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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman]
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Repräsentationen des Kontinents, des Meeres und selbst von Islandia in mir spürte. Noch viel mehr Daten als in sämtlichen Netzen der Islaner tanzten in mir, als würde der Planet selbst mir Informationen in die Zellen hauchen.
    Ich zitterte.
    Ich verknüpfte alles zu einem Ganzen. Mehr als nur Daten, mehr als die Summe der Daten, die ich umfasste. Die überwältigende Schönheit erschütterte mich, raubte mir den Atem, meinen Zorn, alle Empfindungen außer der Ehrfurcht, bis ich unsichtbar wurde.
    Eine kleine Menschenmenge knapp hinter dem höchsten Punkt des Klippenweges. Sie bewegten sich abwärts. Unsere Leute, die wussten, was sie taten, die mich nicht brauchten. Sie folgten Alicia und Induan, die zärtlich die Babys in den Armen hielten, immer noch größtenteils unsichtbar, so dass es schien, als würden die Kinder in der Luft schweben.
    Akashi, Jenna, Bryan und Ming und hundert zerlumpte, hungrige Menschen aus den Sippen, die durch Artistos schlichen und nach Söldnern suchten, die sie angreifen konnten. Bryan, der irgendwo in den Straßen auf Garmin traf und seine Krallen ausfuhr, dann jedoch weiter nach wahren Feinden suchte.
    Das Autokratie-Netz sah alles genauso, wie ich es sah. Nicht weil ich es sah, sondern weil die Daten das Netz bildeten, weil die ursprünglichen Strukturen und Programme und Wünsche jener, die es geschaffen hatten, es durchdrangen. Es war fast wie ein Gott. Etwas, das viel größer als wir alle war. Daten über die Invasoren – und über uns! Die Positionen von uns allen und jedem einzelnen Söldner, vom schlafenden Hund, von den Gleitern. Alles floss an einem einzigen Punkt in der Dämmerungsmacht zusammen und dann zurück zu den Gleitern und beiden Netzen. Wellen von Informationen.
    Gleitertriebwerke liefen warm.
    Ich konnte alles loslassen und die Leute selber entscheiden lassen, wer am Ende der Sieger war. Oder ich konnte den Gleiter nehmen und ihn ins Meer stürzen lassen, die Dämmerungsmacht in den Himmel schicken.
    Sollte ich es versuchen? War ich stark genug?
    Einer der Gleiter startete, und ich drang in seine Systeme ein, als würde er mir gehören. Ich warf ihn empor, immer höher, über die Grasebene hinweg, über die Schöpferin hinweg, die genauso reglos wie früher die Neue Schöpfung dastand, ein einzelnes Silberschiff im Meer aus Gras.
    Die Menschen in diesem Gleiter bemühten sich, ihn wieder unter Kontrolle zu bringen. Oder ihn zu landen. Irgendetwas.
    Doch er reagierte nur auf mich. Ein Spielzeug, das in den Himmel geworfen worden war.
    Die drei Insassen schrien.
    Ich warf ihn ins Meer, mitsamt den Menschen, die sich darin befanden. Ich erwachte schreiend und war doch nicht wach, setzte mich neben meiner Schwester auf, klammerte mich an sie und war von ganz Fremont erfüllt, voller Wissen über viel zu viel und viel zu wenig. Schreie, die in einem Winkel meines Kopfes hallten.
    Nicht den Wind lesen. Auf ihm reiten. Darin verbrennen.
    Wo war ich? Wer brannte?
    Druck.
    Eine Hand auf meinem Rücken.
    Meine Schwester, die flüsterte: »Komm zu mir. Komm zu dir. Komm hierher!«
    Mein Schrei hatte mir die Schönheit des einen Netzes entrissen, und nun mühte ich mich mit den Fäden ab.
    Chelos Stimme. »Kleiner Bruder. Lass los. Lass es los. Schalt ihre Netze ab, und halte eine Weile inne. Ruh dich aus.«
    Sie kannte den Plan. Hatte ich immer noch genügend Kraft, um ihre kompletten Netze zum Zusammenbruch zu bringen? Ich hätte es vorher nie für möglich gehalten, dass ich sie vollständig umfassen konnte. Ich hatte gedacht, ich würde sie eins nach dem anderen ausschalten müssen, langsam, als würde ich die Fäden aus einem Pilotenmantel ziehen.
    Meine Schwester! Ich war gekommen, um meine Schwester zu retten. Sie war unsere Anführerin, war es immer gewesen, die Einzige mit einem reinen Herzen. Ich war es ihr schuldig gewesen, sie wiederzufinden.
    Meine Stärke ließ nach, entglitt mir, und die Erschöpfung ließ meine Nerven langsamer werden. Ich konnte in die Netze entfliehen und wäre dann für immer fort, um nie mehr in den Körper des vaterlosen Jungen zurückkehren zu können. Aber er hatte eine Schwester. Ich hatte eine Schwester.
    Keuchend atmete ich ein, und die Luft gab mir die Kraft, die Fäden wieder an mich zu ziehen. Ich prüfte es und fand das Zentrum, das alle anderen zusammenhielt.
    Und ich zog.
    Das Netz, das die Islaner über Artistos gelegt hatten, fiel in sich zusammen und war plötzlich stumm.
    Ich hatte es zerstört.
    Die Schönheit
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