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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
Autoren: Martine Bailey
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sein Anwesen in Irland. Ich bin das alles ziemlich leid, und es geht mir miserabel. Richtig elend.
    Ich weiß, du wirst jetzt sagen, ich soll all meine Sinne beisammenhalten und weiter meine Rolle spielen. Ich muss wohl alles selbst irgendwie lösen und meine Karten so ausspielen, wie es mir als das Beste erscheint. Ich erwarte, hier vorerst einige Zeit beschäftigt zu sein, um alles zu erledigen, und danach werde ich dir erneut schreiben. Bitte lass schon meine alten Gemächer in Devereaux Court für meine Rückkehr herrichten.
    Dann können wir frei sprechen.
    Deine ergebene Nichte
    Carinna
    Loveday schüttelte den Kopf und musste sich ein Lächeln verkneifen. «Rückkehr nach London», murmelte er, während er das Siegel mit einem Tropfen von dem gestohlenen Wachs wieder verschloss. Welche Welle er auch gerade ritt, sie schien sich doch recht schnell wieder in eine andere Richtung zu wenden.
    Der zweite Brief war in Miss Jesmires krauser Handschrift verfasst. Die Nachricht war weniger verschleiert, und er verstand jedes einzelne Wort. Die alte Frau wollte also auch gern flüchten.
    30 . Oktober 1772
    An den Herausgeber von The Lady’s Magazine
    Messires GGJ & J. Robinson
    25 , Paternoster Row
    London
     
    Meine werten Sirs,
    ich wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr das folgende Gesuch an attraktiver und prominenter Stelle bei Euren Stellengesuchen platzieren könntet, möglichst in der nächsten Ausgabe. Ich lege zwei Schillinge in ein Stück Papier gewickelt bei. Das sollte als Lohn für Eure Dienste genügen.
    Gesuch
    Eine Dame im besten Alter & mit beachtenswerter Erfahrung, sehr vornehm und Tochter eines äußerst beliebten, verstorbenen Pfarrers aus Suffolk, die weiß, wie man Kleidung und Wäsche richtet, mit der Nadel geschickt umgehen kann, Haare aufs beste frisiert & die Vorzüge einer privaten, vornehmen Erziehung genoss, würde gerne einer respektablen Lady aufwarten und sich auf jede erdenkliche Weise als Zofe, Kindermädchen oder Gesellschafterin nützlich machen. Gerne bereit, ohne jeden Verzug eine passende Stellung anzutreten. Antwort erbeten mit der höchsten Diskretion an Miss J bei Mrs. Wardle, Haberdashers, The Strand.

IV Die Küche von Mawton Hall
Am Tag vor Allerheiligen, Oktober 1772
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Wie man ein Frikassee aus Hühnchen macht
    Nimm das Hühnchen frisch geschlachtet und schneide es in Stücke, die du rasch in Butter anbrätst. Gib eine schwere Soße, ein, zwei Schalotten, etwas Gemüse, ein Glas Claret und etwas Sardellensaft hinzu. Dicke die Soße mit in Mehl gerollter Butter an. Mit Mettbällchen, dem Hahnenkamm und Dreiecken aus geröstetem Brot garnieren.
    Ein Gericht, welches mir eine Schenkenköchin in Preston verriet und das angeblich bei Hofe serviert wird,
    Martha Garland, 1743
    D iese Kreatur namens Jesmire stand tatsächlich in meiner Küche und schaute auf die Reihe verdorbener Küchlein. Mit dem Taschentuch betupfte sie pikiert die Spitze ihrer geröteten Nase.
    «Was um alles in der Welt ist denn das?»
    «Ein kleines Missgeschick», erwiderte ich kurz angebunden. «Also? Was kann ich für Euch tun?»
    «Lady Carinna verlangt es nach fein gekochtem Hühnchen», verkündete sie und spitzte säuerlich die Lippen. «Aber das wirst du schon noch besser hinkriegen müssen als das da. So was wird nicht reichen.»
    Ich schämte mich sehr, dass sie die Küchlein überhaupt gesehen hatte.
    «Natürlich werde ich für sie mein Bestes geben, Ma’am.»
    Mit einem Schniefen quittierte sie meine Worte und schaute sich neugierig in der Küche um. «Dieses Hühnchen. Richte es möglichst hübsch her, hörst du? Der Speisende ist ein – wahrer Feinschmecker.» Ein gehässiger Zug umspielte ihre Mundwinkel.
    Ich hatte sie derweil von oben bis unten gemustert und war zu dem Schluss gekommen, dass sie genauso eine Dienerin war wie ich. Ihr modisches Kleid war das abgelegte Kleidungsstück von jemand anderem und für ihre Figur zu groß. Eine Sardine, die sich als Sahnehäubchen verkleidete, wie Mrs. Garland es ausdrücken würde.
    Ich hörte auf zu nicken und starrte sie an. «Dann bringt Ihr das Essen nach oben?»
    Man hätte glauben können, ich würde ihr befehlen, den Fußboden zu wischen. «Ich? In meinem ganzen Leben habe ich noch nie einen Teller getragen. Der Lakai meiner Herrin, Loveday. Der kommt runter. Ich nehme jetzt die Kutsche und bin fort. Los, mach dich schon an die Arbeit, Mädel.»
     
    So eine freche Weibsperson! Ich zerbrach mir
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