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Das rote Band

Das rote Band

Titel: Das rote Band
Autoren: Dana Graham
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Victorian?“, fragte sie erheitert.
    Amira war in ein kostbares Gewand aus dunkelblauer Seide gehüllt und trug eine auffällige Halskette, welche aus einem Rubin, einem Saphir, einem Smaragd und einem Diamanten bestand – die Kette der Elemente ! Victorians Brauen verengten sich. Dieser berühmte Schmuck befand sich seit Jahrhunderten im Besitz der königlichen Familie. Eine furchtbare Ahnung stieg in ihm auf. „Wie kommst du zu dieser Kette, Amira?“, fragte er scharf.
    „Nun“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Theodoric erachtete es als würdiges Geschenk für seine zukünftige Frau.“
    Victorian atmete tief durch. „Du bist mit dem König verlobt?“
    „Seit drei Tagen, ja. Möchtest du mir gratulieren?“, fragte sie mit samtweicher Stimme.
    Victorian schnaubte, als er seinen Verdacht bestätigt fand. Schlagartig wurde ihm vieles klar. „Jetzt verstehe ich deinen Wunsch, mit mir nach Greystone zu kommen. Du wusstest, du würdest höchstwahrscheinlich Theodoric dort treffen.“
    Sie nickte anerkennend. „Ich wusste außerdem, dass der König zu schönen Frauen selten Nein sagt, im Gegensatz zu dir. Es war eine einmalige Gelegenheit, in den Genuss seiner persönlichen Obhut zu gelangen. Und von da an war es ein Kinderspiel, ihn von meinen Vorzügen zu überzeugen.“ Ihre Finger glitten an den Edelsteinen ihrer Kette entlang. „Mein Plan war ohne jedes Risiko. Hätte der König meinen Anschuldigungen nicht geglaubt, die ich gegen dich erhoben habe, wäre ich bei dir geblieben und Duchess of Walraven geworden.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Jetzt werde ich Königin von Telamen.“
    Während Victorian Amiras Ausführungen zuhörte, erkannte er, dass Eloïse mit ihrem Verdacht recht gehabt hatte. „Die Vergiftung am Winterfeuer war ein Probelauf“, erklärte er, „damit du feststellen konntest, wie hoch du den Brechweinstein dosieren musstest, um mich außer Gefecht zu setzen, damit du in Ruhe mit dem König reden konntest.“
    Amira hob eine Augenbraue. „Woher weißt du vom Brechweinstein? Ach natürlich! Lady Joanna hat es dir bestimmt gesagt. Sie hatte mich gleich im Verdacht.“ Sie verzog in falschem Bedauern das Gesicht. „Aber leider konnte die Burgherrin nichts in dieser Sache unternehmen, weil ich sonst dafür gesorgt hätte, dass dieser ehrlose Fechtmeister am Galgen endet.“
    Victorians Hand umschloss den Knauf seines Schwertes. „Du bist eine berechnende Frau, Amira. Du hast mich nur für deine Zwecke benutzt.“
    „Und das wirfst ausgerechnet du mir vor?“ Sie lachte auf. „Du hast doch unserer Verlobung bloß zugestimmt, damit dich dein Vater zu dieser kleinen Bauerntochter nach Greystone zurückkehren lässt.“
    Die Knöchel an Victorians Fingern traten weiß hervor, und eine steile Falte entstand auf seiner Stirn. Er war nicht mehr fähig, zwischen seiner Wut auf Amira und sich selbst zu unterscheiden.
    Amira bemerkte seine Anspannung. „Oh, du bist tatsächlich in sie verliebt“, sagte sie. „Wie niedlich.“
    Victorian unterdrückte den Wunsch, seine ehemalige Verlobte zu schütteln. „Eloïse war hier. Wo ist sie?“, knurrte er.
    „Ja, Eloïse war da, was mich sehr verwundert hat. Ich dachte, dass du sie nach meinem Fortgehen sofort wieder in dein Bett holen würdest. Aber was habe ich erfahren? Du hast die letzte Woche im Vollrausch verbracht ... etwa meinetwegen?“ Sie neigte den Kopf. „Ich fühle mich geehrt.“
    „Wo ist Eloïse?“, wiederholte er mühsam beherrscht.
    „Sie hat den Königshof gestern verlassen, und ist mit dem Viscount of Highfalls zu dessen Burg aufgebrochen.“ Amira sah ihn an und schien auf eine bestimmte Reaktion von ihm zu warten.
    Doch Victorian wusste beim besten Willen nicht, was Amira von ihm hören wollte. So fixierte er sie mit eisigem Blick und wiederholte: „Der Viscount of Highfalls?“
    Sie lächelte mit Unschuldsmiene. „Ja, der Viscount of Highfalls hat sie und ihre ganze Familie mitgenommen. Und Eloïse ist ihm willig gefolgt.“
    Victorian drehte sich auf dem Absatz herum und lief zu den Ställen zurück. Vielleicht konnte er den Vorsprung des Viscounts noch einholen!
    Amira blickte ihm mit einem leisen Lachen nach. „Ich würde zu gerne dein Gesicht sehen, wenn du die Wahrheit herausfindest.“
     

30
     
    Highfalls/Greystone, April
     
    Victorian sprang aus dem Sattel und lief zum Burgtor der kleinen Festung Highfalls, die versteckt zwischen den sanften Hügeln des Parnea-Gebirges lag. Wie ein Verrückter
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