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Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt
Autoren: Nora Roberts
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auf der linken Seite von einer fünfzehn Zentimeter langen Narbe gezeichnet war. Er erinnerte sich …
    Als er Daniel MacGregor zum ersten Mal traf, war er fünfundzwanzig gewesen. Eine Glückssträhne hatte ihm genug Geld verschafft, um seinem Partner dessen Hälfte des kleinen Hotels auf dem Strip in Las Vegas abzukaufen. Justin wollte es erweitern und umbauen. Dafür brauchte er Kapital, und die Banken waren normalerweise sehr skeptisch, wenn ein Mann, der sein Geld mit Spielkarten verdiente, einen Kredit von ihnen wollte. Aber Justin hatte ohnehin nicht viel übrig für die Bankiers mit ihren glatten Händen und trockenen Stimmen. Und der Indianer in ihm hatte wenig Vertrauen in ein Versprechen, das auf Papier gemacht wurde. Dann hörte er von Daniel MacGregor.
    Justin zog Erkundigungen über den Mann ein, der als Finanzgenie und Aktienjongleur galt. MacGregor war ein zäher, exzentrischer Schotte, der seine eigenen Regeln aufstellte und gewann. Justin nahm Kontakt mit ihm auf und besuchte ihn einen Monat später in seiner Villa in Hyannis Port.
    Daniel arbeitete zu Hause. Er legte keinen Wert auf Bürogebäude, in denen man von Fahrstühlen und Sekretärinnen abhängig war. Er hatte sein Küstengrundstück mit dem Reichtum gekauft, den er sich erst mit körperlicher Arbeit, dann mit dem Verstand erworben hatte. Daniel hatte frühzeitig gemerkt, dass sich mit dem Verstand weit mehr verdienen ließ. Dann hatte er sein Haus und sein Reich errichtet – nach seinen eigenen Vorstellungen.
    Es war ein Riesenhaus, mit breiten Korridoren und enormen Räumen. Daniel hasste die Enge. Als Justin in das Turmzimmer geführt wurde, das Daniel als Büro diente, sah er einen Mann vor sich, dessen Geistesgröße der des Körpers in nichts nachstand.
    »Sie sind also Blade.« Daniel trommelte mit den Fingern auf einem Schreibtisch, der aus einem gigantischen kalifornischen Redwood-Baum angefertigt worden war.
    »Ja. Und Sie sind MacGregor.«
    Ein Grinsen legte das breite Gesicht in Falten. »Der bin ich. Setzen Sie sich, Junge.« Daniel sah keinerlei Reaktion auf diese Anrede und faltete die Hände vor der Brust, als Justin sich setzte. Er mochte die Art, wie er sich bewegte. »Sie wollen also einen Kredit.«
    »Ich biete eine Investition an, Mr. MacGregor«, verbesserte Justin kühl. Der Sessel war geschaffen, um einen Mann zu verschlucken. Justin saß vollkommen unbeschwert darin. »Mit meinem Eigentum als Sicherheit.«
    »Hmm.« Daniel legte die Fingerspitzen aneinander und musterte sein Gegenüber. Kein schlichter Mann, dachte er und registrierte die aristokratischen Züge. Kühl, beherrscht, mit einem gewalttätigen Potenzial. Komantschenblut, das Blut eines Kriegers, aber kein Schläger. Daniel stammte selbst von Kriegern ab. »Hmm«, wiederholte er. »Was sind Sie wert, Junge?«
    Justin unterdrückte die zornige Antwort, die ihm in den Sinn kam. Er griff nach seinem Aktenkoffer. »Ich habe die Unterlagen, die Schätzungen und so weiter.«
    Daniel lachte nur und machte eine geringschätzige Handbewegung. »Glauben Sie etwa, ich hätte es so weit gebracht, wenn ich nicht all die Zahlen kennen würde, die Sie da drin haben? Was ist mit Ihnen?«, fragte er. »Warum sollte ich Ihnen Geld leihen?«
    Justin stellte den Aktenkoffer wieder ab. »Ich zahle meine Schulden.«
    »Wenn nicht, wären Sie schnell aus dem Geschäft.«
    »Und ich bringe Ihnen eine Menge Geld ein.«
    Daniel lachte, bis seine blauen Augen feucht wurden. »Ich habe Geld, Junge.«
    »Nur ein Dummkopf will nicht mehr davon«, sagte Justin leise, und Daniel hörte auf zu lachen.
    Er lehnte sich zurück und nickte. »Verdammt richtig.« Dann grinste er und schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. »Verdammt richtig. Was brauchen Sie, um Ihr Loch zu flicken?«
    »Dreihundertfünfzigtausend«, erwiderte Justin, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Daniel holte eine Flasche Scotch und Spielkarten aus dem Schreibtisch. »Wir pokern.«
    Sie spielten eine Stunde lang, ohne jedes überflüssige Wort. Justin hörte, wie irgendwo im Haus eine Standuhr schlug. Einmal klopfte jemand an die Tür, und Daniel schickte ihn wieder weg. Sie wurden kein weiteres Mal gestört. Der Duft von Justins Zigarillo vermischte sich mit dem des Whiskeys und der Rosen auf der Fensterbank. Nachdem er fünfzehnhundert Dollar verloren hatte, lehnte Daniel sich wieder zurück.
    »Sie werden Anteilseigner brauchen.«
    »Ich bin gerade erst meinen Partner losgeworden.« Justin drückte das
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