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Das Schapdetten-Virus

Das Schapdetten-Virus

Titel: Das Schapdetten-Virus
Autoren: Juergen Kehrer
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Blutwurstbutterbrot und sagte: »Was kümmerst du dich auch um die blöden Affen? Nachher zerkratzt so ein Vieh dir das Gesicht, und du musst ins Krankenhaus, damit sie dir eine Tetanusspritze verpassen.«
    »Sie tun mir irgendwie leid. Ich meine, ich hab das Gefühl, sie sind unglücklich.«
    Koslowski verdrehte die Augen. »Wilsberg! Unser Job ist es aufzupassen, dass niemand über die Zäune steigt. Die Affen gehen uns nichts an.«
    Just in diesem Moment meldete sich die Warnanlage mit einem Intervall-Schrillen, und ein Lämpchen am Umzäunungsmodell leuchtete rot auf. Wir betrachteten den Monitor, der den entsprechenden Abschnitt erfasste.
    »Kaninchen oder Ratte«, sagte Koslowski und deaktivierte die Anlage. Dann nahm er das abgelegte Butterbrot wieder in die Hand. »Willst du auch eins?«
    »Hast du einen anderen Belag?«, fragte ich. »Ich glaube, heute Nacht ist mir nicht nach Blutwurst.«
     
    Ich war eingenickt. Ein Sekunden- oder Minutenschlaf. Auf der Autobahn tödlich, aber im Wachraum eines Affenhauses nicht besonders tragisch. Ich rieb mir die Augen und kontrollierte die Monitore. Draußen war alles ruhig. Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, bevor mich die Müdigkeit übermannt hatte, war Koslowskis Aufbruch zu einem Rundgang gewesen. Danach hatte ich es mir im Sessel ein wenig zu bequem gemacht. Ich schaute auf die Uhr und zog den Kontrollgangplan zurate. Wenn Koslowski den Plan eingehalten hatte, und daran bestand eigentlich kein Zweifel, hätte er längst zurück sein müssen. Was trieb er so lange da draußen?
    Ich suchte die Monitore nach einem Lebenszeichen meines Partners ab. Vergeblich.
    Vielleicht saß er einfach auf dem Klo?
    Für die Verständigung untereinander hatten wir zwei Walkie-Talkies mitgebracht. Ich nahm meins in die Hand und funkte ihn an: »Koslowski, hörst du mich? Melde dich bitte!«
    Die Antwort war Rauschen.
    Ein paar Mal wiederholte ich die Übung, dann gab ich es auf. Allerdings besaß ich keine Garantie, dass Koslowski sein Gerät auch eingeschaltet hatte.
    Zwischendurch überlegte ich, ob ich die Polizei anrufen sollte. Doch nach dem peinlichen Zwischenfall mit Weiduschat wollte ich mich nicht schon wieder lächerlich machen. Also entschied ich mich für die Einzelkämpfer-Variante: Ich schüttelte meine verkrampften Glieder und machte mich breitbeinig auf den Weg. Vorher löste ich noch die Lasche am Pistolenhalfter. Für alle Fälle.
    Der Flur bot keine neuen Erkenntnisse: Er war menschenleer und ruhig. Zuerst schaute ich auf dem Klo nach. Kein Koslowski.
    Fünf Minuten später wusste ich, dass er sich nicht in der Halle aufhielt. Ich öffnete die Außentür und trat ins Freie. Die Nachtluft war kühl und erfrischend. Ich nahm einen tiefen Lungenzug. Inzwischen war ich mehr als hellwach. Wo zum Teufel steckte Koslowski? Er konnte sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben.
    Ich ging um die Gebäudeecke. Im selben Moment klatschte etwas Feuchtes in mein Gesicht. Jemand drückte einen Lappen oder Schwamm auf meine Augen, Nase und Mund. Gleichzeitig riss ein anderer meine Arme nach hinten. Und ein dritter, vermutlich ein dritter, zog die Pistole aus dem Halfter. Die Burschen waren wirklich gerissen. Ich trat um mich und versuchte, nicht zu atmen. Aber irgendwann ließ sich das Atmen nicht mehr vermeiden. Ich war schließlich gesund, kräftig und nicht unter Wasser.

V
     
     
    Ich fühlte mich, als hätte ich drei Tage durchgesoffen, dabei unentwegt einen griechischen Wadenschüttler getanzt und anschließend kein Aspirin gefunden. In meinem Kopf pochte und wummerte es, und nur mit Mühe konnte ich Sigis Worten folgen.
    »Ich verstehe nicht, wie man euch derart übertölpeln konnte. Ihr habt euch benommen wie blutige Anfänger. Und das ist schon der zweite Blackout innerhalb weniger Tage. Erst die Sache mit Weiduschat, und jetzt das. Koslowski, wieso hast du nichts bemerkt?«
    Wir saßen in Sigis Büro, das heißt, außer der Chefin, Koslowski und mir noch Max von Liebstock-Blumenberg. Einige Stunden zuvor hatten die Kollegen von der Tagschicht Koslowski und mich befreit. Zu diesem Zeitpunkt lagen wir gefesselt und verschnürt im Affenraum A. Schon wieder bei Bewusstsein, auch wenn uns nach grober Schätzung etwa eine Stunde fehlte. Ansonsten waren wir unverletzt, sah man von der Schmach der Niederlage und den kopfschmerzerzeugenden Nachwirkungen des Betäubungsmittels ab. Zusammen mit den Kollegen stellten wir fest, dass einige Käfige aufgebrochen und
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