Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
...«
    »Gyllenstiern«, sagte Yarpen Zigrin, ein stämmiger, bärtiger Zwerg, während er einen riesigen harzigen Stubben ins Feuer stieß, den er aus dem Unterholz herbeigezogen hatte. »Ein aufgeblasener Laffe. Ein Masteber. Als wir uns angeschlossen haben, kam er, die Nase himmelhoch gereckt, so und so, sagte er, merkt euch, Zwerge, wer hier das Sagen hat, wem ihr zu gehorchen habt, hier befiehlt König Niedamir, und dessen Wort ist Gesetz und so weiter. Ich stand da und hörte zu, und ich dachte bei mir, dass ich meinen Jungs sage, sie sollen ihn zu Boden werfen und ihm auf den Mantel pissen. Aber ich habe es mir anders überlegt, wisst ihr, es würde nur wieder heißen, die Zwerge sind bösartig, aggressiv, Mistkerle, und es gibt mit ihnen keine ... verdammt, wie heißt das noch ... Kuh-Ochsistenz oder so. Und gleich gibt es wieder irgendwo einen Pogrom, in irgendeinem Städtchen. Also hab ich brav zugehört und genickt.«
    »Sieht so aus, als ob Herr Gyllenstiern weiter nichts kann«, sagte Geralt. »Denn uns hat er dasselbe gesagt, und wir mussten auch zuhören und nicken.«
    »Also ich denke«, ließ sich der zweite der Haudegen vernehmen, während er eine Pferdedecke über einen Reisighaufen legte, »es ist schlecht, dass euch Niedamir nicht fortgejagt hat. Gegen diesen Drachen zieht so eine Unmenge Leute, dass einem angst wird. Der reinste Ameisenhaufen. Das ist schon keine Expedition mehr, sondern ein Leichenbegängnis. Ich jedenfalls schlag mich nicht gern im Gedränge.«
    »Gib Ruhe, Neuntöter«, sagte Boholt. »Wenn man in Gesellschaft reist, hat man mehr Abwechslung. Als ob du noch nie Drachen gejagt hättest. Gegen einen Drachen zieht immer ein Haufen Leute, der reinste Jahrmarkt, ein Bordell auf Rädern. Aber wenn sich das Vieh zeigt, dann weißt du, wer an Ort und Stelle bleibt. Wir, niemand sonst.«
    Boholt schwieg einen Augenblick, nahm einen kräftigen Schluck aus einer großen, bauchigen, mit Weidenruten umflochtenen Flasche, schmatzte geräuschvoll, räusperte sich.
    »Etwas anderes ist es«, fuhr er fort, »wie die Praxis zeigt, dass oft erst dann, wenn der Drache tot ist, das Schlachtfest beginnt und die Köpfe wie die Erbsen rollen. Erst wenn der Schatz geteilt wird, gehen sich die Jäger gegenseitig an die Kehle. Was, Geralt? He? Hab ich recht? Hexer, ich red mit dir.«
    »Mir sind solche Fälle bekannt«, bestätigte Geralt trocken.
    »Bekannt, sagst du. Sicherlich vom Hörensagen, denn mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass du jemals Jagd auf Drachen gemacht hättest. Mein Lebtag hab ich noch nicht gehört, dass ein Hexer einem Drachen nachgestellt hätte. Umso erstaunlicher, dass du hier aufgetaucht bist.«
    »Stimmt«, zischte Kennet, genannt der Häcksler, der jüngste der Haudegen. »Das ist sonderbar. Aber wir ...«
    »Warte, Häcksler. Jetzt rede ich«, fiel ihm Boholt ins Wort. »Lange gedenke ich übrigens nicht zu reden. Der Hexer weiß sowieso schon, worauf ich hinauswill. Ich kenne ihn und er kennt mich, bisher sind wir einander nicht ins Gehege gekommen und werden es wohl auch in Zukunft nicht tun. Denn bedenkt, Jungs, wenn zum Beispiel ich den Hexer bei der Arbeit stören oder ihm einen Happen vor der Nase wegschnappen wollte, dann würde mich der Hexer schnurstracks mit seiner Hexerklinge erledigen, und er wäre im Recht. Stimmt’s?«
    Niemand bestätigte es oder widersprach. Es sah nicht so aus, als wäre Boholt sonderlich am einen oder anderen gelegen.
    »Aber«, fuhr er fort, »in Gesellschaft reist es sich besser, wie gesagt. Und der Hexer kann sich als nützlich erweisen. Die Gegend ist wild und menschenleer, lasst nur eine Greule oder einen Steinbeißer uns anfallen oder eine Striege – die können uns Scherereien machen. Wenn aber Geralt in der Nähe ist, gibt es keine Scherereien, denn das ist sein Metier. Stimmt’s?«
    Abermals gab es weder Bestätigung noch Widerspruch.
    »Herr Drei Dohlen«, fuhr Boholt fort, während er die Korbflasche dem Zwerg weiterreichte, »ist zusammen mit Geralt gekommen, und das genügt mir als Bürgschaft. Wer also stört euch, Neuntöter, Häcksler? Etwa Rittersporn?«
    »Rittersporn«, erklärte Yarpen Zigrin und gab Rittersporn die Flasche, »stellt sich immer ein, wenn etwas Interessantes passiert, und alle wissen, dass er nicht stört, nicht hilft und den Marsch nicht verzögert. Wie ein Floh auf dem Hundeschwanz. Oder, Jungs?«
    Die »Jungs«, bärtige und untersetzte Zwerge, brachen in lautes Gelächter aus, dass die Bärte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher