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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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ganz in Ordnung wird es nie wieder sein«, sagte Colonel Graeme. »Du kannst nicht mehr kämpfen.«
    »Es gibt andere Möglichkeiten zu dienen«, sagte Moray mit einem Blick auf den König. »Augen und Ohren habe ich noch, und die stelle ich Euch zur Verfügung, wenn Ihr mir Anweisung dazu gebt.«
    »Danke für das Angebot, Colonel, aber solange ich nicht in Schottland bin, können Sie auch nicht dorthin zurückkehren. Die Belohnung für Ihre Ergreifung ist einfach zu hoch.«
    »Ich spreche nicht von Schottland.« Moray zuckte vor Schmerz zusammen. »Der Mann, der neben mir lag, kam aus Ulster. Ich habe seine Geschichte im Kopf, alle Einzelheiten seines Lebens. Er hat keine Verwandten.« Moray sah den König an. »Ich könnte eine Weile seine Identität annehmen, mich unter die Schotten in Ulster mischen, Euch über ihre Gedanken und Pläne informieren.«
    Der König dachte nach. Die Iren waren wichtig für seine Sache, und zu wissen, was in den Köpfen der irischen Protestanten vor sich ging, wäre wertvoll für ihn. »Würden Sie das tatsächlich für mich tun?«, fragte er Moray.
    »Aye. Wenn es Eure Rückkehr nach Schottland beschleunigt.«
    »Überleg dir das genau, Junge«, mischte sich Colonel Graeme ein. »So eine Entscheidung sollte man nicht übereilt treffen. Wenn du diesen Weg wählst, darf niemand erfahren, dass du noch am Leben bist. Bis zur Rückkehr des Königs müssen deine Mutter und deine Geschwister glauben, dass John Moray in dem Gemetzel umgekommen ist. Und dein Mädel.«
    »Ihr zuliebe will ich es machen«, sagte Moray unter Schmerzen. »Damit wir eines Tages zusammen sein können.«
    »Ich wusste nicht, dass ein Mädchen auf Sie wartet.«
    Als Colonel Graeme merkte, dass Moray keine Kraft mehr zum Reden hatte, antwortete er für ihn: »Er hat eine Ehefrau.«
    Die Sonne war weitergewandert; ihr Licht erreichte ihr Lager nicht mehr. Sophia berührte den kleinen schwarzen Stein an der Kette um Morays Hals.
    »Du hast für meine Sicherheit gesorgt.« Er sah sie an. »Der Gedanke an dich hat mich überleben lassen, sagt mein Onkel.«
    Sie schmiegte sich enger an ihn. »Dein Onkel sagt auch, die Königin hätte mich hierher nach Kirkcudbright bringen lassen.«
    »Aye. Queen Mary ist eine große Romantikerin. Aber mein Onkel hat ebenfalls mitgewirkt. Er findet es ziemlich schlimm, dass ich dich so lange allein gelassen habe.«
    Sophia schloss kurz die Augen. »Ich war nicht allein.«
    Es fiel ihr nicht leicht, über Anna zu sprechen, doch sie überwand sich, und er lauschte ihr und hielt sie im Arm, während sie weinte. Als sie geendet hatte, betrachtete er schweigend Annas mit dem Band gefasste Locke in seiner schwieligen Hand.
    »Kannst du mir vergeben?«, fragte Sophia.
    Moray legte den Arm fest um Sophia. » Ich sollte dich um Vergebung bitten.« Seine Stimme klang rau. Er küsste sie zärtlich und warf noch einmal einen Blick auf die Haare in seiner Hand, die die gleiche Farbe hatten wie seine.
    Sophia sah, wie sehr es ihn beschäftigte, dass sein Kind ihn nie kennenlernen würde, dass er es nicht würde schützen können.
    »Sollen wir sie holen?«, fragte Sophia. »Sie könnte uns begleiten …«
    »Nein.« Sie merkte, wie schwer es ihm fiel, das Wort auszusprechen. »Du hast recht getan, sie in der Familie zu lassen. In Irland ist es zu gefährlich.« Er strich sanft über Sophias Gesicht. »Eigentlich dürfte ich dich auch nicht mitnehmen, aber offenbar bin ich so selbstsüchtig geworden, dass ich dich nicht mehr loslassen kann.«
    »Das musst du auch nicht.«
    »Doch, fürs Erste schon«, widersprach er, »sonst sind deine rechtschaffenen Gastgeber am Ende gekränkt.«
    Die Kerrs, die bald von der Kirche nach Hause kommen würden, hatte sie völlig vergessen. »Aber John …«
    Er wölbte die Hände um ihr Gesicht und küsste sie. »Ein paar Tage noch, dann bin ich wieder kräftig genug, um euch zu besuchen und in aller Öffentlichkeit um dich zu werben.« Seine Augen blitzten auf. »Wirst du mich ein zweites Mal heiraten, oder ist dir inzwischen aufgegangen, wie dumm deine Entscheidung war?«
    Sophia zog ihn zu sich heran, um ihn ihrerseits zu küssen. Endlich glaubte sie zu begreifen, was Colonel Graeme damals am Erkerfenster zu ihr gesagt hatte: dass irgendwann der Frühling wiederkehren würde.
    Vielleicht käme der König zurück, vielleicht auch nicht. Ihr war das jetzt nicht mehr so wichtig, weil sie Moray wiederhatte. Egal, wohin sie gemeinsam gingen: Schottland und Slains würden
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