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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus
Autoren: Sarah Harvey
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unten stehen Sie stundenlang Schlange … Man könnte
meinen, dass ein Anwesen wie dieses über mehr stille Örtchen verfügt, aber mein
Mann hat gesagt, wenn so ein Gebäude erst mal unter Denkmalschutz steht, können
selbst Cordays Millionen nichts mehr ausrichten, da darf ohne amtliche
Genehmigung nicht mal ein neuer Durchbruch gemacht werden.«
    Lily dankte ihr mit einem Lächeln und steuerte die herrschaftliche
Treppe an.
    »Dritte Tür rechts. Ich bin erst mal in sechs Schlafzimmer und einen
Wäscheschrank gelatscht.«
    »Danke.« Lily drehte sich wieder nach der Dame um.
    »Gern geschehen«, strahlte diese sie an. Sie schob sich die Brille zurecht.
»Sie sind Liams Frau, oder? Lily Bonner? Ich möchte Sie schon lange
kennenlernen … Ich bin Violet Cawson und habe früher für Peters Vater
gearbeitet, wir haben uns etwa gleichzeitig zur Ruhe gesetzt. Wenn Sie mal Lust
auf einen Kaffee haben, rufen Sie mich doch an. Ich bin auch eine alte Freundin
von Peters Mutter, wir sind zusammen zur Schule gegangen, von daher können Sie
sich jetzt ausrechnen, wie alt …« Sie grinste. »Peter
hat meine Nummer.«
    Während Lily die Stufen hinaufging, dachte sie darüber nach, wie
anders der heutige Abend doch im Vergleich zu dem Abend der Tennisparty war.
Jeder, dem sie vorgestellt wurde, war freundlich und offen, und sie genoss den
Abend richtig. Natürlich geisterten immer noch hier und da Figuren herum, die
sie schief ansahen und dumme Bemerkungen machten, aber Liam hatte darauf
geachtet, diesen Leuten auszuweichen. Wenn sie bedachte, dass sie ursprünglich
überhaupt keine Lust gehabt hatte, herzukommen, war es völlig unerwartet ein
sehr schöner Abend geworden. Gleicher Ort, gleiche Gästeschar – und doch fühlte
sich alles anders an. Lily wusste, dass dies daran lag, dass sie selbst sich
geändert hatte.
    Sie kam sich wie ein Eindringling vor, als sie den im Dunklen
liegenden ersten Stock erreichte. Einen Lichtschalter konnte Lily nicht finden,
aber es drang genügend Licht vom Garten herein, um sich zurechtzufinden. Lily
staunte, wie pompös ein schlichtes WC hergerichtet werden konnte: mit
Marmor von oben bis unten. Nicht unbedingt geschmacklos, aber doch so, dass
jeder die dahintersteckenden Millionen erkennen konnte.
    Insgesamt war das Haus wirklich wunderschön. Auf ihrem Weg zurück
nach unten bewunderte Lily die Aussicht durch die stattlichen Bogenfenster, die
genauso malerisch war wie die Kunstwerke an den Wänden.
    Die Gäste auf der Terrasse hatten sich alle dem Ende des
weitläufigen Rasens zugewandt, wo erste Feuerwerkskörper krachten und den
Nachthimmel erhellten.
    Doch dann fielen ihr zwei Gestalten auf, die sich nicht dem
Spektakel zugewandt hatten. Die eine war ihr ungleich vertrauter als die
andere, aber vor allem hatte sie die beiden noch nie zusammen gesehen.
    Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und redeten miteinander.
Isabellas Lippen bewegten sich schnell, ihr Blick wanderte immer wieder nervös
über Liams Schulter, als habe sie Angst, mit ihm gemeinsam gesehen zu werden.
    Lily erstarrte vor Schreck, als ihr jemand plötzlich die Hand auf
die Schulter legte.
    »Lassen Sie los, Lily …«
    Sie fuhr herum und sah sich Duncan Corday gegenüber.
    »Wie bitte?«
    »Loslassen ist das Beste.«
    »Loslassen?«, wiederholte sie langsam. Wovon redete er? Doch im
selben Moment wusste sie auch schon genau, was er meinte, und wandte sich
wieder dem Fenster zu. Sie ließ den Blick von Corday zu Liam und Isabella
wandern und schloss dann bedächtig die Augen, als ihr endlich die ganze
Wahrheit bewusst wurde.
    Liam und Isabella. Natürlich. Sie hatten … sie waren … Sie brachte
es nicht über sich, explizit das zu denken, von dem Corday annahm, dass sie es
bereits wusste.
    Sie atmete tief durch, um sich zu fangen, und wandte sich dann
wieder ihrem Gastgeber zu.
    »Das ist nicht so einfach …«, entgegnete sie nun und musste sich
sehr beherrschen, um weder Hände noch Stimme zittern zu lassen.
    »Es ist aber vorbei. Eigentlich hat es nie richtig angefangen, ein
einmaliger Ausrutscher, nichts, worüber Sie sich Sorgen machen sollten. Und
schon so lange her …«
    »Die Zeit heilt alle Wunden, hm?«, murmelte sie.
    Ihr spitzer Ton entging ihm nicht.
    »Sie waren beide ziemlich betrunken. Bella hatte sich mit ihrem Mann
gestritten, und Liam … na ja, der war halt hier, alleine, wieder mal …« Das
»wieder mal« war ein Vorwurf, den sie nicht überhören konnte. »Er war
niedergeschlagen … Es
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