Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
diesem Dr. Tezza. Er soll übrigens nur einer, wenn auch der berühmteste, einer ganzen Anzahl ähnlicher Wunderdoktoren sein.«
    »Wenn ich schon ›Wunder‹ höre.«
    »Und die Erfolge?«
    »Bevor ich nicht mit eigenen Augen …«
    Hellberg sprang auf, ganz Feuer und Flamme.
    »Genau!« rief er. »Das sollen Sie. Warum nicht probieren, statt hier vier Wochen die Hände in den Schoß zu legen. Und wenn dieser Dr. Tezza weiter nichts versteht, als Ihnen und Ihrer Frau die Hoffnung, den Glauben und den Willen zum Gesundwerden zu stärken.«
    »Und was sagen die anderen bekannten Ärzte dazu? Die Professoren?«
    »Sie lachen ihn aus. Oder sie beneiden ihn. Aber das ist doch kein Beweis. Semmelweis wurde auch ausgelacht. Und Robert Koch.«
    »Sie meinen also …?«
    »Ein Versuch kann nicht schaden.«
    »Ich werde gleich mit meiner Frau darüber sprechen.« Karl Haußmann zog den Bademantel an und lief rasch hinüber zum Hotel.
    Hellberg sah ihm nach.
    »Wirklich ein netter Mensch, dein Chef. Kann einem leid tun. Daß ihm so etwas passieren muß.«
    »Glaubst du etwa an die Wunder deines Dr. Tezza?« fragte Marion Gronau. »Oder wolltest du ihm nur unbedingt was Nettes sagen?«
    »Ich verstehe zuwenig davon. Ich bin dafür, nichts unversucht zu lassen. Gerade in diesem ganz besonderen Fall.«
    Marion Gronau erschrak.
    »Wieso ist dies ein ganz besonderer Fall?« fragte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Na, du bist gut, Marion«, antwortete Frank Hellberg. Anscheinend völlig arglos. »Wo die Haußmanns so freundlich waren, uns mitzunehmen.«
    Erika lag mit geschlossenen Augen da, als Karl das Zimmer betrat. Er ging zu ihr hin und küßte sie.
    »Rika, Liebste«, sagte er. »Ich habe eine gute Neuigkeit.«
    Er zog den Sessel an ihren Liegestuhl heran, setzte sich zu ihr und berichtete von Dr. Tezza aus Capistrello. Zum Schluß sagte er:
    »Er behandelt nach einer individuellen Methode, Rika. Ohne chirurgische Eingriffe. Sollten wir es nicht wenigstens versuchen?«
    »Daß du dir soviel Sorgen um mich machst, du Guter.«
    »Das …« versteht sich doch von selbst, hatte er sagen wollen. Er ließ es und fügte statt dessen hinzu:
    »Wir lassen die anderen beiden hier, fahren ganz allein gemütlich zu diesem berühmten Arzt. Auf der Rückfahrt kommen wir dann wieder hier vorbei. Wenn ich daran denke, Rika: In drei Wochen bist du wieder gesund.«
    Sie lächelte. Er war wie ein Kind. Sie mochte ihm die Hoffnung nicht zerstören.
    »Gut, Karl, fahren wir. Wann soll es denn losgehen?«
    »Gleich morgen, Rika.«
    Sie widersprach nicht, sondern griff nach seiner Hand und drückte sie.
    »Und jetzt, Rika, jetzt laufe ich schnell hinunter und bestelle uns eine Pulle Sekt.«
    »Wie? Jetzt? Vor dem Mittagessen?«
    »Ja, Rika, wir müssen darauf anstoßen. Auf ein gutes Gelingen, auf unsere Hoffnung, auf deine baldige Genesung.«
    An der Tür kehrte er noch einmal um. Er zog sie ungestüm in seine Arme. So, als wollte er seinen Optimismus gewaltsam auf sie übertragen.
    Sie fuhren doch nicht allein.
    Frank Hellberg hatte inständig darum gebeten, mitreisen zu dürfen. Er hatte berufliches Interesse vorgeschützt, obwohl ihn in erster Linie menschliche Anteilnahme trieb, dabeizusein.
    Und Marion Gronau hatte gesagt: »Wenn eine Frau krank ist, kann eine Frau ihr nützlicher sein als zwei Männer.«
    Sie fuhren auch keineswegs gemütlich.
    Karl Haußmann trat aufs Gas, als säße ihm der Teufel im Nacken. Mit den flinken, kleinen Italienern ließ er seinen großen Wagen um die Wette rasen. Aber es war kein Sport. Es war wie eine Flucht vor dem schlechten Gewissen. Oder wie eine Verfolgungsjagd, als gälte es, Versäumtes einzuholen.
    So eine Fahrweise verlangt ungeteilte Aufmerksamkeit. Gerade sie fehlte Karl Haußmann. Ihn irritierte, daß Marion Gronau hinter ihm saß.
    Was soll das? dachte er. Warum wollte sie unbedingt mit in dieses Bergnest, statt in Rimini am Strand zu bleiben? Welchen Zweck verfolgt sie? Spielt sie die Sanftmütige, die Hilfsbereite nur, um in Wirklichkeit ihre Stellung zu behaupten? Oder war sie tatsächlich aus Zuneigung, aus Anhänglichkeit mitgefahren? Ein Gedanke, der Karl Haußmann zwar schmeichelte, aber nicht sympathisch war.
    Um zehn Uhr waren sie in Rimini gestartet. In Porto Recananti, dreißig Kilometer hinter Ancona, aßen sie zu Mittag. Gegen sechzehn Uhr, in der Höhe von Giulianova Lido, geschah es:
    An einer wegen Bauarbeiten verengten Straßenstelle tauchte plötzlich ein Sportwagen hinter einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher