Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
Autoren: Martine Bailey
Vom Netzwerk:
einen von den goldenen Lakaienmänteln. Er hat einen Brief aus London gebracht, Billy hat es genau gesehen. Der Master kommt also vielleicht doch heim. Sir Geoffrey könnt ja ein bisschen Geld lockermachen.»
    «Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, Jem. Als er jünger war, hätte er das wohl gemacht. Aber seine Braut ist allein hergekommen. Das verheißt nichts Gutes.»
    In dem Moment erreichte mich aus der Küche eine Wolke aus bitterem Rauch. «Meine verfluchten Küchlein!», rief ich und verschwand wieder im Innern.
    Jem packte noch einmal mein Handgelenk, als ich mich abwandte. «Und wo bleibt mein Kuss?»
    «Sie sind verdorben!», fauchte ich. «Teg wird dir einen Leckerbissen holen.» Ich bin sicher, dass ich genau das an jenem Tag gesagt habe. Dass ich seine Verpflegung mit seinem Wunsch nach einem Kuss durcheinanderbrachte.
    Als ich die Küchlein aus dem Ofen rettete, waren sie schon braun überzogen und schmeckten nach Asche. «Du dummer, unaufmerksamer Hohlkürbis», schimpfte ich mit mir und schaute wütend auf das ruinierte Backwerk.
    Aber ehe ich sie in den Schweinetrog werfen konnte, spürte ich einen Schatten in meinem Rücken. Ich drehte mich um und stand Teg gegenüber, die zappelte wie ein Welpe an der Leine.
    «Biddy, komm schnell. Da steht ne Lady in der Küche und fragt nach der Köchin, aber ich war so blöd und bin einfach weggerannt.»

III
    L oveday glitt an der Wand vor der Tür seiner Herrin nach unten. Er mochte diese Stühle nicht, bei denen seine Beine in der Luft baumelten, und wenn er den ganzen Tag stand, schmerzte irgendwann seine alte Verwundung. Auf den Fersen hocken war genau das Richtige. So hatte er früher mit den anderen Männern von Lamahona ums Feuer gesessen, daran konnte er sich erinnern. Seine Samthose spannte an den Knien, und der mit Goldfäden bestickte Mantel schleifte im Dreck. Seine Muskeln aber waren straff gespannt. Hinter der Tür hörte er Lady Carinna weinen und toben. Sie spie Feuer wie ein wütender Berg. Er rätselte über den Worten dieses Briefs, den er vor einer halben Stunde heimlich geöffnet und gelesen hatte.
    Devereaux Court zu London,
    den 27 . Oktober 1772
    Geliebtes Schwesterherz,
    ich erhielt deinen Brief heute Morgen und muss zugeben, dass ich sehr verwirrt bin. Warum zum Teufel bist du allein den ganzen Weg hinauf nach Cheshire gereist? Kätzchen, welchen Plan hat dein kluges Köpfchen jetzt nur wieder ausgeheckt? Hättest du mich bloß eingeladen, dich zu begleiten. Gemeinsam zu reisen ist so viel angenehmer. Stattdessen hast du mich hier zurückgelassen und dem Geschimpfe unseres Onkels ausgeliefert. Er ist nicht glücklich, Schwesterherz, dass du schon so bald deinen Mann verlassen hast. Aber was weiß er schon über die Gefühle anderer? Was mich betrifft, so verstehe ich zumindest, wenn du nicht einen Augenblick länger in Gesellschaft dieses abscheulichen Mannes bleiben kannst. Bravo, Schwesterchen! Du hast deine Freiheit zurückerlangt!
    Du fragst, was es Neues in der Stadt gibt. Hier also das Wenige, was ich gehört habe. Ich will es kurz machen: Der Spieltisch war mir nicht gewogen, aber ich glaube fest daran, dass man so schnell gewinnt, wie man verliert. Einmal die richtige Karte für mich, und schon geht’s aufwärts. Zumal meine Verluste nichts sind verglichen mit denen von Lord Ridley. Es geht das Gerücht, er habe zehntausend Pfund verloren, und er ist in Richtung Kontinent abgereist, um den Konsequenzen aus dem Weg zu gehen. Unser Onkel hat gelacht, als er hörte, Ridley werde an seiner alten Villa in Italien vorbeikommen, wo er bestimmt auch von blutsaugenden Moskitos bedrängt wird.
    Außerdem weiß ich zu berichten, dass ich die ranzige Sarah Digby mit deinem alten Verehrer Napier in der Stadt gesehen habe. Der zeigt erst jetzt sein wahres Gesicht, wie ich es dir immer prophezeit habe. Man erzählt sich, sie hätten letzte Woche heimlich geheiratet, und das alles nur wegen ihrer dreißigtausend Pfund. Jane Salcombe macht aus sich selbst auch eine Närrin und hat den ganzen Abend mit Col Connaught getanzt (der nur lausige zweitausend Pfund wert ist). Das allein zeigt schon, wie verzweifelt sie ist.
    Ich bin sicher, nachdem unser Onkel für dich einen Mann gefunden hat, will er auch mich unter die Haube bringen. Das Einzige, was mich jetzt noch davor beschützt, ist seine geringe Meinung über mich. Der glaubt doch, ich wär ein Faulenzer, dem nicht mal geschmacklose Erbinnen in die Falle gehen. Dem Teufel sei Dank! Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher