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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin
Autoren: Manda Scott
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mindestens einer der als Römer verkleideten Krieger war eine Frau -, um es den Flammen zu übergeben. Die Opfergaben lösten, als sie mit dem Feuer in Berührung kamen, eine winzige Explosion aus, versprühten die grünen und blauen Funken von zu Pulver zermahlenem Kupfer und den beißenden Geruch versengter Haare. Als das Feuer kurz darauf wieder ruhig und gleichmäßig brannte, drehten sich alle drei Gestalten um und hoben ihre Kavallerieumhänge hoch, damit ihre Kameraden und Kameradinnen sehen konnten, dass sie unter den vom Feind erbeuteten Kettenpanzern, die sie zur Tarnung trugen, nackt waren und der graue Färberwaid, der ihnen ebenfalls als Schutz und zur Tarnung diente, ihre gesamte Haut bedeckte. Aus einem kleinen Einschnitt am linken Unterarm eines jeden der drei rann etwas Blut, schwarze Tropfen auf silbrig grauem Untergrund. Die Schädeltrommeln rasselten ein allerletztes Mal - Ausdruck des Wiedererkennens, der Anerkennung und der Ermutigung. Als sie schließlich endgültig verstummten, büßte die Nacht damit zugleich auch einen Teil ihres Zaubers ein.
    Es fiel Breaca schwer, sich zu bewegen - es war, als ob der Erdboden unter ihren Füßen für eine Weile weicher und nachgiebiger geworden wäre und nun, da der Zauber der Nacht gebrochen war, plötzlich schmerzhaft gegen ihre Fußsohlen drückte. Breaca schüttelte ihre Benommenheit ab und entfernte sich ein Stück weit von der Szene, um den Trommlern und Tänzern den Platz vor dem Feuer zu überlassen; sie waren in einem Zustand der Entrücktheit, aus dem aufzutauchen noch sehr viel schwieriger war, so dass sie die Fremdheit noch stärker empfinden würden. Der feindliche Dekurio folgte ihr.
    »Was meinst du? Bin ich ein Römer?« Der Mann legte leicht den Kopf schief, und an dieser typischen Haltung, an seiner Stimme und an seiner geringen Größe erkannte Breaca ihn.
    Sie lächelte. »Ardacos, nein, niemand würde dich für einen Römer halten. Aber bis die Feinde nahe genug herangekommen sind, um die Tarnung zu durchschauen, werden sie auch schon tot sein.«
    Sie legte ihre Hand auf das Heft seines Schwertes; es war der einzige Teil von ihm, den sie oder irgendjemand anderer ohne entweihende Wirkung berühren konnte, bis er seine Feinde getötet hatte oder bei dem Versuch umgekommen war. »Du weißt, wenn es mir möglich wäre, würde ich an deiner Stelle gehen.«
    »Und du weißt, dass es gewisse Gebiete gibt, auf denen Bodicea unübertroffen ist, und andere, wo allein die Bärin genügt.«
    Inmitten der dicken Farbschicht auf seinem Gesicht waren Ardacos’ Augen so glänzend und lebhaft wie die des Wiesels, das seine Vision war. Früher einmal war er für eine Weile Breacas Liebhaber gewesen, und er kannte sie so gut wie kaum ein anderer, kannte ihre Schwächen, die wirklichen und die eingebildeten, die sie vor der größeren Masse der Krieger stets so sorgsam zu verbergen suchte.
    »Ich wäre nicht dazu fähig, die Krieger morgen den Hügel hinunterzuführen, selbst wenn ihr Leben und das meine davon abhingen«, sagte er. »Ich wäre nicht dazu fähig, mit dem Rücken zur aufgehenden Sonne zu stehen und mit der Stimme Brigas zu ihnen zu sprechen, so dass sie sich von den Göttern berührt glauben und im Stande fühlen, jede noch so große Zahl von Legionen zu besiegen. Ich wäre niemals dazu fähig, neben Caradoc über ein Schlachtfeld zu reiten und dabei den Kampfgeist und dieses wilde Feuer zu verbreiten, das in deinem Herzen brennt, so dass die Schwachen und die Verwundeten, die sich bereits verloren glaubten, plötzlich wieder neuen Mut schöpfen und kämpfen können.«
    In etwas nüchternerem Tonfall fügte Ardacos hinzu: »Die Götter verleihen jedem von uns unterschiedliche Gaben. Ich könnte nicht die Bodicea sein, aber das möchte ich auch gar nicht. Und du solltest dir nicht wünschen, eine Bärin zu sein. Sei froh, dass du nicht dein ganzes Leben mit dem Gestank von Bärenfett in der Nase zubringen musst.«
    Breaca rümpfte die Nase. »Meinst du nicht, dass auch ich den ständig in der Nase habe?«
    »Nein. Das glaubst du zwar, aber ich weiß, dass du in Wirklichkeit keinen blassen Schimmer hast, wie scheußlich das Zeug stinken kann.« Ardacos grinste und zeigte dabei seine weißen Zähne. Auch ihm war es nicht erlaubt, irgendjemanden außer denjenigen, mit denen er die Schwüre der Nacht gesprochen hatte, zu berühren, bis zumindest der erste Feind getötet war. Daher hielt er seine Hände ganz bewusst weiterhin über seinem
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