, Spinoza zu ehren, dass sie einen Misstrauensantrag gegen Ben-Gurion und die Außenministerin Golda Meir stellten, welche den israelischen Botschafter in Holland zur Enthüllung des Denkmals entsandt hatten.
    Zuvor schon hatte Ben-Gurion das Thema der Exkommunikation Spinozas in einem Artikel angesprochen: »Es ist schwierig, der jüdischen Gemeinde im Amsterdam des siebzehnten Jahrhunderts eine Schuld zuzuweisen. Ihre Position war gefährlich … und die traumatisierte jüdische Gemeinde hatte das Recht, ihren Zusammenhalt zu verteidigen. Aber heute hat das jüdische Volk nicht das Recht, Spinoza, den Unsterblichen, für alle Zeiten von der israelitischen Gemeinde auszuschließen.« Ben-Gurion betonte, dass die hebräische Sprache ohne die Werke Spinozas nicht vollständig sei. Und tatsächlich brachte die Hebräische Universität kurz nach der Veröffentlichung seines Artikels das Gesamtwerk Spinozas auf Hebräisch heraus.
    Einige Juden wünschten, dass Ben-Gurion an das Amsterdamer Rabbinat appellieren sollte, die Exkommunikation aufzuheben, aber er lehnte ab und schrieb: »Ich habe mich nicht darum bemüht, die Exkommunikation annullieren zu lassen, da ich es für selbstverständlich halte, dass die Exkommunikation null und nichtig ist … Es gibt eine Straße in Tel Aviv, die nach Spinoza benannt ist, und es gibt keine einzige vernünftige Person in diesem Land, die glaubt, dass die Exkommunikation noch immer in Kraft ist.«
    Die Bibliothek von Spinoza in Rijnsburg wurde von der ERR im Jahre 1942 konfisziert. Oberbereichsleiter Schimmer, der Leiter des ERR in den Niederlanden, beschrieb die Beschlagnahme in seinem Bericht aus dem Jahr 1942 (der später als offizielles Dokument in den Nürnberger Prozessen Eingang fand): »Danach wurden die Bibliotheken der Societas Spinozana in Den Haag und des Spinozahauses in Rijnsburg verpackt. Auch diese Bibliotheken, die in 18 Kisten verpackt wurden, enthalten außerordentlich wertvolle frühe Werke, die zur Erforschung des Spinozaproblems von besonderer Bedeutung sind. Nicht ohne Grund versuchte der frühere Leiter der Societas Spinozana unter einer Tarnung, die wir entlarven konnten, uns die Bibliothek zu entziehen.«
    Die gestohlene Bibliothek von Rijnsburg wurde zusammen mit dem in der Geschichte weltgrößten Lager erbeuteter Gegenstände in Frankfurt verwahrt. Unter Rosenbergs Leitung stahl der ERR über drei Millionen Bücher aus Tausenden von Bibliotheken. Als die Alliierten Frankfurt im Jahr 1944 unter schweres Bombardement nahmen, verlegten die Nazis ihre geplünderten Schätze eilig in unterirdische Lagerhallen. Spinozas
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