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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman]
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die immer das gleiche Bild eines leeren Weges zeigte. Das musste reichen. Wenn es hell genug geworden war, um zu bemerken, dass etwas mit der Kamera nicht stimmte, war sowieso schon alles vorbei.
    Ich konzentrierte mich wieder auf die Kamera, über die ich das Feld beobachtet hatte. Der Hund lag immer noch unter dem Strauch und schien zu schlafen.
    So weit wie möglich reduzierte ich meine Energiesignatur und kroch von der Kamera aus die Datenfäden entlang. Ich nahm einen nach dem anderen und verteilte mich, um keinen Alarm auszulösen. Das Schiff selbst war durch eine Staffel aus mehreren Datenwänden geschützt. Ich testete sie vorsichtig, indem ich eine Videoübertragung imitierte.
    Sie gab nicht nach.
    Noch einmal, mit einer kleineren Datenmenge. Die spärlichen Werte eines Feuchtigkeitsmessers.
    Nichts. Die Meldungen wurden aufgenommen, geprüft und außerhalb der Wand abgelegt.
    Ich zog mich zurück und suchte nach einem Gleiter.
    Darin befanden sich drei Leute. Sie waren wach und unterhielten sich leise in einer Sprache, die ich nicht vestand.
    Aber das Gefährt hatte eine mehr oder weniger offene Verbindung zur Dämmerungsmacht . Ich wurde zur Meldung eines automatischen Reparatursystems, nicht umfangreicher als die Daten des Feuchtigkeitsmessers. Nur solche Informationen wurden direkt an das Mutterschiff gesendet.
    Dann war ich drin.
    Es dauerte eine Weile, bis genug von mir ins Schiff eingesickert war, um mich handlungsfähig zu fühlen. Zuerst suchte ich den Alarm, der alle Alarmsysteme überwachte, und schaltete ihn ab.
    Keine ungewöhnliche Reaktion.
    Dann schaltete ich die Alarmsysteme vollständig ab.
    Wieder nichts.
    Bislang hatten sie mich unterschätzt. Hoffte ich zumindest.

Kapitel 56
    Die Unsichtbaren

    Meinen Vater fand ich zuerst. Er saß mit Lushia und Ghita im Sonnenlichtraum des Kapitäns. Er wirkte entspannt und schien sich unter Kontrolle zu haben, obwohl er an beiden Handgelenken islanische Schmerzreifen trug. Dianne hatte sie mir einmal beschrieben, mit einem gequälten und entrückten Blick, als wüsste sie aus eigener Erfahrung, wie sie sich anfühlten. Mein Vater hatte den gleichen Blick, nur stärker, als würde der Schmerz ihn dazu bringen, sich in sich selbst zurückzuziehen.
    Lushia saß mitten im Raum unter der Sonnenlampe. Sie kannte die Wirkung und lehnte sich nur so weit zurück, dass ein beeindruckender Heiligenschein um ihren Kopf entstand. Doch als sie sprach, klang ihre Stimme völlig normal. »Dein Sohn hat die Neue Schöpfung ohne jede Ausbildung geflogen. Gerüchten zufolge soll er sich mit einem unserer Feinde verbündet haben.«
    Mein Vater schüttelte den Kopf. Nicht um es abzustreiten, sondern als Zeichen, dass er nicht zur Kooperation bereit war.
    Ich streckte meine virtuellen Hände nach ihm aus, um ihn zu beruhigen. Doch bevor ich irgendeine Verbindung herstellen konnte, zuckte sein Körper krampfartig. Die Nackenmuskeln wurden starr, der Mund verzog sich, als wollte er schreien, obwohl er stumm blieb.
    Woher kam das? Lushias Hände lagen in ihrem Schoß, und sie war keine Windleserin. Die andere Frau? Ghita, wenn ich nach den Beschreibungen ging, die ich erhalten hatte. Ja. Sie hatte sich ein einfaches drahtloses Gerät auf die Handfläche geschnallt, wo sie es mühelos mit ihren langen Fingern erreichen konnte.
    »Vater?«, sagte ich vorsichtig. »Vater? Ich bin hier.«
    Er verdrehte die Augen und schlug die Hände vors Gesicht. »Joseph?«
    Lushia wartete mit ruhiger Miene ab. Mit der unendlichen Geduld eines Menschen, der zwischen den Sternen unterwegs war und vielleicht ewig leben würde. Obwohl Dianne es steif und fest behauptete, erkannte ich keinen Wahnsinn in ihren Augen. Nur eine große Intensität.
    Aber ich war gekommen, um nach meinem Vater zu sehen und die Kinder meiner Schwester zu befreien. »Wie geht es dir?«, fragte ich ihn.
    Seine Energie in den Netzen war schwach und zerfranst. Für einen Moment konzentrierte ich mich und blendete alles andere aus. Ich musste meinen Vater retten. Meine Bemühungen zeigten Wirkung, und er brachte eine Antwort zustande. »Ganz gut. Caro und Jherrel befinden sich ein paar Räume weiter am selben Korridor.« Er zeichnete eine Karte, die ich an Kayleen weiterleitete, damit sie die Information Alicia über Ohrempfänger durchgeben konnte. Diese Art von stiller Post war nicht ideal, aber im Moment hatten wir keine andere Möglichkeit.
    »Danke«, sagte ich. »Danke, dass du mit mir hierher zurückgekehrt bist. Ich
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