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Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Titel: Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Vanillepudding, ebenfalls eine Enttäuschung, sagte ich: »Schlimme Sache, das.«
    Die junge Frau mit dem nicht ganz echten blonden Haar guckte von ihrer Zeitschrift auf. »Was meinen Sie?«
    »Diese Affengeschichte.«
    Sie zog die Nase und die Oberlippe ein Stückchen nach oben, als hätte sie etwas Unangenehmes gerochen, und fixierte mich mit blaugrauen Augen. »Woher wissen Sie davon?«
    Ich tippte an mein Namensschild. »Virologie.«
    Sie nickte. »Ich habe Brenda noch nie so ernst erlebt. Es muss wirklich eine Katastrophe sein.«
    »Ganz meine Meinung.« Ich widmete mich dem Vanillepudding. »Falls sich die Analyse bestätigt. Soweit ich gehört habe, gibt’s noch ein paar Unsicherheiten. Was meint denn Ihre Freundin?«
    Die Blondierte zuckte mit den Schultern. »Da wissen Sie mehr als ich. Ich arbeite nicht in dem Projekt.«
    »Ein paar Infos wird Brenda doch rausgelassen haben?«, forschte ich weiter.
    Ihr durch eine Metallbrille gestählter Blick wurde noch kühler. »Herr Professor, ich habe das Gefühl, Sie wollen mich aushorchen.«
    »Ach was. Betrachten Sie unser Gespräch als Kantinenplauderei.«
    »Wenn Geheimhaltung angeordnet ist, und laut Brenda gibt es eine Nachrichtensperre, dann hält sie sich daran, auch mir gegenüber. Brenda verhält sich immer korrekt.«
    »Eine lobenswerte Einstellung«, bemerkte ich professoral. »Ihre Freundin reibt sich wohl ziemlich auf?«
    »Brenda arbeitet Tag und Nacht an der Sache.« Sie zischte empört und streifte mein Namensschild mit einem verächtlichen Wimpernschlag. »So ist das nun mal, wenn Frauen Karriere machen wollen: Sie müssen fünfzig Prozent mehr arbeiten als Männer und selbstverständlich auf Familie verzichten. Trotzdem gibt es so wenige Professorinnen unter den Medizinern. Finden Sie das nicht merkwürdig?«
    »Nun ja.« Ich strich über meinen Kittel. »Ich habe seinerzeit auch auf einiges verzichten müssen.« Ich grinste. »Auf Frauen allerdings nicht.«
    Möglicherweise war das nicht die richtige Antwort, um sie zu meiner Verbündeten zu machen. Oder sie wollte sowieso gehen.
    Mit einem energischen Schlag faltete sie die Zeitschrift zusammen und stand auf. »Wie Sie meinen, Herr Professor. Einen schönen Tag noch!«
     
    Als ich die Kantine verließ, begegnete mir der echte Professor Keilmann. Einen Hustenanfall vortäuschend, bedeckte ich Gesicht und Namensschild mit Armen und Händen. Keilmann erstarrte zu einer Salzsäule, doch ähnlich wie Lots Weib verlor er kein einziges Wort.

XIII
     
     
    Diesmal musste ich länger warten. Ich hatte meine Verkleidung als Handlanger der maroden Sozialversicherung abgelegt und wieder die im Verbrauchermarkt erstandene Freizeitkleidung, eine graue Jeans und ein rostfarbenes Sweatshirt, beides zusammen für weniger als sechzig Mark, angezogen und meinen Beobachtungsposten am Fahrradparkplatz oberhalb des Tierlabors bezogen.
    Es wurde Abend und es wurde Nacht. Ein Haufen Sterne und eine torkelnde Mir zogen über das Firmament, während sich in Bodennähe eine empfindliche Nachtkühle bemerkbar machte. Die Warterei verfluchend, machte ich leichtere gymnastische Übungen, um mich von Hunger und Durst abzulenken und meinen Kreislauf in Gang zu halten.
    Ab und zu verließ jemand die Tierpathologische Forschungsstelle, aber Brenda ohne Nachnamen forschte weiter für ihre universitäre Karriere. Sie allein interessierte mich, wenn ich die Worte ihrer Freundin richtig deutete, war sie familienlos, und diesen Umstand wollte ich ausnutzen.
    Eine Stunde vor Mitternacht kam Brenda heraus. Ich hoffte, dass sie ihr Auto an der Domagkstraße und nicht auf einem der Parkdecks der Bettentürme abgestellt hatte, denn mein Reisemobil lag in der Domagkstraße in Lauerstellung. Doch dann kam sie direkt auf mich zu.
    Sie schien sehr müde zu sein und hielt den Blick gesenkt. Blitzschnell tauchte ich hinter einen Busch. Von dort aus durfte ich mitansehen, wie sie das Schloss eines Fahrrades öffnete. Damit hätte ich in Münster rechnen müssen.
    Hatte ich aber nicht. Deshalb blieb mir nur ein beherzter Sprint, während sie zügig den Versorgungsweg zur Domagkstraße hinunterrollte. Als ich atemlos an meinem Hymercar ankam, sah ich ihr Rücklicht in Richtung Aasee verschwinden.
    Das Reisemobil war nicht gerade ein ideales Verfolgungsfahrzeug. Mit dem Widerwillen eines überladenen Kamels bequemte es sich zur Geschwindigkeitssteigerung. Verzweifelt suchte ich den Fahrradweg am Kardinal-von-Galen-Ring ab. Mir blieb nur diese
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