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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Autoren: Simon R. Green
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den Angriff, den er vermutlich gar nicht mehr mitbekommen w ü rde, kroch ihm eine G ä nsehaut ü ber den R ü cken. Die Hexenh ü tte lag geduckt wie ein schlafendes Raubtier da. Aus T ü r- und Fensterritzen sickerte ein roter Schein. Rupert kam schlitternd zum Stehen, lehnte sich mit dem R ü cken gegen das raue Holz der H ü ttenwand und versuchte, das Dunkel, aus dem er gekommen war, mit Blicken zu durchbohren, um zu erkennen, ob ihm jemand gefolgt war. Nichts regte sich in der Ebenholzschw ä rze, und der einzige Laut in der langen Nacht war sein rasselnder Atem. Er schluckte trocken, wartete einen Augenblick, bis er wieder Luft bekam, und klopfte dann sehr h ö flich an. Ein grellroter Glanz stach ihm in die Augen, als die H ü ttent ü r plötzlich aufsprang. Eine gro ß e, d ü rre Hand mit langen, gekr ü mmten Fingern ä geln schoss hervor und packte ihn an der Kehle. Rupert stie ß und schlug wild um sich, konnte aber nicht verhindern, dass sie ihn ins Innere der H ü tte zerrte.
    Die bucklige Hexe schloss die T ü r mit einem Fu ß tritt und lie ß Rupert ohne gro ß e Umst ä nde auf den schmutzstarrenden Teppich fallen. Dann rieb sie sich die mageren H ä nde und kicherte teuflisch, w ä hrend er sich m ü hsam aufsetzte und die wunde Kehle massierte.
    „War nicht pers ö nlich gemeint“, feixte sie. „Aber was tut man nicht alles f ü r seinen Ruf. Wenn ich nicht hin und wieder die hässliche Alte gebe, denken die anderen, dass mit mir nicht mehr viel los ist. Was suchst du hier?“
    „Ich dachte, du k ö nntest mir vielleicht weiterhelfen“, kr ä chzte Rupert.
    „Weiterhelfen?“, wiederholte die Nachthexe und zog eine schiefe Braue hoch. „Bist du sicher, dass du an der richtigen T ü r geklopft hast?“ Die schwarze Katze auf ihrer Schulter fauchte und rieb das Fell gegen das lange, graue Zottelhaar der Hexe. Die Alte begann, sie geistesabwesend zu streicheln.
    „Nenn mir einen Grund, der mich daran hindern kann, dich in einen Frosch zu verwandeln“, meinte sie dann.
    Rupert zeigte ihr sein Schwert. Die Hexe feixte wieder.
    „Steck es weg, oder ich mache einen Knoten in die Klinge!“
    Rupert dachte einen Augenblick lang dar ü ber nach, schob dann das Schwert in die Scheide und wagte einen neuen Versuch. „Ich glaube, du hast meinen Opa gut gekannt.“
    „M ö glich“, sagte die Nachthexe leichthin. „Ich habe in meiner besten Zeit viele M ä nner gekannt. Wie hie ß denn dein Opa?“
    „Eduard aus dem Waldk ö nigreich.“
    Die Nachthexe starrte ihn überrascht an. Dann erlosch das Feuer in ihren Augen. Sie wandte sich zögernd ab und lie ß sich in einen arg mitgenommenen alten Schaukelstuhl am Feuer sinken.
    „Ja“, sagte sie schlie ß lich fast zu sich selbst. „Ich erinnere mich an Eduard.“
    Sie starrte bewegungslos ins Nichts, und Rupert nutzte die Gelegenheit, um sich aufzurappeln und ein wenig umzusehen. In der H ü tte herrschte ein verschwommenes, bleiches Licht, das von ü berall zugleich zu kommen schien, obwohl nirgends eine Lampe zu sehen war. Die W ä nde neigten sich schief nach au ß en, und Flederm ä use kreischten droben in den hohen Dachbalken. Der Schatten einer Katze huschte eine Wand entlang, ohne dass er das dazugeh ö rige Tier entdecken konnte, und etwas Dunkles, Formloses starrte mit gl ü henden Augen vom rauchgeschw ä rzten Kamin zu ihm her ü ber.
    Rupert fixierte die Nachthexe neugierig. Irgendwie wirkte sie ü berhaupt nicht mehr gef ä hrlich, seit sie ihn nicht mehr bedrohte. Wie sie so auf ihrem Stuhl vor- und zurückschaukelte, die Katze auf dem Scho ß , sah sie aus wie jedermanns Großmama, eine verschrumpelte, grauhaarige, alte Dame, den R ü cken von der Last der Jahre gebeugt. Sie war schrecklich d ü nn, und das Leid hatte tiefe Falten in ihre Z ü ge gegraben. Das konnte nicht die sagenumwobene Nachthexe sein, die Verf ü hrerin mit der schwarzen Haarpracht, das furchteinfl öß ende Gesch ö pf der Dunkelheit. Vor ihm sa ß eine m ü de, alte Frau, versunken in Erinnerungen an bessere Zeiten. Sie sah auf und merkte, dass Rupert sie eingehend betrachtete.
    „Ja, schau mich an“, sagte sie ruhig. „Vor langer Zeit war ich ber ü hmt f ü r meine Anmut. So ber ü hmt, dass viele M ä nner von weither kamen, um mir Komplimente zu machen. Kaiser, Imperatoren, edle Ritter – ich h ä tte sie alle kriegen k ö nnen. Aber ich wollte sie nicht. Es reichte mir, dass ich sch ö n war.“
    „Wie viele junge Mädchen mussten f ü r deine
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