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Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman

Titel: Das Schapdetten-Virus - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Menschen wurden nach wenigen Tagen, in denen sie fürchterliche Qualen erleiden mussten, von den Viren quasi aufgefressen.
    Als ich wieder zuhörte, war Brenda bei einem anderen Thema: »… wir in Münster keine Reagenzien mit Antikörpern haben, um Reaktionstests durchzuführen, haben wir einige Schapdetten-Proben an das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin geschickt.«
    »Hoffentlich nicht per Post«, scherzte ich, um ihr zu beweisen, dass ich noch bei der Sache war.
    Sie schloss sich höflich meiner Heiterkeit an. »Natürlich nicht. Vorsichtshalber haben wir die höchste Sicherheitsstufe angeordnet. Das Laborfahrzeug wurde die ganze Zeit von zwei Polizeiwagen eskortiert.«
    »Sehr gut. Und es hat eine Reaktion gegeben«, vermutete ich ins Blaue.
    »Richtig. Mit Marburg.« Sie spreizte ihre Hände. »Auch das bedeutet noch nicht viel. Das heißt nur, dass unser Virus mit Marburg eng verwandt ist.«
    »Aha«, sagte ich.
    »Die Tierpathologen sind zu ähnlichen Befunden gekommen. Sie haben inzwischen an die fünfzig Affen seziert. Die Symptome sind mal schwächer und mal stärker ausgeprägt, in vielen Fällen könnte es sich auch um SHF handeln.«
    Etwas regte sich in meinem Gedächtnis. Richtig, Michael Holtgreve hatte die Abkürzung erwähnt. »Dieses Affenfieber?«
    Sie nickte. » Simian hemorrhagic fever , hämorrhagisches Affenfieber, nicht auf Menschen übertragbar.«
    »Aber Sie sagten …«
    »In einigen Fällen haben wir das volle Marburg-Erscheinungsbild vorgefunden: geschwollene Leber und Milz, Blut in der Lunge, im Magen und im Darm, Ablösung der Schleimhäute im Verdauungstrakt. Manche sahen aus, als seien sie halb verwest, obwohl sie kurz zuvor eingeschläfert worden waren. Nur noch Gewebebrei und Knochen, zusammengehalten von einem Hautsack.«
    »Das ist ja übel«, sagte ich. Und tatsächlich wurde mir bei der Vorstellung eines Gewebebreis im Hautsack ziemlich schummrig. Zum Glück hatte ich die Affen nicht angefasst. Aber Franka.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, erkundigte sich Brenda Schulte.
    »Nein, das heißt, doch. Ich bin nur etwas früh aufgestanden. Äh …, die entscheidende Frage ist ja wohl die nach der Ansteckungsgefahr.«
    Sie zog kritisch die Augenbrauen zusammen. »Meinen Sie innerhalb der Spezies oder für andere Lebensformen?«
    Da mir die Bedeutung ihrer Frage nicht ganz klar war, sagte ich: »Sowohl als auch.«
    Wieder erntete ich einen skeptischen Blick. Vermutlich drückte ich mich für ihre Ohren ein wenig zu laienhaft aus. Deshalb setzte ich hinzu: »Als Beamter einer Gesundheitsbehörde interessiert mich natürlich speziell das Gefahrenpotenzial, das für die menschliche Bevölkerung ausgeht.«
    Das schien ihr besser zu gefallen. »Wie bereits gesagt, handelt es sich um eine Variante, wenn nicht gar um einen völlig neuartigen Virustyp, dessen Eigenschaften uns noch weitgehend unbekannt sind. Was allerdings bedenklich stimmt, ist die Infektionsrate unter den Kapuzinern in Schapdetten.«
    »Wie hoch ist die?«
    »Hundert Prozent. Das müssten Sie doch wissen.«
    »Richtig«, bestätigte ich. »Ich hab’s irgendwo gelesen. Fahren Sie bitte fort!«
    »Wenn wir davon ausgehen, dass nicht alle Kapuziner vor der Ankunft in Schapdetten infiziert waren, und davon müssen wir ausgehen, dann bedeutet das, dass sich die Viren von Käfig zu Käfig, ja, sogar von einem Raum zum nächsten ausgebreitet haben.«
    »Haben Sie dafür eine Erklärung?«, fragte ich.
    »Wir haben zwei Hypothesen, eine harmlose und eine weniger harmlose. Die harmlose besagt, dass die Tierpfleger als Transportmittel benutzt wurden. Die Tierpfleger haben die Käfige gereinigt, sie haben kranke und gesunde Tiere angefasst, am Anfang selbst die Kadaver ohne jegliche Schutzmaßnahmen berührt.«
    »Und die weniger harmlose?«
    Sie sog geräuschvoll Luft ein. »Die weniger harmlose geht davon aus, dass sich die Viren durch die Luft verbreiten. Wie Grippeviren.«
    »Ekelhaft«, sagte ich.
    Sie guckte mich erstaunt an. »Um auf Ihre eigentliche Frage zurückzukommen: Bis jetzt hat keine der Personen, die mit den Kapuzinern in Berührung gekommen ist, Krankheitssymptome entwickelt.«
    Ich atmete auf. »Das ist ja mal was Erfreuliches.«
    »Nur bedingt. Wir kennen die Inkubationszeit nicht genau. Möglicherweise vermehrt sich das Virus im menschlichen Körper langsamer. Antikörpertests reagieren erst ab einer bestimmten Menge. Denken Sie an die Unsicherheit beim Aidstest. Für Filoviren sehen Affen und
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